Die Journalistin Jennifer Bligh lässt auf „bento“ ihrem Ressentiment freien Lauf  

März 4, 2016 – 24 Adar I 5776
Chaya Tal, Jüdin und Friedenshindernis

Von Gerd Buurmann

Ich bin schon oft mit Judenhass in Berührung gekommen, nicht selten in Form von Hassmails, die mir seit Jahren zugeschickt werden. Dass aber mal vor meinen Augen eine gute Freundin fertiggemacht wird, einzig und allein weil sie Jüdin ist, das hätte ich nie gedacht. Dann aber kam Jennifer Bligh.

Für das Magazin Bento hat Jennifer Bligh einen Artikel verfasst, der einen erschreckend offenen Judenhass zur Schau stellt. Jennifer Bligh darf sich rühmen, mit diesem Artikel das selbstgerechteste Urteil über einen Juden gefällt zu haben, seit Shakespeares Portia. Schon der erste Satz zeigt, wie die Autorin tickt:

„Chaya Tal, 24, behindert mit ihrem Wohnort den Friedensprozess.“

Chaya Tal ist eine gute Freundin von mir. Sie wurde in Russland geboren, wuchs jedoch in Deutschland auf. Sie selber beschreibt sich wie folgt:

„Durchs Leben wurde ich gebracht von meiner ‚jiddischen Mamme‘. Geprägt wurde ich vor Allem von schwedischen Kindermärchen, deutscher Nachkriegsliteratur, hebräischer Sprache, israelischen Liedern, jemenitischer Geschichte und dem jüdischen Religionsgesetz. Ich habe eine besondere Liebe zum Schreiben, zu Katzen, Musik, Wandern, Politik, Couchsurfing, Reparaturarbeiten, Sauberkeit und elektrischen Werkzeugen.“

Das klingt wirklich wie ein böses jüdisches Weib, das allein durch seine Existenz den Frieden bedroht.

Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie Chaya regiert hat, als ihr vorgeworfen wurde, sie sei ein Friedenshindernis. Sie wird gelacht haben. Sie tat es auch. Dieses Lachen war für Jennifer Bligh jedoch ein Anlass, Chaya zu diffamieren und das Lachen als „unschön“ zu bezeichnen.

„Chaya lacht unschön auf. ‚Ich soll ein Friedenshindernis sein?‘ Die meisten Siedler seien doch überhaupt nicht militant, einzelne Gruppen würden einfach nur herausgenommen und falsch dargestellt. Was sie dabei ignoriert: Es geht gar nicht darum, wie manche Siedler sich verhalten. Sie alle, egal ob freundlich oder militant, verstoßen mit ihren Siedlungen gegen internationales Recht.“

Was Jennifer Bligh hier ignoriert: Chaya verstößt nur aufgrund einer Sache gegen das sogenannte „internationale Recht“: Weil sie Jüdin ist und es wagt, im Westjordanland zu leben. „Westjordanland“, so nennt Jennifer Bligh den Ort. Ich nenne das Gebiet jedoch so, wie es schon seit Jahrhunderten heißt: Judäa und Samaria.

Judäa und Samaria gehörten einst zu Jordanien, dem Land, das sich zu über 80 Prozent auf palästinensischem Boden befindet. Davor wurde das Gebiet vom Völkerbund verwaltet. Davor gehörten Judäa und Samaria zum Osmanischen Reich, davor zum Römischen Reich und davor – wie das Wort „Judäa“ schon vermuten lässt – zu einem jüdischen Reich. Das jüdische Volk ist das älteste noch heute existierende Volk im Nahen Osten. Juden sind die Ureinwohner des Nahen Ostens!

Heute gehören die Gebiete Judäa und Samaria zu keinem Staat. Es ist ein umstrittenes Gebiet. Dennoch siedeln dort Menschen: Araber, Juden, Israelis, Staatenlose. Manche siedeln in Häusern, andere in Zelten. Chaya ist somit eine Siedlerin unter vielen. Sie ist jedoch Jüdin und für Menschen wie Jennifer Bligh sind Siedler illegal, wenn sie jüdisch sind. Gegen arabische Siedler hat sie nichts! Damit haben wir das Hauptproblem direkt vor uns:

Als „illegal“ werden nur die Siedler bezeichnet, die Juden sind! Das Problem, das viele Menschen mit diesen Siedlern haben, ist ihr Jüdischsein!

Ein Minister der Hamas brachte die eigene Politik 2010 mit diesen Worten auf den Punkt:

„Juden sind fremdartige Bakterien, sie sind Mikroben ohne Beispiel auf dieser Welt. Möge Gott das schmutzige Volk der Juden vernichten, denn sie haben keine Religion und kein Gewissen! Ich verurteile jeden, der glaubt, eine normale Beziehung mit Juden sei möglich, jeden, der sich mit Juden zusammensetzt, jeden, der glaubt, Juden seien Menschen! Juden sind keine Menschen, sie sind kein Volk. Sie haben keine Religion, kein Gewissen, keine moralischen Werte!“

Für diese Menschen sind Juden schon allein deshalb ein Friedenshindernis, weil sie leben. Der Name Chaya ist Hebräisch und bedeutet „die Lebendige“. Vermutlich stört Jennifer Bligh genau das, dass Chaya Tal lebendig ist. (…)

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke