In einer der heiligsten Städte des Judentums stören Juden nur  

April 7, 2016 – 28 Adar II 5776
Für das ZDF ist jeder Jude ein Besatzer

Von Stefan Frank

Vor knapp zwei Jahrzehnten, am 14. Januar 1997, schüttelten der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Jassir Arafat, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, einander die Hand. Soeben hatten sie am Grenzübergang Erez, der Israel mit dem Gazastreifen verbindet, ein historisches Abkommen ausgehandelt. Sie hatten vereinbart, dass die Stadt Hebron, die Wiege des Judentums, in zwei Zonen geteilt würde: H1 und H2. Aus der Zone H1, die 85 Prozent der Stadt Hebron ausmacht, würde sich Israel binnen Tagen zurückziehen und die Kontrolle an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben. Nur in den verbleibenden 15 Prozent – H2 – würden fortan noch Juden leben dürfen, unter dem Schutz der israelischen Armee.

US-Präsident Bill Clinton lobte den unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Jordaniens ausgehandelten Vertrag als wichtigen Schritt zur Bildung von Vertrauen und Kooperation zwischen beiden Seiten.

Es war ein Test: Wenn Juden und Araber sich über die Aufteilung der heiligen Stadt Hebron verständigen können, warum sollten sie dann nicht auch im Rest des umstrittenen Landes zu einem Modus der Koexistenz auf der Basis ausgehandelter und anerkannter Grenzen finden? Der Versuch ist schiefgegangen. Heute leben Juden in nur noch drei Prozent von Hebron, wie in einem Gefängnis sind sie von der Umwelt, die sie nicht betreten dürfen, getrennt. Und es ist nicht so, als würde ihnen das Opfer gedankt.

Für bestimmte Kräfte ist jeder Jude ein „Siedler“ und „Friedenshindernis“, das beseitigt werden muss. So denken nicht nur die Hamas und die PLO, sondern auch das deutsche ZDF. „Geisterstadt Hebron. Ex-Soldaten brechen das Schweigen“, betitelte das Nachrichtenmagazin „heute“ einen Beitrag auf seiner Webseite.

Die Autorin des Artikels, ZDF-Reporterin Miriam Staber, war bei einer Stadttour der antiisraelischen Lobbygruppe „Breaking the Silence“ dabei und weiß jetzt: Es wird keinen Frieden geben, solange in Hebron noch Juden leben. Nein, das sagt nicht sie, das sagt ihr Tourguide, Herr Bigelmann, „ein Ex-Soldat“. In Israel ist fast jeder ein „Ex-Soldat“ – ist das neuerdings ein Beruf? Nein, Bigelmann ist von Beruf antiisraelisch: Die EU zahlt den Leuten von „Breakingthe Silence“ pro Jahr mehrere Hunderttausend Euro. Das erklärt wohl einiges; Bigelmann bekommt sein Gehalt dafür, dass er die Juden zum Problem erklärt: „Die Siedlungen haben Hebron zu einer Geisterstadt gemacht“, sagt er. Moment mal: Eine Geisterstadt, in der 200.000 Menschen (nämlich Araber) wohnen? Hat der sie noch alle?

Staber vertraut ihrem Führer so sehr, dass sie ihn zum Protagonisten ihres Artikels macht: Er ist der einzige, der zu Wort kommt. Leider erfährt man nichts darüber, wer Herrn Bigelmann früher zum „Schweigen“ gezwungen hat, das er jetzt „bricht“. Herr Bigelmann erklärt auch nicht, warum er die Juden aus Hebron vertrieben sehen will. Das Einzige, was er sagt – und was Miriam Staber dem deutschsprachigen Publikum weitergibt –, ist: Solange es in Hebron noch ein paar Juden gibt, wird das nichts mit dem Frieden: „Die Siedlungen hier verhindern ein friedliches Zusammenleben.“ Die „Siedlungen“, das sind Häuser, in denen Juden wohnen. Ein anderes Mal werden die Juden als „Besatzung“ bezeichnet. Folgt man freilich dieser Logik, wird es keinen Frieden geben, solange überhaupt noch irgendwo auf der Welt Juden leben – aber irgendwo muss man ja anfangen, warum nicht in Hebron.

Dabei schreibt Staber selbst, Hebron sei „die zweitheiligste Stadt des Judentums“. Wenn Juden kein Recht haben, in ihrer zweitheiligsten Stadt zu wohnen – wo dann? (Auf dem Tempelberg beanspruchen die Muslime Heimrecht, weil es ihr „drittheiligster Ort“ sei). (…)

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