Die beiden arabischen Terror-Perioden unterschieden sich in einigen interessanten Merkmalen. 

Mai 10, 2019 – 5 Iyyar 5779
Die erste und die zweite Intifada im Vergleich 

Von Tina Adcock

Seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 ist kein Frieden zwischen den Israelis und den „Palästinensern“ eingekehrt. Immer wieder kam es zu Kriegen, Auseinandersetzungen und Terroranschlägen.

Insbesondere die Aufstände während der Ersten und Zweiten Intifada sind im kollektiven israelischen Gedächtnis verankert. Den „Palästinensern“ haben sie, vor allem nach der Zweiten Intifada, nichts gebracht, außer eine Verstärkung der islamistischen Kräfte und einer Mauer entlang der Grenze zu Judäa und Samaria. Vergleicht man beide Aufstände, so wird schnell klar, dass sie – bis auf ihren Namen, der auf Arabisch so viel wie „sich erheben“ bedeutet – nicht viel gemeinsam haben.

Die Erste Intifada (1987-1993) hatte zahlreiche Ursachen, deshalb sollen im Folgenden nur die wichtigsten davon hervorgehoben werden.

Seit dem Sechs-Tage Krieg im Jahr 1967 und der Eroberung von Gaza, dem Golan, Judäa und Samaria, sowie Ostjerusalem, hatte Israel mit zwei großen Herausforderungen zu kämpfen. Zum einen musste der jüdische Staat mehr als eine Millionen „Palästinenser“ in das Staatsgebiet integrieren und zum anderen stellte die Kontrolle und Organisation der neu hinzugewonnenen Gebiete eine Herausforderung dar.

Seit September 1970 versank die „Palästinensische Befreiungsorganisation“ (PLO) im Chaos, da sie ihre politische Basis im Libanon verlor und die ökonomische Krise in Gaza, Judäa und Samaria immer schlimmer wurde. Die Übernahme eines Flüchtlingslagers durch „palästinensische“ Rebellen (1986-1987) zeigte bereits, dass die israelische Armee mit derartigen Massenaufständen nicht umzugehen wusste. Das Werfen von Steinen und später auch Molotowcocktails auf israelische Soldaten führte zum Gebrauch von Schusswaffen gegen die Aufständischen. Dies war auch ein Grund, weshalb die Erste Intifada später bei der internationalen Gemeinschaft Sympathien für die „palästinensische“ Seite weckte, waren sie doch die Allegorie des unbewaffnet David gegen den bewaffneten Goliath. Zahlreiche Bilder fanden Einzug in die internationale Presse, welche „palästinensische“ Jugendliche mit Steinen und bewaffnete israelische Soldaten zeigten, die das Bild von einem unverhältnismäßigen Kampf vermitteln sollten. Verurteilten die westlichen Staaten vormals die Terrorattacken der PLO, so verteilten sie nun den jüdischen Staat.

Das sowohl ein Stein als auch ein Molotowcocktail Menschen töten können, war hierbei herzlich egal. Ein weiteres Kennzeichen der Ersten Intifada war die massenhafte Beteiligung der „Palästinenser“. Dies war zum einen möglich, da es sich hierbei, wie bereits erwähnt, um einen Aufstand handelte, bei dem keine expliziten Waffen verwendet wurden und zum anderen, da dementsprechend kein spezielles Training, oder eine Planung von Nöten war. Die Lage spitze sich weiter zu, da sich der Wunsch nach einem eigenen Staat unter den teilweise desaströsen Bedingungen in den Flüchtlingslagern, sowie der schlechten Versorgung mit den einfachsten humanitären Mitteln, nur weiter verstärkte. Hinzu kam noch die hohe Geburtenrate unter den „Palästinensern“, welche die Lebensbedingungen weiter verschlechterte.

Die Hoffnungen der ca. 1,7 Millionen „Palästinenser“ erfüllten sich nicht und sie trauten der PLO nicht mehr zu, ihre politische und soziale Lage verbessern zu können. Zusätzlich fütterten islamistische Fundamentalisten den bereits bestehenden Hass, indem sie ihn mit religiösen Noten versahen, vornehmlich in Gaza. Ein jüdischer Staat war für diese Gruppierungen Häresie, galten Juden doch als „Dhimmis“, also als niedriger als ein Muslim. Ein weiterer Faktor ist die neue Generation, die in den vormals durch Jordanien und Ägypten kontrollierten Gebieten aufwuchs, eine andere Sprache als ihre Eltern lernten und ein spezielles Gefühl dafür entwickelten, gegen die israelische „Besatzung ihrer Gebiete“ vorzugehen.

