Die Al-Quds-Universität verleiht Dschihadismus einen akademischen Status  

April 7, 2016 – 28 Adar II 5776
Die Messer-Intifada ist organisiert

Von Michael Guttmann

Samstag, 13. Februar 2016. Die al-Quds-Universität von Jerusalem veranstaltet in Abu Dis, einer Kleinstadt unter Selbstverwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) östlich von Jerusalem, eine kulturelle Veranstaltung zum Gedenken an den Terroristen Baha Elian. Der Mann wurde am 13. Oktober 2015 zusammen mit einem Komplizen bei einem Anschlag auf einen Stadtbus an der Haltestelle des Hotels Armon ha-Naziw (Gouverneurspalast) getötet. Ihren Anschlag begingen sie mit einer Schusswaffe und mit Messern. Er führte zum Tode von drei israelischen Fahrgästen.

Die Schirmherrschaft für diese „Kulturveranstaltung“ übernahm der Oberste Rat der Palästinenser für Jugend und Sport, ein offizielles Regierungsgremium der PA. An der Zusammenkunft der al-Quds-Universität nahmen über 2.500 Studenten teil, die eine „lebende Kette“ bildeten, unter dem Motto „Baha El-Shuhada“, was soviel heißt wie „Bahas Netz der leuchtenden Dschihadisten“. Dem Terroristen Baha Elian verliehen die Initiatoren der Universitätsveranstaltung den Titel „Gelehrter Dschihadist“. Seine Mordtaten wurden als Glieder einer Kette von Anschlägen, der seit Jahren von ihm geführten Organisation „Netz des Aufruhrs an den Mauern Jerusalems“ gepriesen. Ihr Unwesen treiben sie immer noch. Der Initiator und Sprecher der Veranstaltung betonte in seiner Begrüßungsansprache, dass der „Gefallene“ eine Spezialgruppe als Netz von Dschihadisten aufgebaut habe. Zugleich sagte er, dass diese Gedenkfeier an der al-Quds-Universität den Anfang für zukünftige Veranstaltungen der Intellektuellen an den Universitäten der Autonomiegebiete im Westjordanland bilde.

Der Vater von Baha, ein Rechtsanwalt, unterstützte in seiner Ansprache das Vorhaben, die Attentate zum Gegenstand von intellektuellen Kulturritualen an den Universitäten zu machen: „Unser Volk wird den Befreiungskampf nicht meistern, wenn es ungebildet ist. Baha hat uns eine unsterbliche Idee hinterlassen. Wir haben heute über 1.000 Studenten, die seinen Weg fortsetzen. Das Besatzungsregime hat das ganze Volk zu Märtyrern gemacht, die sehnlichst darauf warten, in den Heiligen Tod zu gehen.“ Der Sprecher der Studenten fügte hinzu, dass Baha Elian bewiesen habe, dass der Kampf gegen Israel gebildete Menschen brauche.

Zum Abschluss der Zeremonie verlasen Studentinnen und Studenten, einheitlich in T-Shirts mit bedruckten Porträts des „gelehrten“ Dschihadisten ihre Gedanken zur Preisung seiner Seele. Sie stellten Kartons für Briefe auf, die die Veranstalter zu einem Buch zusammenfassen wollen, welches sein Leben würdigen soll.
Eine gleiche Veranstaltung fand zwei Wochen zuvor an der Universität in Hebron statt. Ebenfalls in Hebron führte das Ministerium für Kultur und Erziehung der PA am 14. Februar 2016 eine Gedenkveranstaltung für die 18-jährige Schülerin Klesar El-Avivi durch, die am Tage zuvor einen israelischen Soldaten mit Messer attackierte und dabei den Tod fand. Die Grußworte des Ministers auf der großen öffentlichen Zeremonie an der Mädchenschule überbrachte der Chef des Ministerialbüros für Kultur und Erziehung in Hebron, der die hervorragende Rolle der jungen Mädchen bei den national-kulturellen Aufgaben im Kampf gegen die israelische „Eroberungsarmee“ hervorhob. Auch hier wurde das Mädchen zur Dschihadistin gekürt und ihre Seele gepriesen. An einer großen Schultafel stand ein Koranzitat: „Glaubt nicht, dass die Dschihadisten tot sind. Nein, sie leben und erhalten ein Einkommen von Allah.“

Die palästinensische Terrorwelle 2014/15
So nennen die israelischen Sicherheitskräfte und die Presse die Serie von Anschlägen der „Palästinenser“, die mit den Ausschreitungen am Tempelberg im September 2014 ihren Anfang nahmen. Weitere übliche Bezeichnungen sind: „Stille Intifada“, „Stadt-Intifada“, „Intifada der Einzeltäter“, „Dritte Intifada“, „Intifada der Messer“. Manche Bezeichnungen sind m.E. unzutreffend, denn die Anschläge werden nicht nur mit Messer und auch nicht nur durch Einzeltäter im Stillen geführt, sondern, wie die Unkulturveranstaltungen der al-Quds-Universität in Dis und an den Lehranstalten in Hebron zeigen, durchweg als organisierte Verbrechen. Die Terrorwelle 2014/15 ist auch nichts außergewöhnliches, sondern ein übliches Symptom des „palästinensisch“-israelischen Konflikts. Zu allen Zeiten war dieser stets von heimtückischen Überfällen auf Zivilisten mit leisen und lauten Mitteln begleitet. Typische Merkmale sind, genauso wie früher, allgemeine Ordnungswidrigkeit, Vandalismus und Mordanschläge. Neu ist, dass die Täter jünger sind als früher, ein Zeichen dafür, dass der Hass und die Gehirnwäsche heute nicht mehr nur in Dschihad-Organisationen oder bei Religionsveranstaltungen sondern alltäglich in Schulen, an Universitäten und durch die Medien verabreicht werden.

Die Täter waren anfangs Moslems aus Ost-Jerusalem. Bald verbreiteten sich die Anschläge auf das Westjordanland und auf die Städte Israels, also über die grüne Linie auf Tel Aviv, Netanja, Afula, Naharia u.a. Mit zunehmender Ausbreitung nahmen auch Moslems, die Staatsbürger Israels sind und nicht in Jerusalem wohnen, an den Ausschreitungen teil.

Typische Merkmale der Ausschreitungen
Waren es anfangs noch die bekannten Steinewerfer, so sind bald Brandsätze geflogen. Die Polizeistation auf dem Tempelberg ging in Flammen auf. In West-Jerusalem wurde eine Tankstelle in Brand gesetzt, Schilder, Waggons und technische Ausrüstungen der modernen Straßenbahn wurden demoliert, Busse mit Steinen und Brandsätzen beworfen, Straßenblockaden errichtet, Studentinnen auf dem Weg zum Campus auf dem Skopusberg belästigt, Friedhöfe auf dem Ölberg geschändet (beide Berge liegen in Westjerusalem) und schließlich jüdische Wohnviertel beschossen.

Die Stadtzentren von Jerusalem waren bald mit antisemitischen Graffitiparolen und Hakenkreuze beschmiert. Der Überfall vorrangig auf religiös gekleidete Personen brachte den Tätern die Gewissheit, dass man Juden trifft. Für die aufgehetzten „Palästinenser“ sind alle Israelis Siedler, die nicht in dieses Land gehören. Die Exzesse hatten verschiedene Formen: Stechereien mit Messern, Scheren, Schraubenziehern u.a. spitzen Kleinwerkzeugen, welche man unauffällig mit sich führen kann, sowie Steine, die überall herumliegen und auch aus der Distanz eingesetzt werden können. Mutmaßliche Tötung und Verletzung durch Überfahren, eine Art Zerquetschen von Fußgängern, ist eine weitere brutale Methode, weil man damit gleich mehrere Menschen trifft und anschließend schnell das Weite suchen kann. Die Profis unter den Dschihadisten überfahren ihre Opfer mit Fahrzeugen oder nutzen scharfe Waffen und Sprengstoff. (…)

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