Ein Gespräch mit dem israelischen Elitekämpfer Kfir Itzhaki  

September 5, 2015 – 21 Elul 5775
„Du lernst viel mehr als das Kämpfen“

Von Laura Külper

Es gibt Interviews, bei denen die Anspannung selbst mit viel Erfahrung ins scheinbar Unendliche steigt. Mein Interview mit Kfir Itzhaki gehört definitiv dazu, denn je mehr man über eine Person im Vorfeld recherchiert, desto mehr Fragen bauen sich in einem auf. Kfir Itzhaki hat bisher eine bemerkenswerte IDF-Karriere vorzuweisen und ist neben Itay Gil eine der interessantesten Personen der internationalen Krav-Maga-Szene.

Unser Interview hier wird das erste vollständige Interview werden, welches Kfir Itzhaki einer deutschsprachigen Zeitung gibt. Während unseres Skype-Interviews befindet sich Kfir Itzhaki gerade sogar ausnahmsweise selbst in Deutschland, allerdings in Otzenhausen, am anderen Ende des Landes. Am 18. Oktober 2015 wird er in Berlin das erste Mal ein Krav-Maga-Seminar geben, ein
paar wenige Plätze sind im THE-HOME.BERLIN noch verfügbar, verrät mir Organisator und Krav Maga-Instructor Benjamin Meyer.

Für alle, die von Kfir Itzhaki bisher noch nicht viel gehört haben, hier ein paar Eckdaten: Kfir Itzhaki ist ein IDF-Sergeant der ersten Klasse, vier Jahre war er in der IDF-Elite, der Antiterror-Einheit tätig. Tagtäglich war er in gefährliche Operationen – bewaffnet und unbewaffnet – verwickelt und wurde schon bald zum Krav-Maga-Verantwortlichen der gesamten Einheit. Neben vielen Seminaren, die
er international leitet, bildet er auch israelisches Sicherheitspersonal aus, spricht 5 Sprachen und hält den schwarzen Gürtel in Karate (2. Dan). In unserem Interview spricht er mit der JÜDISCHEN RUNDSCHAU über seine Erfahrungen mit Krav Maga, seine Militärzeit und was Israel und sein jüdischer Glaube für ihn bedeuten. (…)

Du wurdest aufgrund eines Überwachungskameravideos in Israel plötzlich sehr berühmt, was ist da passiert?

Es geschah als ich eines Nachts nach Hause kam. Ich wollte gerade schlafen gehen, als ich plötzlich laute Schreie von „Lass mich los! Hilfe! Hilfe! Du tust mir weh!“ hörte. Ich muss dazu anmerken,
dass ich in einem sehr zentralen Viertel der Stadt wohnte und laute Geräusche an der Tagesordnung sind. Ich höre ständig Geräusche und filtere sie, aber diese Schreie habe ich nicht ausgeblendet, das gehört zum Wahrnehmen verdächtiger Zeichen, die sich nicht im Rahmen des Normalen
bewegen. Die Fähigkeit der Wahrnehmung kann manchmal entscheidend sein, ich investiere viel Trainingszeit, um dies bei meinen Schülern zu verankern.
Sobald ich es bemerkt hatte, wurde mir klar, dass ich keine Zeit zum Anziehen habe, weil jede Sekunde zählt. Ich rannte also in meiner Unterwäsche aus dem Haus und sah einen Mann, der über einer Frau lag, sie schlug und versuchte ihr die Sachen herunterzureißen. Ich schrie ihn an, er solle sie in Ruhe lassen, während ich auf ihn zulief. Er lief weg, doch ich beschloss, ihn zu fangen. Die Distanz zwischen uns zu diesem Zeitpunkt war vielleicht 30 Meter, nach circa 100 Metern die Straße
runter hatte ich ihn dann. Ich musste ihn festhalten, weil er sich am Anfang widersetzte. Nachdem ich ihn festgesetzt hatte, brachte ich ihn zurück zum Ort der versuchten Vergewaltigung. Ich befragte ihn, durchsuchte ihn und fand ein Messer in seiner Tasche. Er wurde in dieser Nacht verhaftet und das Mädchen entkam einer Vergewaltigung. Später entschied sie sich, Krav Maga zu lernen.

Was bedeutet es für dich, deinem Land zu dienen und es zu verteidigen?

Bei der IDF zu dienen, beziehungsweise nun in der Reserve zu sein, ist in meinen Augen ein Privileg. Meine Zeit im Militär war nicht einfach, aber die interessanteste und bedeutungsvollste Zeit meines
Lebens. Es war ein Privileg bisher und auch in der Reserve an der Seite der besten Kämpfer der IDF zu dienen und sie wurden meine Familie. Die IDF ist nicht nur eine Verteidigung, es ist eine verbindende
Einheit, die die Menschen in Israel vereint und zusammenbringt. Du lernst viel mehr als das Kämpfen. Du wirst ein Mann und findest Freunde fürs Leben aus allen Teilen des Landes. Die IDF prägt die Gesellschaft in Israel und kreiert eine gemeinsame Sprache, die wirtschaftliche und verhaltensmäßige Lücken überwindet. So können schnell Brücken geschlagen werden, auch Partnerschaften und geschäftliche Initiativen. Somit finanziert die Wirtschaft die IDF und die IDF fördert die Wirtschaft. Es fühlt sich oft so an, als ob Israel eine große Familie wäre und die IDF ist einer der Gründe dafür.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Betrachtung von Israels außergewöhnlicher Landschaft. Es war während meines Militärdienstes, als ich erkannte, wie schön Israel ist. Und egal wo man hingeht, überall gibt es Zeugnisse unserer Geschichte. Der Militärdienst hilft dir, das Land zu Fuß zu
entdecken und schätzen zu lernen, nicht durch Google Maps. (…)

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