Februar 8, 2016 – 29 Shevat 5776
Die Ezra-Nawi-Affäre schlägt in Israel hohe Wellen

Von Ulrich Jakov Becker 

 
Die israelische pro-Siedlungsorganisation „Ad Kann“ (Hebräisch in etwa „bis hierher“) hatte ihre Anfänge eigentlich im Umweltschutz. Die Handvoll Aktivisten wollten etwas gegen die ungehinderte und oft massiv gesundheitsschädliche verschmutzende Industrie in den „palästinensisch“ verwaltenen Gebieten unternehmen, denn verschmutztes Wasser und verpestete Luft kennen keine grüne Linie oder Oslo-Verträge.

Während die Aktivisten die Umweltsünden der „Palästinenser“ vor Ort dokumentierten, gerieten sie auch immer wieder ins dicke, politische Feuergefecht in der Wild-Wild-Westbank.
Ein Erlebnis prägte sie aber besonders. Eine Gruppe von israelischen Soldaten versuchte illegale Aktivitäten von „Palästinensern“ und israelischen „Linken“, die oft Hand in Hand agieren, zu unterbinden, wurden dann aber mit vorgehaltenen Kameras so verbal attackiert, bedroht und eingeschüchtert bis sie die taktische Flucht ergriffen.

„Ad Kann“ sagte sich: Wenn das die Waffen sind, die im großen internationalen Kampf gegen Israel heute eingesetzt werden, dann steigen wir jetzt auch in diesen Ring.
Bald spezialisierte sich „Ad Kann“ darauf, ihre Leute aus dem Pro-Siedler-Spektrum mit versteckten Kameras und als Linksradikale getarnt in pro-„palästinensische“ NGOs zu schleusen, die gegen Israel agieren, um deren Aktivitäten von Innen zu dokumentieren.

Was sie dabei aufzeichneten, war so brisant, dass selbst ein eher „linkes“ Reportage-Magazin („Uwda“) des 2. israelischen Kanals Anfang Januar 2016 einen Beitrag brachte, der israelweit für Aufsehen sorgte.
„Ad Kann“ war im Sommer 2014 in die antiisraelische NGO „Ta’ayush“ eingedrungen und einer ihrer Aktivisten (Tarnname Arik) war bis an die Spitze, zum Chef der Organisation, Esra Nau’i, gekommen und hatte sein Vertrauen gewonnen. Er wurde schnell so etwas wie dessen rechte Hand.
Ta’ayush ist gerne vor Ort „im Feld“ unterwegs, um Israelis und israelische Soldaten zu drangsalieren, zu behindern, zu demotivieren und einzuschüchtern, wobei die linksradikalen Israelis oft als perfekte hebräische Sprachrohre ihrer „palästinensischen“ Freunde agieren.

Auch Esra Nau’i ist dort gerne und lautstark vor Ort, nutzt sein Hebräisch und Arabisch und gibt sich besorgt, humanistisch, immer gerne bereit den jungen israelischen Soldaten ein schlechtes Gewissen wegen ihrer „illegalen Besatzung“, „Menschenrechtsverberechen“ und Ähnlichem einzureden.
Nur ab und zu, so scheint es, geht Nau’i auch einer anderen Beschäftigung im „Kampf gegen die Besatzung“ nach: „Palästinenser“, die Juden für viel Geld ihr Land verkaufen wollen – in den „palästinensischen“ Autonomiegebieten offiziell ein hochkrimineller Akt, auf den die Todesstrafe steht – werden auf dubiose Weise oft an Nau’i verwiesen, in dem fälschlichen Glauben, er sei ein Immobilienvermittler der Siedler. Er solle sie mit potentiellen jüdischen Käufern in Verbindung setzen. Sie wissen dabei nicht, wer Nau’i ist und was er tut.

Nau’i mimt dann den jüdischen Immobilienvermittler, um Beweismaterial aufzuzeichnen und damit später die potentiellen „palästinenischen“ Verkäufer ans Messer zu liefern.
Arik, der Aktivist von „Ad Kann“, filmte verdeckt eine solche Operation von Ta’ayush.
Nau’i und Arik treffen den „Palästinenser“ in Nau’is Auto, während Arik alles heimlich für Nau‘i filmt und dazu auch noch für „Ad Kann“. Sie reden über die Einzelheiten des Deals, Dokumente usw.. Das Gesicht des „Palästinensers“ will Nau’i erkennbar haben. Auf der Rückfahrt erzählt Nau’i seinem „Kumpel“ Arik wie sehr er diese „Kollaborateure“ hasse und dass er die Geschichte dem „palästinensischen“ Geheimdienst stecken wird.

Arik fragt ihn, was dem „Palästinenser“ passieren wird. Nau’i lächelt amüsiert: Sie werden ihn töten, aber vorher noch ordentlich verprügeln und quälen.
Und hier – so sollte man meinen – ist der eigentlich Teil der Geschichte beendet: „Linker“ Aktivist als masochistischer „Palästinenser“-Mörder überführt – Er hasst Siedler mehr als er sich um „Palästinenser“ sorgt – und fertig: Klappe zu, „Palästinenser“ tot.
 
Aber den eigentlichen Schock lösten wohl die Reaktionen der israelischen Linken auf diese Geschichte aus:
Direkt nach der Ausstrahlung des Reportagebeitrags hatte die Moderatorin Ilana Dayan, welche allgemein als „Linke“ bekannt ist, einen der Sprecher der radikalen israelischen „Linken“ ins Studio eingeladen – Gideon Levy von „Ha’Aretz“.
Nachdem sich Ilana noch einmal entschuldigt und klargestellt hatte, dass der Beitrag nicht der angeblich massiven „Delegitimisierung“ von linken Gruppen Vorschub leisten wolle, erhielt Levy das Wort. Levy schien erbost und erregt und erklärte, dass so ein „Einzelfall“ von einem Durchgeknallten nichts über das „linke“ Lager aussage, was ihn aber „am meisten stört“ sei die Tatsache, dass diese Reportage überhaupt ausgestrahlt wurde. Dies diene doch nur der „rechten“ „Dämonisierung“. Und überhaupt wäre es eine „große Ehre“, sagte Levy, dass die „Rechten“ in drei Jahren nur [sic!] das bei den „linken“ NGOs gefunden haben. (...)

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