Es hat politische Gründe, warum das mustergültige Siedlungsprojekt eines arabischen Millionärs menschenleer bleibt 

August 3, 2018 – 22 Av 5778
Der gewollte Fortbestand des Provisoriums

Von Chaim Noll

Dem „palästinensischen“ Prestige-Projekt, der modernen Reißbrett-Stadt Rawabi, droht das Scheitern. Die bisher fast anderthalb Milliarden Dollar teure Traumstadt in der judäischen Wüste sollte...

„beweisen, dass man im Westjordanland kultiviert, elegant und visionär sein kann (...) Ein Jahr, 1,2 Milliarden Dollar Investitionen und rund 100 Millionen Dollar Verlust später ist Rawabi an einem gewöhnlichen Wochentag eine Geisterstadt, deren stelenförmige Sandsteinhäuser aussehen, als seien sie von der Welt und allen Bewohnern verlassen. Vor den meisten Fenstern sind die Läden geschlossen, auf dem Spielplatz, in den Straßen und auf den Treppen, die den Hügel hinaufführen, ist außer Gärtnern und einigen Bauarbeitern niemand zu sehen. Nur der Wind pfeift zwischen den Häusern wie durch Schluchten.“

Dieses Stimmungsbild liefert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die, weniger problemscheu als andere deutsche Medien, die traurige Entwicklung immerhin erwähnt. Mehrere Stunden lang hat sich Autorin Andrea Jeska vom „Executive Director of Rawabi Foundation“, einem gewissen Jack Nasser, im Range Rover zwischen leeren Hochhäusern, verödeten Shopping Malls, Fitnessanlagen und „Indoor-Spielplätzen“ herumfahren lassen.

Die arabische Vorzeige-Stadt ist durchaus nach dem Muster israelischer Westjordanland-Siedlungen konzipiert, halbkreisförmig, kompakt, in hügelan steigender Terrassierung, nur sehr viel bombastischer.

„Gigantomanisch irgendwie, künstlich wie eine Modellstadt“, findet die Autorin. „Schon als Masri seine Städtevision bekanntmachte, gab es viel Kritik: zu westlich, hieß es (…) Vor allem die Normalität, die Masri schaffen wollte, traf auf eine ohnehin hitzige Diskussion innerhalb der palästinensischen Gesellschaft, ob Normalität nicht (…) dem Geist des Widerstands entgegenstünde, weil sie vorgaukle, das Leben der Palästinenser sei kein Leiden.“

Lieber in ein demonstratives „Leiden“
Hier deuten sich Gründe an, warum die Stadt nicht besiedelt wird, warum die Hochhäuser leer stehen. Der Status der Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen muss erhalten bleiben, die „Palästinenser“-Führung sieht ihre Bevölkerung lieber in einem demonstrativen „Leiden“, das an das Mitgefühl der zahlenden westlichen „Geber“, der EU, der Vereinten Nationen, der tausenden Hilfsorganisationen appelliert.

Auch die Stammesstruktur der arabischen Westjordanland-Bevölkerung steht dem modernistisch urbanen Konzept entgegen, ihre Mehrheit ist Landbevölkerung, oft frühere Nomaden, man fühlt sich wohl in nach Familienclans getrennten Ansiedlungen, in festgelegten Revieren, nicht in den anonymen Hochhäusern einer Stadt. Solche Gründe werden von der Autorin nicht erwähnt, allenfalls angedeutet, denn die Hauptursache des gescheiterten Projekts ist auch hier vorgegeben. Es ist das übliche Übel, der allem Elend zugrunde liegende Schuldige: Israel.

Die Konstruktion, warum Israel auch am Nicht-Besiedeln der „palästinensischen“ Vorzeigestadt schuld sein muss, wirkt auf den ersten Blick verblüffend. Man hat offenbar in der Wüste eine Stadt gebaut, ohne zuvor eine eigene Wasserversorgung sicherzustellen, und erwartet nun wie selbstverständlich, dass Israel, der vielgeschmähte Feind, die Versorgung mit Wasser und Energie übernimmt. (…)

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