Ein afroamerikanischer US-Demokrat beschmiert ein jüdisches Gotteshaus in New York mit antisemitischen Hass-Parolen  

Dezember 7, 2018 – 29 Kislev 5779
Ehemaliger Obama-Wahlkampfhelfer als mehrfacher Synagogen-Schänder ermittelt

Von Dushan Wegner

Wenn Sie einen der folgenden Filme nicht kennen, sollten Sie auf keinen Fall nach diesem Absatz weiterlesen: Total Recall, Der Zauberer von Oz, Repo Men, Vanilla Sky (bzw. das Original „Abres los ojos“), Mulholland Drive, Shutter Island, Sucker Punch – was haben diese Filme gemeinsam, abgesehen davon, dass es richtig gute Filme sind?

Nochmal die Warnung: wenn Sie die Filme nicht kennen, hören Sie jetzt mit dem Lesen auf, denn es folgt ein „Spoiler“ (ich verrate einen wichtigen Aspekt des Endes). – Sie sind noch dabei? Gut. Hier ist die Gemeinsamkeit der genannten Titel: Die Handlung des Filmes stellt sich am Ende als nur ein Traum heraus.

Selbst innerhalb der Fantasiewelt, die jeder Film ja darstellt, ist praktisch nichts vom Berichteten real.

Das Erstaunliche und zugleich Erschreckende ist: selbst wenn wir diese Filme ein zweites Mal schauen, um die Traum-Illusion wissend, verlieren diese Filme nicht ihren Reiz! Selbst wenn wir wissen, dass alles nur ein Traum im Traum ist, erleben wir die gezeigte Handlung genauso intensiv, und genießen wohlig schauernd die vibrierende Realitätsunschärfe.

New York
Haben Sie von den neuen Hassverbrechen in New York gehört? Ausgerechnet kurz vor dem 80. Jahrestag der Reichspogromnacht, ist laut Medienberichten in New York ein offensichtlicher Antisemit in eine Synagoge eingebrochen. Er beschmierte die Wände mit Sprüchen wie „Kill all Jews“, „Hitler“, „Jews better be ready“ und „Die Jew rats we are here“ (laut cnn.com, 3. November 2018), und versuchte sieben Synagogen in Brand zu stecken.

Bild.de berichtet über die Taten mit der Überschrift „Sieben Brandanschläge auf Synagogen in New York – ‚Tötet alle Juden‘-Schmiererei in Synagoge gefunden“. Der Artikel schließt so:

„Laut der ‚Anti-Defamation League‘, einem Verein gegen Antisemitismus, ist die Zahl der Angriffe auf Juden seit dem Amtsantritt von Präsident Trump um 57 Prozent gestiegen. Kritiker werfen ihm vor, mit seiner Rhetorik den Hass gegen Minderheiten insgesamt zu schüren. Trump selbst erklärte, es dürfe ‚keine Toleranz für Antisemitismus in Amerika oder für irgendeine Form von religiösem oder rassistischem Hass“ geben.“ (bild.de, 3. November 2018)

Wenn Sie den Artikel kursorisch lesen, könnten Sie zum Schluss kommen, dass Trump irgendwie an diesen Schmierereien und dem versuchten Feuer die Schuld trage, da er „mit seiner Rhetorik den Hass gegen Minderheiten“ schüre.

Auch „Spiegel Online“ berichtet über dieselbe Tat. Bei „Bild“ wird es beiläufig im Artikel erwähnt, bei „Spiegel Online“ ist es die Überschrift, dass der Täter gefasst wurde: „Mann nach Brandanschlägen auf Synagogen festgenommen“.

Der Leser ist natürlich neugierig und man liest in den Artikel hinein, doch im Artikel steht als nähere Angabe nur (Stand 4. November 2018), dass der Mann bei der Festnahme „emotional verwirrt“ gewesen sei.

Während Informationen zum Festgenommenen auf auffällige Weise fehlen, ist dem Artikel ein zweiter Artikel angehängt, zum Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh zuvor. In diesem zweiten, angehangenen Artikel wird nicht erwähnt, dass der Attentäter dort nicht nur Antisemit, sondern auch Trump-Hasser war, aber es wird eine andere Pseudo-Information eingebaut.

Der Artikel über Schmierereien an einer und versuchte Brandstiftungen auf sieben New Yorker Synagogen bei „Spiegel Online“ endet (sich auf Pittsburgh beziehend!) so:

„Unter den sechs Verletzten war auch Mallingers 61-jährige Tochter. Bowers soll der Verfasser einer Reihe judenfeindlicher Botschaften im Onlinenetzwerk Gab.com sein. Dieses ist bei weißen Nationalisten und Mitgliedern der rassistischen Alt-Right-Bewegung beliebt.“
(„Spiegel Online“, 3. November 2018)

Wenn man beide Artikel oberflächlich überfliegt, könnte man zum Schluss gelangen, dass a) der Schmierer und versuchte Brandstifter von New York von Trumps Rhetorik motiviert wurde, und b), dass irgendwie Gab.com involviert sei, was angeblich bei Rassisten beliebt sei. Mit anderen Worten: wenn man die beiden Artikel bei „Spiegel Online“ und „Bild Online“ für sich allein nimmt und nicht präzise darauf achtet, wo das Thema dreht und wo von Bericht (X ist passiert) zu emotionalen Null-Aussagen (Kritiker werfen Y vor) gewechselt wird, und wenn man nicht nachhakt zu all den fehlenden Informationen über den Täter, wird man exakt zur linken Einheitsmeinung gelangen: „Trump motiviert böse Leute, die sich auf bösen Internet-Plattformen treffen und dann böse Dinge tun.“

Ich glaube nicht einmal, dass die Filterung gemäß linkem Narrativ (in allen Fällen) beabsichtigt ist; es kann gut sein, dass sich diese Gewichtungen einfach so in die Redaktionsarbeit einschleichen – es ist ja hektisch dort! – doch der Effekt ist oft derselbe.

Nicht wirklich höflich
Es gibt (mittlerweile) mehr Informationen zum mutmaßlichen Täter, deutlich mehr. Dank Internet können sogar „New York Times“ und CNN die Wahrheit immer weniger ignorieren – also versuchen sie sofort den bekannten Psychische-Probleme-Spin.

Anders als der merkwürdige angehangene Artikel bei Spiegel.de es indirekt vermuten lässt, war der Festgenommene keineswegs ein „weißer Nationalist“ oder Teil der „rassistischen Alt-Right-Bewegung“ – er war schwarz.

Letztes Jahr veröffentlichte die „New York Times“ einen Text über James Polite. Man erfährt, wie er im Wahlkampf für Barack Obama aktiv war und dass er für die US-Demokratin Christine Quinn aktiv war („New York Times“, 14. Dezember 2017). Mittlerweile hat Quinn eine Stellungnahme auf Twitter veröffentlicht, wie sehr sie das alles schockiert.

Quinn hat, bis heute, auf ihrem Twitter-Feed ein Foto von sich hinter einem „Resist“-Rednerpult und einer Regenbogenflagge. Polite arbeitete als Praktikant an Anti-Hass-Projekten. Im Internet kursieren Meldungen, wonach James Polite im Internet auch unter dem Alias „Aabraham Aali“ auftrat und als solcher etwa Bilder der brennenden US-Flagge postete.

Ich weiß nicht, ob Bild.de oder Spiegel.de planen, ihre Stories zu erweitern. Es kann sein, dass „Spiegel“ später, wenn die Narrativ-Bestätigung ihren Dienst getan hat, die Meldung still und leise ergänzen wird. (Man erinnere sich etwa an die Demo in Paris, wo Spiegel.de erst von festgenommenen „Identitären“ sprach, um dann fast einen Tag später, als es sich längst verlaufen hatte, zu korrigieren und richtig anzugeben, dass es tatsächlich Linksextreme waren, die wegen Waffenbesitz festgenommen wurden, siehe spiegel.de, 26. November 2017; aber auch den Syrer, der Hakenkreuze schmierte und Feuer legte, was selbst danach Linke nicht von Mahnwachen „gegen rechts“ abhielt, siehe welt.de, 10. April 2016.) (…)

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