August 5, 2016 – 1 Av 5776
Ein Brief von einem „jüdischen Termiten“

Von Ari Soffer

(übersetzt von Marius Bischoff)

Sehr geehrter Herr Kongressabgeordneter Hank Johnson,

ich habe vor kurzem Kenntnis davon erlangt, dass Sie glauben, dass ich eine Termite sei.

Nicht nur ich, sondern meine Familie, Nachbarn und viele meiner Freunde – iim Grunde alle Juden, die zur Zeit in dem alten jüdischen Kernland von Judäa und Samaria leben (in einer anderen Rede vor Anti-Israel-Aktivisten behaupteten sie gar, dass die Juden überall in Israel als „Siedler“ bezeichnet werden könnten).

Herzlichen Glückwunsch: Sie haben gerade zur Litanei der entmenschlichenden Charakterisierungen von Juden durch Antisemiten einen weiteren Begriff hinzugefügt.

Ihrer praktisch wertlosen „Entschuldigung“ ungeachtet (ich wage zu behaupten, dass Sie eine ähnliche „Entschuldigung“ von einem weißen Rassisten nicht annehmen würden, der schwarze Menschen in einer solch abfälligen Art und Weise bezeichnet hätte), war meine erste Reaktion Empörung über einen gewählten amerikanischen Amtsträger, der eine solch atemberaubende und engstirnige Aussage über mein Volk macht.

Aber dann bin ich auf ein Video von Ihnen gestoßen und ich verstand: Sie sprachen darin vor einem US-Militärvertreter, und äußerten darin allen Ernstes Ihre Sorge, dass die Insel Guam umkippen und kentern könne, wenn zuviele Menschen darauf seien.

Egal wie abstrus Ihre jüngsten Äußerungen waren – es ist durchaus möglich, dass Sie einfach unglaublich unwissend sind, und eine Neigung dazu haben, öffentliche Aussagen zu machen ohne auch nur einen flüchtigen Blick auf die Fakten geworfen zu haben. In der Tat, auf der Grundlage des gesehenen Videos neige ich sehr zu dieser Erklärung.

Ich bin kein Geograph und daher vielleicht nicht qualifiziert Ihnen im Detail zu erklären, warum Inseln nicht wegen Übervölkerung kentern können. Weil ich aber ein jüdischer „Termite“ bin, gestatten Sie mir zu erklären, an welchem anderen Punkt Sie sich geirrt haben.

Mein Volk, wie Sie selbst sehen können, war hier in diesen alten Hügel lange vor denen, deren „Rechte“ Sie verfechten und die den Nahen Osten auseinander gerissen haben. Sie haben ein Volk nach dem anderen durch das Schwert erobert und mit Gewalt konvertiert und die einheimische Bevölkerung der Levante arabisiert. Genauso geschieht dies noch heute mit großen Teilen von Afrika.

Mein lieber Herr Rep. Hank Johnson, ich befürchte, dass Sie hinters Licht geführt wurden von Menschen, die ein Ende der „israelischen Besetzung eines Landes“ fordern, das sie selbst nur durch Vertreibungen, Tötungen und gewaltsame Konversionen von einheimischen Juden und Samaritern erworben haben.

Lange bevor die arabischen Armeen in das Land Israel kamen – während ihre Vorfahren noch in den Wüsten Arabiens ihre Kinder den Sonnengötter opferten –, erbaute mein Volk zwei glorreiche jüdische Gemeinwesen auf diesem Land, und schmiedete ein geistiges und kulturelles Erbe, auf das sich die gesamte monotheistische Welt von heute beruft.

Wir sind weit davon entfernt dieses Land „aufzufressen“, seitdem wir 1948 und 1967 unsere nationale Heimat zurückgewonnen haben. Und wir waren es, die es wieder zum Leben erweckt haben – zum Nutzen sowohl seiner jüdischen und arabischen Bevölkerung, die beide gediehen sind und sich als Ergebnis vielfach vermehrt haben. Die Hügel von Bet El und Schilo; von Schechem und Hebron und Bethlehem; das schöne Jordantal – alle diese Orte und auch darüber hinaus sind heute mit dem Leben aufkeimender jüdischer Gemeinden erfüllt. Es scheint, wie Sie sehen, dass es unmöglich ist, den unvermeidlichen Siegeszug der Geschichte „aufzuhalten“, egal wie sehr Sie und Ihre Freunde es versuchen.

In einigen Fällen – wie zum Beispiel in der Nachbarschaft von Jerusalem und Hebron, wo die einheimische jüdische Bevölkerung von arabischen Armeen und Mob mit Gewalt ethnisch gesäubert wurden – haben wir wieder Grundbesitz erworben, der uns ohne triftigen Grund genommen worden war. Wir werden auch in Zukunft so weitermachen und sicherstellen, dass wir die Hügel unserer Vorfahren auch weiterhin wiederaufbauen.

Wir werden dies tun auch wenn Sie und Ihresgleichen weiterhin unsere oft ängstliche Führungsriege einzuschüchtern wissen, da der Glaube unseres Volkes an G’tt, unsere nationale Entschlossenheit und unser Vertrauen in die Gerechtigkeit unserer Sache stärker ist.

Aber wundern Sie sich nicht: Falls Sie in Betracht ziehen uns hier zu besuchen, würde der Boden nicht unter Ihnen einbrechen, wie Sie es so lebhaft beschrieben haben. Einige der besten Weine, Käsesorten, Olivenöl und landwirtschaftliche Erzeugnisse der Welt werden hier produziert – wie unsere alten Propheten es vorausgesagt haben.

Stattdessen werden Sie feststellen, dass unsere Grundlagen nicht robuster sein könnten, die geschmiedet worden waren mit der Hilfe G’ttes, im Schweiße unseres Angesichtes und dem Blut zu vieler unseres Volkes.

Wenn Sie uns unvoreingenommen besuchen kämen, würden Sie nicht nur verstehen wie falsch Ihre feindliche Position uns gegenüber gewesen ist. Sie würden bemerken wie sinnlos es ist sich all jenen Verlierern der Geschichte anzuschließen, die versucht haben, uns daran zu hindern und zu entmutigen, unsere nationalen Bestrebungen zu erreichen.

Sie würden sicherlich erkennen, dass genauso wie die kleine Insel Guam auch weiterhin der Flut des mächtigen Pazifiks widerstehen wird, auch das jüdische Volk für immer in unserem Land eingepflanzt bleiben wird, trotz der Wellen von Fanatismus und Gewalt, die unsere Region erfassen und überfluten.

Mit freundlichen Grüßen aus den Hügeln von Schiloh,

Ari Soffer

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