Alexander Nachama ist Rabbiner in Dresden – er setzt eine lange Familientradition fort 

August 7, 2014 – 11 Av 5774
«Da sein in Freude und Trauer»

Mit einem gewinnenden Lächeln, einem warmen, offenen Blick empfängt er seine Besucher. 30 Jahre jung strahlt er Ruhe aus, auch wenn ein Termin den anderen jagt. Seit knapp zwei Jahren ist er nun Ge- meinderabbiner in Dresden – Alexander Nachama. In Berlin aufgewachsen, hat sich Nachama in Sachsen gut eingelebt. «Ich wohne gerne in Dresden. Es ist kleiner und überschaubarer als Berlin. Mir gefällt die Altstadt sehr gut, aber auch die Neustadt hat ein interessantes Flair», schwärmt der Rabbiner. Aus seinem Bürofenster im Ge- meindehaus in der oberen Etage schaut er direkt auf die Synagoge. Ein Blick, der ihm gefällt. Erst recht das Innere des Gotteshauses. «Es hat etwas Einzigartiges.»
Der Wunsch, Kantor oder Rabbiner zu werden, entwickelte sich bei Alexander Nachama schon recht früh. Großen Anteil daran hat sein Großvater, der im Jahr 2000 verstorbene Oberkantor Estrongo Nachama sel. A. «Ich habe ihn bereits als Kind beim Vorbeten erlebt, habe gesehen, was er für eine schöne Aufgabe hat. Dass er dabei ein ganz besonderer Großvater ist, habe ich auch schon sehr früh gemerkt», blickt der junge Nachama voller Achtung auf seinen Großvater zurück. «Über sein Schicksal hat er wenig gesprochen, für ihn war die Gegenwart wichtig. Er hat sich zum Beispiel daran erfreut, zwei Enkel zu haben.» Bei aller Familientradition, die bereits sein Vater − Professor Andreas Nachama − als Rabbiner fortsetzte, war es Alexanders ganz eigener Wunsch, Rabbiner zu werden. Sein älterer Bruder schlug dagegen einen ganz anderen beruflichen Weg ein und studierte Jura. «Mit 14 Jahren habe ich angefangen, in Gottesdiensten vorzubeten», erzählt Alexander Nachama. Das beten und singen habe er von seinem Großvater gelernt. Sein Vater hat dagegen mit ihm die Thora studiert. Viele Gottesdienste haben Vater und Sohn in Berlin gemeinsam gestaltet.

«Aleph», Uni, Geiger-Kolleg
Seine Ausbildung zum Kantor schloss Alexander 2005 an der Rabbiner- und Kantorenschule «Aleph» in den USA ab. 2008 beendete er dann das Studium der Judaistik an der Freien Universität in Berlin mit einem Bachelor. Danach folgte das Masterstudium in Potsdam. 2012 beendete er seine Rabbinerausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. Post-Graduate-Seminare führen ihn noch immer regelmäßig ans Potsdamer Kolleg. «Ich freue mich jedes Mal auf die Begegnungen mit den Kommilitonen», so der junge, kommunikative Rabbiner. Auch heute, da Alexander Nachama eine eigene Gemeinde leitet, bleibt der Vater als Mentor erster Ansprechpartner in vielen Fragen. «Er hat immer eine Antwort für mich, kennt viele Probleme und Fragen aus eigener Erfahrung», ist er sehr dankbar. Das hohe Maß an Disziplin, Ordnung und Organisationstalent beeindruckt ihn an seinem Vater, etwas, das er versucht, nun auch selbst umzusetzen. Bei seinen vielfältigen Aufgaben benötigt Professor Andreas Nachama diese Eigenschaften. Er ist nicht nur Direktor der Stiftung «Topografie des Terrors» in Berlin und ehrenamtlich als Rabbiner tätig. Ebenso ist er Professor am 2003 gegründeten Touro-College in Berlin, das Sara Nachama, die Mutter von Alexander, als Direktorin leitet.

Gebet und Gesang
Alexander Nachama konzentriert sich derzeit ganz auf seine Tätigkeit als Gemeinderabbiner in Dresden, wo er derzeit 730 Mitglieder betreut. Ab und an hilft er auch in Chemnitz als Rabbiner aus, da es dort zurzeit noch keinen eigenen Rabbiner gibt. Die Chemnitzer Gemeinde ist mit knapp 600 Mitgliedern etwas kleiner als die Dresdner. «Für mich ist die Gemeinde sehr wichtig. Ich möchte für sie in Freude und Trauer da sein», sagt Alexander Nachama. Aufgrund der Altersstruktur seiner Gemeinde überwiegen in letzter Zeit allerdings eher die Trauerfälle. Genau da sieht er großen Handlungsbedarf, die jungen Leute zu motivieren in die Gottesdienste zu kommen und sich im Gemeindeleben aktiv einzubringen. Aktuell liegt der Schwerpunkt seiner Tätigkeit bei den russischen Zuwanderern. So bietet er Unterricht an, in dem er über die Grundlagen der Gebetbücher spricht und mit den Teilnehmern auch singt. In einem anderen Unterricht liest er Abschnitte aus der Tora und bespricht die Kommentare dazu. Zurzeit unterweist er auch einen Jungen, der sich auf seine Bar Mizwa im kommenden Jahr vorbereitet.

Unterricht für Konvertiten
Aber auch Menschen, die zum Judentum übertreten wollen, führt Alexander Nachama an die Lehre und das Brauchtum der jüdischen Religion heran.

Von Claudia TRACHE

Komplett zu lesen in der Druckausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier abonnieren oder hier ein Probeexemplar bestellen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke