Der ägyptische Präsident wird als pro-israelische Leitfigur auch in der islamischen Welt gehört, aber von der Mursi-freundlichen westeuropäischen Politik massiv angegriffen und dämonisiert.  

Juli 6, 2019 – 3 Tammuz 5779
Die Regierung Sisi – ein Stabilitätsfaktor im Nahen Osten

Von Alexander Maistrpwoj

Abdel Fattah As-Sisi ist der Todfeind der Hamas, denn die Hamas ist der „palästinensische“ Arm der ihm verhassten Muslimbrüder. Seinerzeit leistete die Hamas völlig offen Hilfe für das Mursi-Regime, was As-Sisis ablehnende Haltung nur verstärkte; darüber hinaus wird die Hamas beschuldigt, 16 ägyptische Militärangehörige getötet und mehrere aktive Mitglieder der Muslimbrüder im Zuge der Ausschreitungen von 2011 aus den Gefängnissen befreit zu haben.

Der Präsident, der der Gaza-Führung die Unterstützung islamistischer Kräfte auf der Sinai- Halbinsel vorwirft, zerstörte entschlossen die Tunnel an der Grenze und blockierte den Grenzübergang in Rafiah. Diese Strategie Hamas betreffend entspricht der Gesinnung der gesamten Militärführung des Landes. Der ehemalige Leiter des ägyptischen Militärnachrichtendienstes, Generalmajor Tamer al-Shahaw, behauptet, hinter den Muslimbrüdern stehe das iranische Regime, welches danach strebe in Ägypten „parallele Streitkräfte“ zu bilden. Seiner Meinung nach waren während Mursis Herrschaft die Islamischen Revolutionären Garden (IRGC) in Ägypten sehr aktiv, mit dem Ziel eine Zersetzung der ägyptischen Armee herbeizuführen.

Die Muslimbrüder sowie die Hamas „erwidern“ As-Sisis Gefühle:

Sisi ruft zur Reform des Islams auf, lässt die Freitagsgebete kontrollieren, auf seinen Erlass hin werden die Inhalte von Schulbüchern geändert – das gesamte Märtyrertum, religiöse Hetze und sogar die Huldigung der islamischen Heerführer – Maghreb-Eroberer Uqba ibn Nafi und Salah-ad-Din – wurden entfernt. As-Sisi unterstützt die Kopten und tut es offen, sogar demonstrativ; er wurde der erste ägyptische Präsident, der eine christliche Messe besuchte (Januar 2015); dabei wünschte er der christlichen Gemeinde eine blühende Zukunft.

Die Wunder am Nil

Vor dem Hintergrund eines „kalten Friedens“ zwischen Israel und Ägypten erleben die bilateralen Beziehungen momentan einen wahren Frühling. As-Sisi gibt offen zu, im steten Kontakt mit Benjamin Netanjahu zu sein und die britische Wochenzeitung „The Economist“ nennt den ägyptischen Präsidenten „der ungewöhnliche proisraelische ägyptische Staatsführer“.

„Die Wunder am Nil“ begannen unmittelbar nach der Machtergreifung As-Sisis. Als die Gaza-Operation 2014 ihren Anfang nahm, „entdeckten“ arabische Medien, welche jahrelang die antisemitischen Karikaturen nach „Stürmer“-Art veröffentlichten, plötzlich ihre Sympathie für das „zionistische Gebilde“. „Sei gedankt, Netanjahu; möge Allah uns mehr von Deiner Sorte herabsenden – dann wird die Hamas vernichtet“, äußerte sich der Kommentator der größten Zeitung des Landes „Al-Ahram“, Azza Sami.

Den Gazanern geht es oft besser als den Ägyptern

Die Zeitung „Al-Bashair“ kritisierte die Entscheidung des ägyptischen Verteidigungsministers, 500 Tonnen humanitärer Hilfe nach Gaza zu schicken: „Gaza-Einwohner haben viel bessere Lebensbedingungen als

Ägypter. Die ägyptischen Armen haben unter ihrer Armut stark zu leiden und benötigen diese Hilfe viel dringender. Soll doch Katar den Gazanern helfen.“

Der Politologe Khaled Abu Toameh äußerte sich dahingehend, dass Gazas Einwohner ihre schwierige Lage selbst zu verantworten hätten. Der ehemalige General Hamdi Bakhit ging sogar noch weiter und meinte, Israel solle Gaza wieder besetzen: „Es wäre allemal besser, als die Macht der Hamas“. Man dürfe nicht vergessen, dass die Hamas eine Abzweigung der terroristischen Gruppierung der Muslimbrüder sei, erinnerte Fernsehkommentatorin Amani Al-Hayat.

Damit nicht genug:

Im April 2015 rief der Fernsehmoderator Tawfik Okasha im Fernsehsender „Al Farahin“ Netanjahu auf, „auf Allah zu vertrauen“ und den iranischen Atomreaktor zu zerbomben: „Iran ist vor dir. Buschehr ist vor dir. Vertraue auf Allah und zerstöre den Reaktor. Wir stehen hinter dir. Wenn du den Kraftstoff für deine Flugzeuge brauchst, schicken wir ihn dir“, so Okasha, und nannte Netanjahu, welcher erst kürzlich von ihm beschimpft wurde, „einen Freund Ägyptens“. Im Mai gleichen Jahres beschloss das Oberste ägyptische Gericht, dass Israel nicht weiter als „terroristischer Staat“ bezeichnet werden darf, wie es mehrere NGOs verlangten.

Im November 2015 unterstützte Kairo bei den Vereinten Nationen das Gesuch Israels, Mitglied des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen, kurz UNOOSA, zu werden. Zur Erinnerung: Erst zwei Jahre zuvor bezeichnete Mursi, welcher der Unterstützung Obamas und der EU sicher war, Israelis als „Nachfahren von Affen und Schweinen“ und schlug allen islamischen Ländern vor, sich gegen die „zionistischen Verbrecher, die das palästinensische Blut saugen“, zu vereinigen.

Allerdings muss man sagen, dass As-Sisi Israel nicht minder brauchte als Israel ihn. In der Zeit des As-Sisi-Obama Konflikts konnte man in den Medien eine Meldung verfolgen, welche besagte, Saudi-Arabien sei gemeinsam mit Israel bemüht, den Druck Washingtons auf Kairo zu mildern: Ein noch vor kurzem surreales Sujet…

Im Juni 2015 beendete Ägypten den Bau eines 20 Meter tiefen und 10 Meter breiten, mit Meerwasser gefüllten Grabens an der Gaza-Grenze; alle Bauten in der Sperrzone inklusive Wohnhäuser wurden abgerissen. Binnen eineinhalb Jahren zerstörte ägyptisches Militär nahezu 1.500 terroristische Tunnels, welche von Gaza aus nach Ägypten führten (sie wurden geflutet; die Frage, was Israel daran hindert das gleiche Knowhow zu benutzen, bleibt offen). (…)

Übersetzung aus dem Russischen von Irina Korotkina

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