Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der deutsch-israelischen Militärkooperation 

März 8, 2019 – 1 Adar II 5779
Franz Josef Strauß‘ Einsatz für Israel

 

Von Lothar Klein

Anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel fand im Oktober 2015 in der israelischen Negevwüste eine gemeinsame Militärübung statt. Einleitend zum Bericht darüber wage ich einen kleinen, sicher nur bruchstückhaften Rückblick auf die Militärkooperation beider Staaten, die auf dem Hintergrund der Geschichte als Wunder betrachtet werden kann, jedoch ohne diesen Hintergrund so nie zustande gekommen wäre.

Peres in Strauß‘ bayerischer Privatwohnung

Die deutsch-israelische Militärkooperation begann bereits zwölf Jahre nach dem Holocaust, damals noch streng geheim, weil eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit dem Land der Nazi-Mörder für viele Holocaust-Überlebende so wenige Jahre nach der NS-Barbarei völlig undenkbar war. Wer in der Politik des jüdischen Staates eine solche Option angesichts der militärischen Bedrohung durch die arabischen Nachbarn auch nur vorsichtig ansprach, erntete in der israelischen Gesellschaft wütenden Protest. Dennoch trafen sich im Spätsommer 1957 Schimon Peres, damals 34 Jahre alt und Generaldirektor im Verteidigungsministerium, und CSU-Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (42) in dessen Privatwohnung an seinem Dienstsitz in Bonn und zu einem weiteren Gespräch am 27. Dezember 1957, in dessen Privathaus in Rott am Inn. Damals ahnten beide sicher nicht, dass der eine einmal Friedensnobelpreisträger und Staatspräsident seines Landes und der andere Ministerpräsident Bayerns und heimlicher Außenminister sein würde. Die Herren aßen zusammen und verhandelten über Waffenlieferungen Deutschlands an Israel. Strauß bekannte sich aufgrund des Holocausts zur Verantwortung Deutschlands für das Überleben des von feindlichen Nachbarn in seiner Existenz bedrohten jüdischen Staates. Er sicherte Peres die Lieferung von Waffen und Technologien samt Finanzierung zu, mit denen Israel in der Lage wäre, zum Schutz seiner Existenz seine eigene Verteidigungsindustrie aufzubauen – mit großem Erfolg.

Die DDR verbündete sich mit Ägypten

Der Nahostkonflikt wurde in dieser Zeit immer mehr vom Kalten Krieg zwischen dem kommunistischen Machtblock unter Führung der Sowjetunion und dem freien Westen mit den USA als führender Kraft überlagert. Als Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser am 26. Juli 1956 die vertragswidrige Verstaatlichung des Suezkanals proklamierte, löste das einen gemeinsamen Angriff Frankreichs, Großbritanniens und Israels gegen Ägypten aus. Fortan wurde Israel, das in diesem als Suezkrise in die Geschichte eingegangenen Konflikt für den Westen die Kastanien aus dem Feuer geholt und den freien Handelsverkehr auf dem Seeweg verteidigt hatte, seitens des Ostblocks als „Speerspitze des westlichen Imperialismus“ deklariert. Besonders tat sich dabei die Propagandamaschinerie der DDR unter Walter Ulbricht hervor. Die angeblich „antifaschistische“ DDR hatte sich sowieso aus der gesamtdeutschen Verantwortung für den Holocaust gestohlen und lehnte jede Form der „Wiedergutmachung“ gegenüber Juden und dem Staat Israel ab. Ulbricht setzte sich als Antwort auf die Hallstein-Doktrin, die besagte, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR durch Drittstaaten als unfreundlicher Akt gegenüber der Bundesrepublik betrachtet werden müsse, nun gerade für eine Annäherung der DDR an die arabischen Staaten ein. Sein Ziel war die internationale Anerkennung seines deutschen Teilstaates als eigenständiger Staat. Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und Ägypten kühlte sich das Verhältnis zur Bundesrepublik spürbar ab. Dies verfestigte sich noch, als der ägyptische Geheimdienst durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR Wind von der bundesdeutschen Militärhilfe für Israel bekam.

An jenem Abend des ersten Treffens zwischen Strauß und Peres, acht Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen beider Staaten, begann im Geheimen eine Verteidigungskooperation, die bis heute funktioniert. Es folgten weitere Treffen, die das Vertrauen vertieften, so am 23. Februar 1960 in Bonn, an dem neben Strauß und Peres auch der damalige Landwirtschaftsminister und Held des Sinai-Feldzugs Mosche Dajan teilnahm, um einen lang gehegten Wunsch von Strauß zu erfüllen. (…)


Erstmals erschienen in „Zum Leben“, Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e.V. (1/2016)

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