Ali Baschar, der Mörder der Jüdin Susanna Feldmann, war zu keiner Zeit ein Flüchtling. Das ZDF erklärt sein Abgleiten in die Kriminalität mit dessen angeblicher Perspektivlosigkeit. 

April 5, 2019 – 29 Adar II 5779
Konstruiertes Alibi für einen Mörder und Vergewaltiger

 

Von Anastasia Iosseliani

Mitte März schoss das ZDF wieder einmal den Vogel ab, indem es den Mord an Susanna Feldmann durch Ali Baschar relativierte:

«Warum wurde Ali B. kriminell? Nach seiner Flucht war Ali B. in Deutschland nach und nach in die Kriminalität abgeglitten. Der Grund: Lange Asylverfahren und Perspektivlosigkeit.»

Baschar ist ein kurdischer Iraker, der im Rahmen der Zuwanderungswelle von 2015 mit seiner Familie versucht hatte in Deutschland Asyl zu erhalten und während seines Asylverfahrens zunehmend kriminell wurde, bis hin zum erwähnten Mord an Susanna.

Ali Baschar ist und war kein Flüchtling. Das beweist allein die Tatsache, dass er nach dem Mord an Susanna mit seiner Familie zurück in den Irak/KRG gehen konnte und wollte, um sich dort vor dem Zugriff der deutschen Behörden zu verstecken. Trittbrettfahrer wie Ali Baschar, die sich als «Flüchtlinge» ausgeben, werden nicht schnell genug abgeschoben und verlängern die Wartezeit echter Flüchtlinge auf die Bearbeitung ihrer Fälle. Lange Asylverfahren und Perspektivlosigkeit kennen auch echte Flüchtlinge – werden deshalb aber noch lange nicht zu gemeingefährlichen Kriminellen wie Baschar, der übrigens inzwischen den Mord an Susanna gestanden hat.

Generell sollte man damit aufhören, jeden Menschen mit Migrationshintergrund zu einem «Flüchtling» zu stilisieren. Damit wird man nicht nur echten Flüchtlingen nicht gerecht, sondern ist hart an der Grenze zum Paternalismus und schürt am Ende noch Ressentiments gegenüber allen Menschen mit Migrationshintergrund.

Zuwanderer ungleich Flüchtling

Ich z.B. bin ein Mensch mit Migrationshintergrund, aber kein Flüchtling, weil ich als Tochter eines Schweizer Vaters in Zürich geboren wurde. Trotzdem gibt es heute in Georgien, dem Land, indem ich meine Wurzeln habe, um die 300.000 Binnenflüchtlinge als Folge des Augustkrieges von 2008. Das sind echte Flüchtlinge, die es aber nicht nach Westeuropa geschafft haben. Tatsache ist auch, dass nicht jeder Mensch, der aus einer Diktatur, wie zum Beispiel der Islamischen Republik Iran zuwandert, ein Flüchtling ist. Denn selbst in einer Diktatur sind nicht alle Einwohner entweder Täter, die für das Regime foltern und morden, oder unschuldige Oppositionelle – nein, es gibt auch genug opportunistische Mitläufer, die das System durch ihre Gleichgültigkeit am Leben erhalten.

Mir sind Menschen bekannt, die aufgrund ihrer Opposition seit über 30 Jahren im Exil leben und nicht einmal für die Beerdigung ihrer eigenen Eltern in den Iran reisen konnten – aus Angst von den Häschern des Regimes gefoltert und/oder ermordet zu werden. Mir ist aber auch ein junger Deutsch-Iraner bekannt, der in seinem links-alternativen Bekanntenkreis in Berlin als «Flüchtling» posiert, um Frauen abschleppen zu können, obwohl er regelmäßig Urlaub bei seiner Familie im Iran verbringen kann und dann regelmäßig in den Sozialen Medien Bilder von sich am Kaspischen Meer und in Persepolis postet.

Zurück zum ZDF: Diese Täter-Opfer-Umkehr und der Relativismus von misogyner Gewalt sind von Seiten des ZDF schlicht und ergreifend pietätlos, besonders wenn man bedenkt, dass Susanna rechtlich gesehen noch ein Kind war. Ein Kind, das gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde, von jemandem, der schon lange hätte abgeschoben werden können. Susannas Mutter leidet bis heute darunter, wie und vor allem dass ihre Tochter überhaupt sterben musste. Diana Feldmann benötigt psychologische Unterstützung, um am Prozess gegen Ali Baschar als Nebenklägerin teilnehmen zu können. Es ist deshalb nur schwer zu verstehen, wie das ZDF ohne Not eine solche Täter-Opfer-Umkehr betreiben kann.

Eine Entschuldigung wäre das Mindeste, was die Verantwortlichen u.a. der Mutter für diesen Fauxpas schulden. Egal ob diese frauenfeindliche Gewalt von einem Hans oder einem Hassan praktiziert wird – oder wie in diesem Fall von einem Ali: Wenn diese relativiert wird, dann bleiben die stolzen Hinweise des ZDF auf den eigenen Feminismus („Das Geschlechterverhältnis in der ZDF-Belegschaft ist seit zehn Jahren ausgeglichen. Insgesamt liegt die Beschäftigungsquote von Frauen im ZDF bei 49,9 Prozent.“) reine Lippenbekenntnisse.

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