Ein Gespräch mit dem Siedlungsaktivisten, Juristen und Ex-Politiker Elyakim Haetzni über jüdisch-arabische Koexistenz im Westjordanland, historische Narrative und die Konsequenzen aus dem Völkerbund-Mandat von 1922 

August 7, 2014 – 11 Av 5774
«Deswegen sind wir hier»

Herr Haetzni, Sie leben seit 1972 in Kiryat Arba, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hebron. Sie gehören zu den bekanntesten Sprechern der Siedlerbewegung und haben hier vor Ort einiges miterlebt. Hat sich die Situation nach dem Mord an den drei jüdischen Teenagern geändert? Haben Sie das Gefühl, dass sie jetzt angespannter ist als vorher?
Schwer zu sagen. Ich habe mich immer für Koexistenz zwischen Juden und Arabern eingesetzt. Wir leben hier schon lange zusammen. Dennoch kommt mir die Frage: Wie realistisch ist das? Nehmen wir das Beispiel Jerusalem. Ich schrieb darüber schon einige Male, dass Jerusalem eigentlich ein Paradigma des friedlichen Zusammenlebens ist, der Koexistenz. In Jerusalem fragen Sie nicht, wer der Taxifahrer ist, den Sie anhalten, ob Araber oder Jude. Es interessiert keinen, es ist ganz normal. Ich war dort einige Male in Krankenhäusern, im Hadassah-Krankenhaus, im Schaarei Zedek Krankenhaus, überall: Der Kranke neben dir ist Araber, die Krankenschwestern, oft auch die Ärzte. Jerusalem ist ein Experiment, 65 Prozent Juden, 35 Prozent Araber. Man könnte meinen, dieses Experiment sei ein außerordentlicher Erfolg. Und jetzt passiert diese Geschichte.

(...)

 

Das Gespräch führten Chaim NOLL und Ulrich Jacov BECKER

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Zur Person
Elyakim Haetzni wurde 1926 in Kiel geboren, konnte mit der Familie noch 1938 ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina emigrieren und so der Schoah entfliehen. Als junger Mann begann er eine Lehrerausbildung und wurde Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 wurde er schwer verwundet. In den 50er Jahren studierte Haetzni Jura, später eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Tel Aviv. Nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 wurde Haetzni zu einem entschiedenen Befürworter der jüdischen Besiedelung des Westjordanlandes. Seit 1972 lebt er in der Siedlung Kiryat Arba nahe Hebron. Hebron gilt nach Jerusalem als zweitheiligste Stadt des Judentums. Während des Arabischen Aufstandes in Palästina 1936 waren alle jüdischen Bewohner von Hebron vertrieben worden. In den 80er Jahren war Elyakim Haetzni Mitglied der nationalen Partei Techija («Wiederbelebung»), für die er zeitweilig auch in der Knesset saß. Haetzni ist verheiratet und hat vier Kinder.

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