Israel hingegen hatte ein großes Interesse daran, Ruhe und Ordnung in den Gebieten zu bewahren und setzte dafür ihre Militärverwaltung ein – welche teilweise durch Gewalt – die jeweilige Lage unter Kontrolle bringen musste.

Am 8. Dezember 1987 brach die Erste Intifada aus, nachdem ein israelisches Militärfahrzeug mit zwei „palästinensischen“ Taxen kollidierte, wobei vier „Palästinenser“ ihr Leben verloren. Da man bei diesem Unfall einen Vergeltungsschlag für den zuvor erstochenen Israeli in Gaza vermutete, erhob sich ein Aufstand, der sich vorerst gegen israelische Militärstützpunkte in Gaza entlud und sich später auch auf Judäa und Samaria ausweiten sollte. Die Aufstände richteten sich allerdings nicht gegen die PLO, da die „Palästinenser“ vielmehr ein intensiveres Mitbestimmungsrecht anstrebten und eine Gleichberechtigung in Bezug auf das Treffen von wichtigen Entscheidungen.

Die Geburtsstunde der Hamas

Im Jahr 1988 akzeptiert der „Palästinensische Nationalrat“ die Resolution 242, sowie den Teilungsplan von 1947. Mit diesem Schritt akzeptierte die „palästinensische“ Seite erstmals formell eine Zweistaatenlösung, was ihr zu einer noch größeren Anerkennung von Seiten der internationalen Gemeinschaft verhalf.

Ein Ergebnis der Ersten Intifada war das Erstarken der islamischen Terrororganisation Hamas, die heute über den Gazastreifen herrscht. Sie bot den „Palästinensern“ eine militantere, und vor allem gewaltsamere Alternative zu den hauptsächlich nationalistischen Forderungen der PLO. Vor allem diejenigen, die ihren Glauben an die „Palästinensische Befreiungsorganisation“ verloren hatten, strömten in die Arme der Terrororganisation. Die Visionen, die die Hamas in die Köpfe ihrer Mitglieder pflanzte, war der Traum von einem islamisch geprägten Palästina auf dem gesamten Gebiet Israels, welche durch die Kämpfe gegen die unwürdigen Juden und die Verbreitung des Islam erreicht werden sollte.

Doch es sollte anders kommen als gedacht. Der Golf-Krieg im Jahr 1990 sollte eine Zäsur darstellen. Sie führte dazu, dass u.a. die USA und auch der Rest der Weltgemeinschaft ihren Fokus verschoben, und diesem Konflikt plötzlich mehr Aufmerksamkeit widmeten als dem israelisch-arabischen. Die dadurch entstandene Frustration führte zu einem Radikalisierungsprozess und zu internen Kämpfen der PLO-Fraktion, sowie zwischen den islamistischen und nationalistischen Gruppierungen. Die Erste Intifada führte zu einer Art Verschiebung der Machtverhältnisse. Kämpfte vormals hauptsächlich die PLO gegen Israel, so erhoben sich nun die „palästinensischen“ Bewohner von Gaza, Judäa und Samaria, um für ihre Forderungen zu kämpfen – während die PLO in der Diaspora zu einem passiven Spieler wurde.

Trotzdem gelang es der „Palästinensische Befreiungsorganisation“ sich durch die Oslo-Prozesse (1993) neu zu etablieren. Israels damaliger Premierminister Jitzhak Rabin und der Anführer der PLO, Jassir Arafat, einigten sich darauf, einen Großteil von Gaza, Judäa und Samaria an die Selbstverwaltung der „Palästinenser“ zu übergeben. Somit fand die Erste Intifada, mit der Hoffnung auf Erneuerung und einen zukünftigen „palästinensischen“ Staat, ein Ende.

