Es wären viele Orte in Tel Aviv vorstellbar, an denen sich Eden Holan und Eyal Lovett hätten treffen können. Im Shablul Jazz Club zum Beispiel oder in der Jazz Bar Beit HaAmudim oder am dortigen Konservatorium, wo sie einstmals beide unterrichtet wurden – Eden Holan im Gesang und Eyal Lovett am Piano. Doch es kam anders. Die Namen des jeweils an- deren waren ihnen bereits bekannt, ehe man sich schließlich dort getroffen hat, wo Eyal Lovett seit einigen Jahren lebt: in Berlin. „Einige Freunde, die in der deutschen Jazz-Szene unterwegs sind, haben mir ’ne Menge guter Dinge über Eyal als Musiker erzählt. Also habe ich ihn kontaktiert, weil ich große Lust hatte, in Deutschland aufzutreten“, erinnert sich Eden 2 ½ Jah- re nach der ersten Begegnung. Bei Eyal klingt das so: „Ich hatte schon von Eden gehört, denn ich stehe noch immer mit der Jazz-Szene in Israel in Verbindung. Und als sie mich dann überraschend kontaktierte, war ich sehr happy.“
In der väterlichen Linie von Eden Holans Familie spielt Musik seit mindestens vier Generationen eine Rolle. Der Urgroßvater war vor der Schoah Oberkan- tor der jüdischen Gemeinden in der Tschechoslowakei. Hier liegt die Wurzel für Edens Interesse an geistlichen Gesängen und Gebeten und unter dem Einfluss ihres Vaters Ronny Holan, einem der berühmtesten Jazz-Schlagzeuger Israels, bringt sie diese auf eine ganz ungewöhnliche Weise zu Gehör. Und da gibt es noch die Mischpoche der Mutter, die vor einigen Jahrzehnten aus Algerien nach Israel gekommen ist. Von klein auf wurde Eden auch mit sephardischen Weisen und arabischen Rhythmen bekannt gemacht. Insofern war das Zusammentreffen mit Eyal Lovett ein echter Glücksfall, denn auch er beschäftigte sich im Trio – dem Eyal Lovett Trio – seit einiger Zeit mit genreübergreifenden und multikulturellen musikalischen Formen. Das, was Eden von ihm erwartete, stellte dennoch eine Herausforderung dar, wie er sich erinnert: „Es ist ja immer ein Wagnis, wenn zwei Künstler zu- sammenkommen, also nicht immer einfach. Mit Edan hat es von Anfang gut geklappt. Sie ist hochprofessionell. Es gab schon mal Kontroversen, aber wir begegneten einander immer in großem Respekt und inzwischen sind wir sehr gute Freunde.”
Und Eden Holan erklärt im Gespräch mit der JÜDISCHEN RUNDSCHAU: „Unsere Zusammenarbeit ist zu einer sehr tiefen, sehr emotionalen Auseinandersetzung geworden, mit den Traditionen von Musik der in Israel lebenden Menschen, die sie aus der ganzen Welt dorthin mitbrachten. Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis, weil ich auch stolz auf meine israelische Identität bin, die sich musikalisch in dieser Vielfalt ausdrückt.“ Entstanden sei quasi „ein musikalischer Mix, der Jazzharmonien mit Elementen verschiedener Kulturen wie etwa südamerikanischer und afrikanischer Rhythmen verbindet und einen ganz eigenen Stil entwickelt“, heißt es in der Pressevorschau zur aktuellen Clubtour in Deutschland. Und man hat dafür auch einen eingängigen Titel gefunden: „Jazz meets Ethno“. Den Probelauf für dieses außergewöhnliche musikalische Projekt hatten am israelischen Unabhängigkeitstag im Jahr 2014 die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Zürich erleben dürfen und sie bescherten dem „Eden Holan Duo“ einen beachtlichen Er- folg. In diesem Jahr also stellten und stellen sich die beiden israelischen Ausnahmekünstler in einer Reihe von Club-Konzerten auch einem nicht-jüdischen Publikum – zum Beispiel im Berliner „zigzag“, einem sehr intimen Jazzclub.
Man durfte gespannt sein. Mit der für Jazz-Gigs ob- ligatorischen Verspätung von 25 Minuten beginnt
Eden Holan ihre Show mit einer sehr bluesigen Version von „Osse Shalom“, singt danach verschiedene Songs in portugiesischer und kreolischer Sprache zu südamerikanisch anmutenden Rhythmen, wozu sie verschiedene Percussioninstrumente spielt. Schließlich intoniert sie eine Swing-Version von „Shalom alechem“. Mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz wechselt sie virtuos zwischen diesen musikalischen Stilen. Für wachsende Begeisterung sorgt sie mit dem Wechsel in den Stimmungen von enthusiastischer Freude bis hin zu tiefer Trauer. Etwa wenn sie ein Lied ihrer Großmutter widmet – als eine Hommage an die einzige Auschwitz-Überlebende ihrer Familie, die sich einen Tag vor ihrem 70. Geburtstag das Leben nahm. (…)
Eden Holan und Eyal Lovett – jeder der Beiden arbeitet derzeit auch noch in verschiedenen anderen Projekten. Eden Holan hat mit der Tel Aviv Big Band in diesem Jahr schon viele Konzerte gegeben und es werden weitere folgen. Eyal Lovett spielt in dem Trio, das seinen Namen trägt und bringt im Oktober ein neues Album heraus. „Tales From A Forbidden Land“ wird es heißen.
„Musikalisch thematisiere ich damit meine Verbindung zu Israel,“ sagt er und verweist auf die Release-Konzerte nach Plattenerscheinen in Berlin, Leipzig und Magdeburg. Und dann im November geben Edan und Eyal wieder einige Club-Konzerte in Deutschland. Danach gehen sie ins Studio, um endlich das erste gemeinsame Album aufzunehmen.
Konzerttermine: Eyal Lovett Trio 22. 10. Fincan Berlin / 26. 10. Café Central Magdeburg / 27. 10. zigzag Berlin / 28. 10. Horns Erben Leipzig / 30. 10. House Concert Berlin / 1. 12. Kunstfabrik Schlot Berlin Eden Holan Duo 10. 11. Café Dujardin Berlin / 11. 11. Horns Erben Leipzig / 12. 11. Speyer / 13. 11. Kaffeehaus Mila Berlin
Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.
Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.