Als Herr Schwarzbaum noch Nummer 132 624 war – zweiter Teil.  

Juni 8, 2015 – 21 Sivan 5775
„Ich will es nicht erzählen – ich muss!“

Von Simon Akstinat

Doch das schlimmste stand Henry Schwarzbaum und seinen Mitgefangenen erst bevor: Die Todesmärsche, die er als noch schlimmer als das KZ selbst empfand! Der Begriff „Todesmärsche“
war keinesfalls eine Übertreibung, denn wer bei diesen Märschen schlappmachte, wurde erschossen.
Als die Sowjets heranrückten, bekam jeder eine Decke und ein Brot und musste zu Fuß in Holzschuhen 180 Kilometer durch den Schnee nach Gleiwitz gehen. In Gleiwitz, wo sie auch wieder in Baracken untergebracht werden sollten, waren diese bereits von anderen Gefangenen bewohnt. Diese wollten die Neuankömmlinge nicht in ihre Baracken lassen. Offensichtlich war ihre eigene Not und Enge bereits so groß, dass sie es sich nicht noch beschwerlicher machen wollten.
Von Gleiwitz aus ging es weiter nach Buchenwald in Thüringen. Ein besonderer Fund am Bahnhof von Gleiwitz verlängerte das Leben von vier ausgemergelten Männern (einer davon war Henry
Schwarzbaum) noch einmal: Darin waren Wurst, Butter und Brot. Wurst hatte der junge Mann seit zwei Jahren nicht mehr gesehen!
In Buchenwald traf er schließlich sogar Freunde aus Bendzin. Nach der Station Buchenwald ging es schließlich weiter zu Siemens nach Berlin-Spandau. Dorthin, wo heute der Metro-Großmarkt steht.
Dort waren die Gefangenen plötzlich in der Situation, eine Schicksalsgemeinschaft mit ihren Peinigern zu bilden, denn beide wurden gleichermaßen von amerikanischen und britischen Flugzeugen bombardiert. Einmal war er gar verschüttet in einem „Schutzgraben“ (in den
Bunker durften nur die Bewacher), konnte sich aber wieder freigraben. Einmal fiel eine Bombe genau auf den Bunker, 30 SS-Leute waren auf einen Schlag tot. Das bedeutete jedoch noch keineswegs die Freiheit. Sehr kurios ging es nun weiter: Mit öffentlichem Nahverkehr, genauer gesagt mit der S-Bahn, ging es von Spandau nach Bernau, natürlich immer bewacht von SS. (…)

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