Die Zweite Intifada

Im Jahr 2000, nur zwei Monate nachdem die Camp David-Verhandlungen zwischen dem israelischen Premierminister Ehud Barak und dem Anführer der PLO, Jassir Arafat, ohne Ergebnis endeten, begann die Zweite Intifada. Hierbei wurde den „Palästinensern“ u.a. 95 % der „besetzten“ Gebiete angeboten, doch Arafat lehnte ab. Israelische Politiker sagten, dass er damals bereits gedanklich mit einer eventuellen militanten Auseinandersetzung spielte, die seine Position innerhalb der eigenen Reihen stärken sollte. Ein anderer Faktor, der einen großen Einfluss hatte, war die eklatante wirtschaftliche Lage und die Nichterfüllung der nationalen Forderungen der „palästinensischen“ Bevölkerung. Schlussendlich führte der Besuch von Ariel Scharon auf dem Tempelberg am 28. September 2000 zum Ausbruch der Zweiten Intifada. Dieser Aufstand ist vor allem durch seine Gewalt und die blutigen Auseinandersetzungen in die Geschichte eingegangen. Mehr als 1.000 Israelis verloren dabei ihr Leben. Selbstmordattentate waren weit verbreitet und fanden in den großen Städten wie Jerusalem, Tel Aviv, Beer Schewa und Haifa statt. Die Antwort auf die bewaffneten und gewaltsamen Angriffe der „Palästinenser“ wurden von Seiten Israels ebenfalls mit Gewalt beantwortet.

Die Anwendung von Waffen auf „palästinensischer“ Seite schadete jedoch im Nachhinein nur ihrem Kurs. Hatten sie unter der Ersten Intifada zumindest eine „palästinensische“ Autonomie im Westjordanland und Gaza erreicht, so sollte die Zweite Intifada sie kein Stück näher an ihr Ziel, einen eigenen Staat zu besitzen, bringen. Das Gegenteil war der Fall, denn der Aufstand kostete vielen von ihnen das Leben. Nachdem Ariel Scharon am 6. Februar 2001 die Wahl zum Premierminister mit 62,5 % der Stimmen gewann, sagte er: „Es wird keine Verhandlungen unter dem Beschuss geben. Es wird sie einfach nicht geben.“ Die Anzahl der „palästinensischen“ militanten Teilnehmer stieg exponentiell und viele davon gehörten zur Fatah.

Arafat öffnet die Gefängnisse

In den frühen Tagen der Zweiten Intifada öffnete Arafat die Gefängnisse der PA und ließ Insassen frei, die zur Hamas und dem Islamischen Dschihad gehörten, damit sie sich an den Kämpfen beteiligen konnten. Andere radikal islamische Gruppen waren die Tanzim und die al-Aksa-Brigade. Die Zweite Intifada hatte zur Folge, dass ernsthafte Friedensverhandlungen abbrachen. Israel führte im Zeitraum von März bis Mai 2002 eine militärische Operation in Judäa und Samaria, die unter dem Namen „Defensive Shield“ bekannt ist. Zusätzlich wurde eine Mauer entlang der Grenze gebaut, die tatsächlich einen immensen Rückgang von Terrorattacken zur Folge hatte, aber international für Aufregung sorgte.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Erste und die Zweite Intifada – bis auf ihren Namen – nicht viel gemeinsam hatten. Beide hatten zwar einen eigenen „palästinensischen“ Staat zum Ziel, aber waren in dieser Hinsicht erfolglos. Hierbei ist anzumerken, dass der sogenannte „Krieg der Steine“, wie die erste Intifada oft genannt wird, mit den Abkommen von Oslo zumindest eine Chance war, die die „Palästinensische Autonomiebehörde“ jedoch nicht ernstnahm und durch ihr Fehlen den Erfolg der islamischen Terrororganisation Hamas zur Folge hatte, welche die PLO alsbald aus Gaza vertreiben sollte. Die Betrachtung der beiden Aufstände zeigt klar und deutlich, dass ein bewaffneter Aufstand, ob mit Stein, Gewehr oder Selbstmordattentätern, den „Palästinensern“ nichts gebracht hat und auch in absehbarer Zeit nicht zu einer Lösung des Problems führen wird. Nur durch diplomatische Mittel kann eine Lösung im sogenannten Nahostkonflikt gefunden werden. Ob die „palästinensische“ Führungsebene jedoch daran interessiert ist, die Situation für ihr „Volk“ zu verbessern, ist leider fraglich.

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke