Von Paul Heintze
Eine denkwürdige Feier fand am 26. April im Berliner Ephraim Palais statt. Die 1799 von dem ehemaligen Hausherrn des Palais, Ephraim Veitel (1729-1803), Hofjuwelier und Münzenterpreneur von Friedrich II., gegründete Ephraim Veitel Stiftung ist 84 Jahre nach „Arisierung“ und Zwangsexil wieder nach Berlin zurückgekehrt. Hier soll sie im alten Stammhaus der Familie mit neuem Leben erfüllt werden.
Die Stiftung hatte neben sozialen Aufgaben vor allem die Schulbildung der jüdischen Jugend an der von Ephraims Vater Veitel Heine Ephraim gestifteten privaten Freischule gefördert. Im Jahr 1856 wurde die Schule zur ersten jüdischen Universität umgestaltet, nachdem die Berliner Universität es abgelehnt hatte das Fach Jüdische Studien in ihr Programm aufzunehmen. Die Veitel Heine Ephraimsche Lehranstalt genannte Hochschule zählte zu ihren Dozenten die herausragenden Köpfe der Wissenschaft des Judentums, so Leopold Zunz, Moritz Steinschneider und Abraham Geiger. Hier wurde die jüdische Wissenschaft wider den antijüdischen Zeitgeist in den Kreis der Universitätsfächer eingeführt.
Mit dem Jahr 1934 begann der Raub an der jüdischen Stiftung durch die sogenannte „Arisierung“. Der Name des Stifters wurde entfernt und Juden aus dem Vorstand gedrängt. Schon bald wurden unter dem neuen Vorsitzenden – SA-Mann und Parteimitglied – sämtliche jüdische Bewilligungsempfänger komplett aus der Liste möglicher Begünstigter gestrichen, an ihre Stelle traten stramme „Arier“ und auch Organisationen der NSDAP – auch an die eigene Familie hat man gedacht.
Nach Kriegsende haben die Alliierten und die Berliner Stiftungsaufsicht gefordert, alle in der NS-Zeit in den Vorstand der Stiftung eingerückten Personen umgehend auszuschließen und auch die den Nazi-Vorgaben angepasste Satzung wieder auf ihren Stand vor der „Arisierung“ zurückzuführen. Der SA-Mann wusste dies alles zu verhindern und zwar bis zu seinem Tode im Jahre 2000. Zu diesem Zweck hat er, der während der NSDAP-Herrschaft und danach im Auswärtigen Amt Deutschlands arbeitete, die Stiftung nach Bonn verlegt, wo sich wohl niemand mehr für ihre Raubgeschichte interessierte. Noch 1988 hat der Alt-Parteigenosse sogar einen von außen kommenden Versuch verhindert, wenigstens den ursprünglichen Stifternamen neben die noch gültige Nazi-Benennung einzusetzen.
Erst nach dem Tod des Dauervorsitzenden konnte eine schrittweise Rückführung begonnen und dann durch gründliche Forschungen in den preußischen Archiven beschleunigt werden, welche schließlich zur Rückführung nach Berlin führten.
Die wegen dieser Geschichte wirtschaftlich stark angeschlagene Stiftung soll nun durch Spenden und mögliche Kapitalaufstockungen wieder arbeitsfähig gemacht werden und eine aktive Rolle in der Vermittlung jüdischen Wissens spielen, dies auch durch Projektförderungen zu jüdischen Themen, insbesondere auch im Bereich der Jugend.
www.ephraim-veitel-stiftung.de
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