Die ehemalige Traumfabrik hat heute einen riesigen Anteil daran sozialistische Ideen im Westen salonfähig zu machen.  

April 5, 2019 – 29 Adar II 5779
Die merkwürdige Renaissance sowjetischer Filme in Hollywood

Von Julia Latynina

Anfang März wurde im US-amerikanischen Maryland die 47. Jahreskonferenz der konservativen politischen Aktivisten (CPAC) durchgeführt, an der traditionell Hunderte von Politikern, konservativen Aktivisten, Journalisten und Bloggern teilnahmen. In diesem Jahr war das Hauptthema der CPAC die Konfrontation mit dem Sozialismus im globalen Sinne des Wortes. Die meisten Redner sprachen von hochkarätigen sozialistischen Initiativen, wie Medicare for All und dem New Green Deal. Die Verlegerin Candace Owens betonte, dass die Politik der Demokratischen Partei die Vereinigten Staaten zu einem Abbild von Venezuela machen würde. Interessanterweise waren unter den Referenten viele junge, konservative Geschäftsleute aus den Minderheiten der Afro- und Hispanoamerikaner.

Vizepräsident Mike Pence betonte in seiner Rede: „Amerika basierte auf einer einfachen Idee – der Idee der Freiheit. Die Freiheit funktioniert. Wir besitzen den Mut, unsere Freiheit zu verteidigen. Amerika wird immer frei sein, und wird nie sozialistisch werden.“ Pence's Worte wurden mit Beifall aufgenommen.

Radikale Ideen der Demokraten machen Trumps Wiederwahl wahrscheinlicher

Am letzten Tag des Forums nahm auch Donald Trump teil. Er kommentierte mit Ironie die jüngsten Initiativen der Demokraten und riet ihnen, solche radikalen Ideen weiterhin noch aktiver zu fördern, denn sie werden es ihm nur erleichtern, für eine zweite Amtszeit wiedergewählt zu werden.

Einige Tage vor dem CPAC fand ein anderes Ereignis statt, welches den Grad der Gefahr deutlich widerspiegelt, worüber auch die Teilnehmer in Maryland gesprochen haben.

Am 25. Mai 1936 fand in der UdSSR die Premiere des Films „Zirkus“ mit Ljubov Orlova in der Hauptrolle statt. Ihre Heldin, die amerikanische Künstlerin Marion Dixon, hatte ein schreckliches Geheimnis – ein schwarzes Kind, gespielt vom Sohn eines amerikanischen Kommunisten, der in die UdSSR floh. Und in diesem Film, der 1936 gedreht wurde, ging es unter anderen auch um den schrecklichen amerikanischen Rassismus.

The Green Book

So erhielt dieses Streifen kürzlich einen „Oscar“. Allerdings mit einer etwas anderen Geschichte: Es reisen ein schwarzer Musiker und sein Leibwächter in den 1960er Jahren durch den schrecklichen, segregierten Süden der USA. Der Film heißt „The Green Book“.

Vor der Verleihung des Oscars musste der Drehbuchautor Nick Wallelonga vor der „Partei und Regierung“ aufrichtig Buße tun. Tatsache ist, dass man festgestellt hat, dass er gesündigt hatte: Er sagte 2015, dass er gesehen hat, wie sich Muslime über das, was am 11. September 2001 geschah, gefreut hätten... Und jetzt, in den besten Traditionen des Mao-Lagers in Yan‘an, wo die Menschen ihre Sünden vor dem Kollektiv bekennen mussten, entschuldigte er sich bei den Vertretern des muslimischen Glaubens, insbesondere bei Mahershal Ali, der im Film mitspielte.

The Shape of Water

Erinnern Sie sich an einen anderen sowjetischen Film von 1961 – „Amphibienmensch“? Über den talentierten Wissenschaftler Salvatore, den jungen Mann Ichthyander und die herzlosen Kapitalisten? Du wirst lachen – aber auch er hat einen Oscar erhalten. Allerding im letzten Jahr und trägt den Titel „The Shape of Water“. Er war politisch noch „fortschrittlicher“, weil es dort ein Seemonster gab, das, wie der arme Ichthyander, vor den Kapitalisten gerettet werden musste. Es gab auch einen Retter, oder besser gesagt, eine Retterin. Aber sie war keine Wissenschaftlerin, sondern eine taubstumme Putzfrau. Doch die Wissenschaftler waren die bösen Kapitalisten. Das ist verständlich, denn der Ideologie der Linken zufolge, sind Wissenschaftler genau die Fieslinge, denen wir viele der Probleme unserer wunderbaren Welt verdanken.

Leider scheiterte ein anderer Film und bekam keinen Oscar. Es gab, wenn Sie sich erinnern, eine sowjetische Anekdote, wie ein amerikanischer Spion Russisch gelernt hat und per Fallschirm in Strohschuhen und mit einem Akkordeon irgendwo in Sibirien abgesprungen ist. Er kommt zu einer alten Dame und sagt: „Nun, lassen Sie uns die Banja aufheizen!“ Sie schaut ihn an und sagt: „Verschwinde, du amerikanischer Spion!“ Er ist verwirrt: „Oma, woher wusstest du, dass ich ein amerikanischer Spion bin?“ Sie antwortet: „In unserer Nachbarschaft hatten wir noch nie Schwarze.“ Genau nach diesem Motiv handelt der Film über einen tapferen schwarzen Polizisten, der in das Herz des Ku-Klux-Klan gelingt.

Der vor kurzem verstorbene Igor Malaschenko, einer der klügsten Menschen Russlands, sagte einmal ganz hervorragend, dass es ein Wertesystem gibt, welches für einen weiten Bereich tolerant ist, und eine Ideologie, die völlig unduldsam ist. Und das ist sehr logisch, denn zum Beispiel verlangt das Wertesystem, dass Frauen nicht wie Vieh behandelt werden. Und wenn Sie ein solches Wertesystem haben, wird das erste Objekt Ihrer Überraschung das Gesetz der Scharia sein, wo die Frau als ein nicht vollwertiges Geschöpf gilt. Und in der Tat, im 19. Jahrhundert, als es im Westen noch keinen Feminismus nach heutiger Lesart und noch einen patriarchalischen Hausbau gab, waren die britischen und amerikanischen Herren sehr überrascht von den neuen Gesetzen. Nun wird der „Marsch der Frauen“ in den USA gegen Trump von Islamisten angeführt. Und es erscheint niemandem befremdlich, dass der Frauenzug von einer Frau namens Linda Sarsour angeführt wird, die das Kopftuch trägt. Denn wenn man eine solche Frage stellt, erhält man die Antwort: „Wenn du solche Fragen stellst, bist du ein Rassist und ein Nazi.”

Prawda: Die Menschen in der Sowjetunion lebten im freiesten Land der Welt

Ideologie ist deswegen so unerträglich, weil sie analogisch ist. Und in diesem Sinne ist der Triumph einer Art von Remakes sowjetischer Kinofilme auf der amerikanischen Leinwand das Spiegelbild eines ernsten Problems, das jetzt dem Westen droht.

Einwohner der Sowjetunion erfuhren aus der Zeitung „Prawda“ (Anmerkung: Prawda bedeutet Wahrheit) Neuigkeiten über sich und die Welt. Die Nachrichten über sich selbst waren immer gut. Die Menschen in der UdSSR lebten in der Besten aller Welten. Sie lebten im freiesten Land der Welt, dessen Besitzer die Arbeiter und Bauern waren. In ihrem Land wurde die Klassenungleichheit beseitigt, die Wirtschaft wuchs, die Nationen waren gleichwertig und alle Menschen waren glücklich. Und jeder wusste, wie gut es war, in der UdSSR zu leben. In Amerika, „dem Königreich des gelben Teufels und der Welt der Reinzucht“, war genau das Gegenteil der Fall. Dort wurden Neger gelyncht. Dort nahmen weiße Kolonialherren den Indianern das Land weg und trieben sie in Reservate. Dort herrschte Klassenungleichheit: Einige lebten in Palästen, andere unter Brücken. Und deshalb träumten die blutigen amerikanischen Imperialisten nur davon, das friedliche sozialistische System zu zerstören.

Wie den Lesern der Zeitung „Prawda“ bekannt war, gab es in der restlichen Welt einen großen Kampf. Die Entwicklungsländer wurden vom kolonialen Joch befreit. Die Kämpfer für die Freiheit vom Kolonialismus versuchten sofort vom primitiven zum kommunistischen System überzugehen – aber die Kolonialherren hinderten sie daran. Die amerikanischen Imperialisten unterstützten eine blutige Diktatur, die versuchte den Vietnamesen die Freiheit zu nehmen. Das blutige israelische Militär vernichtete friedliche „palästinensische“ Zivilisten. Und all das wurde von der Zeitung „Prawda“ beschrieben und von der Fernsehsendung „Internationales  Panorama“ gezeigt.

Planwirtschaft geht immer pleite

Leider war all das eine Lüge. Die sowjetische Planwirtschaft war nicht erfolgreich. Im Land gab es in allem Defizite – vom Fleisch bis zum Toilettenpapier. Auch Ungleichheiten gab es in der UdSSR. Anstatt sich in Geld auszudrücken, wurde diese anhand der Hierarchie deutlich:

Die Mitglieder der Parteispitze fuhren in staatseigenen „Wolga“-Autos herum und wurden in Spezialvergabeeinheiten entlohnt, während sich normale Menschen in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegten und in Warteschlangen standen. Die Wahlen im Land waren eine Farce. Die Wachen des Systems waren interne Truppen, KGB und GULAG.

Alles, was die sowjetische Propaganda über Amerika sagte, war ebenfalls eine Lüge. Ja, es gab Millionäre und Arme in Amerika, aber potenziell jeder konnte Millionär werden, und es war nicht notwendig die Eltern zu verschmähen und die Partei zu verherrlichen. Deshalb war der Lebensstandard in Amerika im Vergleich zur UdSSR so hoch, dass das Schicksal einiger Auserwählter in der UdSSR – das gleiche separate Haus, Auto oder sogar die gleiche Waschmaschine – der Standard der absoluten Mehrheit in Amerika war. Ja, schwarze Menschen wurden manchmal diskriminiert, aber der am meisten diskriminierte Schwarze in den USA lebte viel besser als ein sowjetischer Arbeiter in einem fünfstöckigen Plattenhaus irgendwo in Severodvinsk. Ja, die Aborigines haben ihr Land verloren. Aber seien wir ehrlich: Amerikanische Indianer, wenn sie auf ihrem Land geblieben wären, hätten es nicht geschafft das moderne Amerika von heute zu erschaffen. Einwanderer aus Tunesien, Algerien, der Elfenbeinküste, China und Russland wären kaum in der Lage, ein modernes Amerika aufzubauen – auch die spanischsprachigen Einwanderer nicht, die es versäumt haben, ihre eigenen USA in Südamerika aufzubauen. Die USA wurden von den Angelsachsen gegründet, die auch die Gründerväter sind. Und Rassismus hatte damit nichts zu tun. Hintergrund sind das nationale Kulturerbe und die Ideen der Aufklärung.

Antikolonialistischer Kampf“

Ebenso vergaß die Zeitung Prawda zu sagen, dass die überwiegende Mehrheit der afrikanischen Länder, nachdem sie das koloniale Joch losgeworden war, sich zu einer Hölle entwickelt hat. Und es war kein Zufall, dass sie vergessen hat, dies zu erwähnen – denn der Kampf gegen den Kolonialismus war weitgehend eine Erfindung der sowjetischen Propaganda. Und der erste antikoloniale Kongress, auf dem die Antiimperialistische Liga gegründet wurde, wurde 1927 vom sowjetischen Goebbels – dem deutschen Kommunisten Willie Münzenberg – mit dem Geld der Komintern in Belgien einberufen. Kämpfer gegen den Imperialismus wurden aus der ganzen Welt zusammengebracht – von Gomindan bis Jawaharlal Nehru. Und Willie Münzenberg hat alle Kräfte dafür eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Operation unter ausländischer Flagge durchgeführt wurde, und die Beteiligung der UdSSR verborgen blieb.


Baku 1920: Eine islamisch-kommunistische Allianz

Dieser Brüsseler Kongress war ein treuer Nachfolger der Ideen, die erstmals 1920 auf dem Ersten Kongress der Völker des Ostens in Baku geäußert wurden. Damals wurde eine monströse Allianz zwischen der linken Idee und dem militanten Islamismus geschlossen, in der die Bolschewiki einen geeigneten Eisbrecher sahen, um die bürgerliche Zivilisation zu zerstören. Und dieses Bündnis zwischen der Linken und den Islamisten besteht nach wie vor. Damals waren die Organisatoren des armenischen Völkermords unter der Leitung von Enver Pascha, dem Vorgänger Hitlers, die Ehrengäste des Kongresses gewesen. Und der Kongress selbst verabschiedete ein wunderbares Dokument, welches die Ähnlichkeit der Bestimmungen der Scharia und der kommunistischen Lehre erklärte.

Kolonialismus“ ist es nur, wenn Europäer es tun

Infolgedessen wurde das Wort „Kolonialismus“ zu einer mächtigen ideologischen Waffe der Bolschewiki in ihrem Kampf gegen die bürgerliche Zivilisation. Im Kolonialismus gab es nur eines, was als selbstverständlich angesehen werden konnte: das Intervenieren der westlichen Zivilisation in Länder, die in Rückständigkeit, Unwissenheit und religiösem Aberglauben gefangen waren. So wurde beispielsweise die Eroberung Chinas durch die Mandschuren in den 1640er Jahren nicht als Kolonisierung angesehen, obwohl die Mandschuren einfach die chinesische Staatlichkeit und teilweise die chinesische Kultur zerstörten. Die Eroberung Indiens durch Babur und die anschließende Islamisierung samt der Ausrottung der alten indischen Kultur galt nicht als Kolonisierung. Völkermord, Schlachtung, Mfecane (das ist es, was einige afrikanische Völker in ihren besetzten Gebieten praktizierten: das totale Massaker an Männern und die Versklavung von Frauen und Kindern) – all das, womit die Seiten der Geschichtsbücher überfüllt sind, wurde nicht als Kolonisierung angesehen.

Die alte sowjetische Wortwahl schleicht sich in den USA ein

Kolonisation“ war der Begriff der Linken für die Bezeichnung des „schrecklichen“ Prozesses, wenn die Weißen kommen und den Kannibalismus verbieten. Und als die Prawda-Zeitung von der „blutigen israelischen Militäraktion zur Vernichtung der palästinensischen Zivilbevölkerung“ erzählte, vergaß sie irgendwie zu erwähnen, dass das wichtigste Credo der von der Sowjetunion finanzierten terroristischen Organisation für die Befreiung Palästinas die völlige Vernichtung Israels und aller Juden war, die dort lebten. Und die Prawda-Zeitung nannte die Weigerung Israels, diese Forderung zu akzeptieren „eine Unfähigkeit zu Kompromissen“. Dementsprechend erlaubte das Fehlen eines Staates der Palästinensischen Befreiungsorganisation, wie es die Hamas jetzt tut, keine Verpflichtungen gegenüber der Bevölkerung einzugehen. Es verhinderte die Schaffung einer Wirtschaft, die es der armen Bevölkerung ermöglichen würde, Geld für etwas anderes zu erhalten, als das sie zu Schahiden werden.

Wozu schreibe ich das alles? Das Sowjetregime ist mit einem Knistern zusammengebrochen, die Prawda-Zeitung schlief auf ewig ein, aber das Erstaunliche ist, dass all das, was man zuvor in der sowjetischen Zeitung Prawda hat lesen können, man nun in der „Washington Post“ lesen, und all das, was wir in den 1970er Jahren in der Fernsehsendung „Zeit“ (Anm. d. Red.: russ. „Wremja“, analog zur „Tagesschau“) gesehen haben, können wir jetzt bei CNN sehen. Privilegien der Weißen? Ich kann sie alle aufsagen! Die Unterdrückung der Schwarzen, die Verletzung der ursprünglichen Rechte der amerikanischen Ureinwohner, die schmutzigen Kolonisatoren, die Putsche organisieren? Einfach nur Eimer voller derartigen Details. Ein blutiges israelisches Regime, das „palästinensische“ Zivilisten unterdrückt? Schalten Sie ein – bewundern Sie es!

Wie kommt es, dass die sowjetische Propaganda – die anstatt unrühmlich mit dem System, das sie hervorgebracht hat, zu sterben – dieses System nicht nur überlebt hat, sondern einfach zu einem Standpunkt für die sogenannten Mainstream-Medien in Amerika geworden ist, und alle möglichen Einwände gegen dieses – genau wie bei Münzenberg und dem KPdSU-Zentralausschuss – nun zum benannten „Faschismus“ und „Rassismus“ werden? Wie konnte es passieren, dass die sowjetischen Lügen in politische Korrektheit umgesetzt wurden?

Leider habe ich eine traurige Antwort auf diese Frage. Es wird „allgemeines Wahlrecht“ genannt. Schließlich wird der Sozialismus nicht immer durch einen Putsch eingeleitet, wie es 1917 in Russland geschah. Sozialisten gewinnen – wie wir sehen können – mit Leichtigkeit Wahlen in verschiedenen Ländern: von Labour in Großbritannien bis Hugo Chavez in Venezuela. Der Sozialismus ist eben keine Geschichte von der Hilfe für die Armen. Es ist eine Geschichte, wie die politische Elite das Verteilungsrecht erlangen kann, wie man denen, die tatsächlich die Wirtschaft am Leben halten – den Steuerzahlern – das Recht auf Regulierung des Wirtschaftslebens entzogen wird. Sozialismus ist, wenn der Steuerzahler als Wähler durch den Status des Empfängers von Subventionen ersetzt wird. Und per Definition ist jeder linke Politiker, jeder linke Ideologe daran interessiert, dass es so viele Unterhaltsempfänger wie möglich gibt.

Im Sozialismus gibt es keinen American Dream

Ursprünglich basierte der Sozialismus auf dem Proletariat. Es wurde vermittelt, die Kapitalisten hätten ihm den Mehrwert gestohlen. Das klassische Proletariat gibt es in der modernen Gesellschaft immer weniger, und die Arbeiter, die zur Mittelschicht gehören, sind die Steuerzahler. Sie sind Steuerzahler, keine Empfänger von Unterhaltszahlungen, und als solche sind sie ein kein besonders geeignetes Substrat für die linke Propaganda. Deshalb wandten sich die Linken an Empfänger staatlicher Unterstützung und an alle theoretisch unterdrückten Minderheiten. Und wenn es keine solchen unterdrückten Minderheiten gab, mussten sie geschaffen werden.

Es gibt einen traditionellen amerikanischen Traum, der darin besteht, dass du das Individuum bist, und alles, was du erreichst, hängt von dir selbst ab. Aber schaut, was die Linke im Westen jetzt suggeriert. Sie sagen:

„Du bist Teil der Gruppe. Deine Gruppe ist unterdrückt, und all dein Unglück besteht darin, dass du zu dieser Gruppe dazu gehörst. Deshalb verdienst du es, entschädigt zu werden. Und du wirst diese Entschädigung bekommen, wenn du für die Linke stimmst. Wenn du ein Flüchtling bist, wirst du unterdrückt, der Weltimperialismus ist dafür verantwortlich. Die blutrünstigen Kolonisatoren haben dein Land in die Hölle verwandelt, jetzt sind sie dir etwas schuldig. Du sollst weder arbeiten noch dich integrieren, du musst deine einzigartige Kultur bewahren, und die blutigen Kolonisatoren schulden dir Geld.”

Es ist klar, dass dies eine verrückte Position ist, denn der Flüchtling ist ein Flüchtling, weil er aus einer Kultur flieht, die sein Land in den Abgrund führte. Es ist notwendig ihm zu helfen, sich von dieser Kultur abzuwenden. Und die große Anzahl an Menschen, die aus dieser Kultur nach Europa geflohen ist, träumt genau davon. Aber der Flüchtling trifft auf ein System, das alles tut, um seine Integration und Ablehnung seiner früheren Kultur unmöglich zu machen.

Der selbständige Asylant macht einen Bürokraten arbeitslos

Es ist ein verrücktes System, das die Grundlagen der europäischen Zivilisation zerstört, aber sie versorgt genau die Art von Bürokratie mit Arbeit, die sich um Flüchtlinge kümmert, denn wenn ein Flüchtling sich um sich selbst kümmert, werden viele Bürokraten arbeitslos werden. Und natürlich liefert dieses System zukünftige Wähler an die linken Parteien. Das System ist auf die Multiplikation von Menschen, die für die Linke stimmen werden, fokussiert. Bist du ein Muslim? Wunderbar! Also solltest du die Religion deiner Vorfahren nicht vergessen. Und uns wird gesagt: „Es gibt 1,6 Milliarden Muslime auf der Welt. Wie kannst du gegen sie sein?“

Das ist deswegen seltsam, weil das moderne Europa mit der Aufklärung begann. Das moderne Europa begann damit, dass auch dieser Erdteil eine totalitäre Kirche hatte, und Voltaire sich ihr widersetzte, die damals alle Gedankenbereiche kontrollierte. Können Sie sich vorstellen, wo Europa jetzt stehen würde, wenn Voltaire gesagt hätte: „Wie kannst du es wagen, etwas dagegen einzuwenden, wenn 99 % der Bevölkerung glauben?” Voltaire verhielt sich nach heutigem Maßstab in Bezug auf den Katholizismus ziemlich unkorrekt – zu einem Glauben, der von allen geteilt wurde.

Es stellt sich die Frage: Wie kann man nach der Befreiung vom eigenen religiösen Totalitarismus vor einem fremden kapitulieren? Die Antwort: genau aus demselben Grund der linken Ideologie.

Weiße Männer und Frauen in Kopftüchern

Ein weiteres Beispiel. Sie sind eine Frau? Dann werden Sie von „weißen Männern“ unterdrückt. Ich möchte den Leser insbesondere darauf hinweisen, dass dieser neue Feminismus nichts mit dem wirklichen Kampf um die Rechte der Frauen zu tun hat. Andernfalls würde er für die Rechte jener Frauen kämpfen, die als nicht vollwertige Bürgerinnen in bestimmten Gesellschaften gelten, er würde gegen die Hijabs und die weibliche Beschneidung ankämpfen. Stattdessen sehen wir Frauen in Hijabs in der Rolle von Organisatorinnen des Frauenmarsches.

Die Vereinigung von Islamismus und Feminismus erscheint einigen im Hinblick auf den gesunden Menschenverstand unnatürlich. Im Hinblick auf die Vermehrung der Opfer ist er absolut rational: „Zum ersten beleidigen diese weißen Männer die Frauen; zweitens kränken diese weißen Männer die unterdrückten Völker des Ostens. Unterdrückte, stimmt für uns!” Was wird mit den Rechten der Frauen geschehen, wenn nicht radikale Islamisten an die Macht kommen, sondern Vertreter des friedlichen Islams? Wird dann die Scharia in Europa eingeführt? Davon wird den „unterdrückten“ Frauen nichts erzählt.

Sind Sie schwul? Sie sind unterdrückt! – Sind Sie Afroamerikaner? Sie sind unterdrückt! – Sind Sie Mexikaner? Sind Sie ein illegaler Einwanderer? Sind Sie eine Frau? Sie sollten wissen, dass Sie unterdrückt sind, und wir werden Ihnen helfen!”

Und jede dieser Kategorien mag eine Minderheit sein, aber gemeinsam bilden sie eine Mehrheit. Und die weißen heterosexuellen Männer können früher oder später zur Minderheit werden, denn alle diese Arten von „unterdrückten Minderheiten“ (manchmal real, manchmal übertrieben, manchmal sogar erfunden) können zusammen früher oder später die Mehrheit bilden, die die Linke braucht, um in allgemeiner Wahl an die Macht zu kommen.

Negative statt positiver Auswahl

Leider basiert all dies auf der einfachen Tatsache, dass die Struktur der Gesellschaft immer die Form einer Pyramide hat: Es wird immer mehr Menschen an dessen Basis geben als an der Spitze. Und die einzige Frage ist, was genau die Gründe dafür sind, dass Menschen nach oben kommen. Im Westen gab es eine lange Zeit eine positive Selektion. Mit allen Vorbehalten kamen die intelligentesten, die unternehmungslustigsten, und die innovativsten Menschen an die Spitze. Tatsächlich hat dies eine offene westliche Wirtschaft geschaffen. In der Sowjetunion gelangten Schurken an die Spitze der Pyramide – diejenigen, die nichts erschaffen konnten, sondern nur im Teilen fähig waren. Die linke Idee besteht darin, dass an der Spitze der Pyramide nicht diejenigen stehen sollten, die produzieren, sondern diejenigen, die die produzierten Waren teilen. Und diejenigen, die das produzieren, was geteilt werden kann, sollten als „Kriminelle“ benannt werden: Sie nehmen einem den Mehrwert, verursachen die globale Erwärmung, ernähren uns mit schrecklichen GVO, leben in Palästen, während die Armen in Hütten leben.

Ich vermute, dass in dem Falle, dass im Westen nur diejenigen wählen dürften, die mindestens einen Cent mehr Steuern zahlen als sie Subventionen empfangen (selbstverständlich unabhängig von Hautfarbe, Rasse, Geschlecht, sexueller Orientierung), 90 % der weit hergeholten Probleme, die wir in Europa und in geringerem Maße in Amerika sehen, von allein verschwinden.

Die alte Kultur hat viele Probleme erst geschaffen

Einwanderer aus benachteiligten Ländern? Wunderbar! Lasst sie einfach arbeiten, nicht von Unterhaltszahlungen leben. Sie sollen sich integrieren und nicht die Kultur, die ihre Länder dysfunktional gemacht hat, bewahren.

Grenzen? Natürlich, der Staat hat das Recht zu kontrollieren, wer auf sein Territorium einreist. Wenn der Staat reich ist und armen Menschen Unterhalt zahlt, kann er die anderen 6 Milliarden Einwohner des Planeten, die nicht so gut leben, nicht auch noch beherbergen.

Schon in den 90er Jahren begannen übrigens einige Politikwissenschaftler vorsichtig zu äußern, dass das allgemeine Wahlrecht in armen Gesellschaften nicht überleben wird. Und tatsächlich wurden in armen Gesellschaften, insbesondere in Afrika, nach der Dekolonisierung einmal echte Wahlen durchgeführt und seitdem nie mehr.

Übersetzung aus dem Russischen von Sofia Ahatyeva

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke