Über Janna Jihad, das nächste Pallywood-Nachwuchstalent des Tamimi-Clans  

November 3, 2016 – 2 Heshvan 5777
ARD: Anführungszeichen sind nicht niedlich

Von Chaya Tal

Eigentlich ist mit dem Artikel des Autors Alex Feuerherdt, „Ein Propagandacoup namens Jihad“ alles gesagt, was man über das dunkelblond gelockte, zehnjährige palästinensische Mädchen namens „Janna Jihad“ Ayyad Tamimi aus dem Dorf Nabi Saleh in Samaria wissen muss:

Über den politischen Werdegang eines kleinen Mädchens, das schon ab dem dritten Lebensjahr von ihrer Großfamilie (der die Terroristin Ahlam Tamimi, die 15 Israelis, darunter 7 Kinder auf dem Gewissen hat, angehört) auf „Widerstand gegen die Besatzung“ getrimmt wird. Die ab dem dritten Lebensjahr auf gewalttätige Demonstrationen geschickt wird, mit fünf Jahren Soldaten in Uniform anbrüllen soll. Die ihre „Karriere“ als Medienstar offiziell mit dem siebten Lebensjahr beginnt, als sie in Leggings und T-Shirt und wahlweise Keffiya und Palästinaflagge vor der Kamera posiert und Slogans gegen Israel aufsagt.

Über Klein-Jannas „eigenständige“ Produktion von Videos und Bildern, welche sie in sozialen Netzwerken ausstellt, mit freundlicher Unterstützung der Großfamilie Tamimi aus dem besagten Dorf Nabi Saleh, welche eine eigene Propagandaagentur namens „Tamimi Press“ betreibt.

Über die begeisterten Berichte der internationalen Medien über die „jüngste Journalistin Palästinas“ (VICE, Spiegel), „10-jährige palästinensische Journalistin“ (New York Times), „Kinder-Reporterin“ (ARD), „Janna im Jihad“ (ZDF) und so weiter und so fort.

Die Berichte über die niedliche Janna haben sich im letzten halben Jahr gehäuft und so auch die Responsen auf das „Phänomen“ der kriegerischen blonden Zehnjährigen, einer Cousine von ihrem mittlerweile bald 17-jährigen Counterpart Ahed Tamimi, ebenso blondgelockt, niedlich und ein Fernsehstar: mehr zu ihr steht z.B. bei der „Times of Israel“. Auch ich habe in meinem Bericht von der Wanderung in Binyamin – Wadi el-Hakim – über Nabi Saleh und die Familie Tamimi berichtet; aber leider wurde all das nicht in Medien mit größerer Reichweite aufgegriffen.

Und so konnte die deutsche Reporterin für das ARD-Studio in Tel Aviv – Susanne Glass – es sich einfach machen, sämtliche Details aus den schon vorausgegangenen Berichten als Vorlage nehmen, ein wenig nachfilmen und am 2. Oktober 2016 einen fast 7 Minuten langen Bericht über Klein-Janna präsentieren. Denn was sollte die Zuschauer der ARD mehr interessieren, als das längst durchgekaute Thema einer niedlichen „Widerstandskämpferin“?

Nun bin ich bei Weitem nicht so niedlich wie Janna und werde es im Laufe der Jahre immer weniger werden, daher bin ich auch wenig rentabel für die Medien; aber auch mein Blog „Ich, die Siedlerin“ hat es mit über 153.000 Besuchern zu einer gewissen Popularität geschafft, hat das Tabuthema von Juden in Judäa und Samaria/Westjordanland der deutschen Leserschaft nähergebracht und so den Diskurs darüber eröffnet.

Daher sehe ich mich auch verpflichtet, das Folgende zu erwähnen; es geht mir weniger um Janna Jihad, von der ich auch recht müde bin – wie oft kann man sich ein blondgezopftes Mädel vor wackeliger Kamera anschauen, das jede ihrer Amateuraufnahmen mit dem Ton einer Nachrichtenmoderatorin „Janna Jihad, besetztes Palästina“ abschließt?

Es geht mir um Susanne Glass. Und Susanne Glass macht es offenbar nichts aus, ihre politische Gesinnung im Netz mit entsprechenden visuellen Zeichen offenzulegen.

Denn liest man sich den geschriebenen Text ihrer Videoreportage über die soldaten-stoppende Kinder-Reporterin durch, so fällt dem geübten Auge etwas auf:

Die Anführungszeichen.

Nein, es ist nicht das Zitat „Wir haben nichts gegen Juden, wir haben jüdische Freunde“ von Janna, einer Schülerin einer arabischen Mädchenschule in Ramallah, die sicherlich kein einziges jüdisches Kind in ihrem Leben getroffen oder gesprochen hat, insbesondere kein Kind ihrer jüdischen Nachbarortschaft. Es ist nicht die Aussage der Mutter Nawal, ihr Vater habe 1968 „wegen Widerstandes“ im Gefängnis gesessen – wobei man sich gut vorstellen kann, was das für eine Art Widerstand gewesen sein muss.

Es ist der Name der Ortschaft – Siedlung – Halamish. Denn obschon seit 1977 existent – geraume Zeit also –, obschon es keinerlei Belangen oder öffentliche Abrissbefehle gegen diese Ortschaft gibt, und obschon Susanne Glass im Konflikt zwischen dem Dorf Nabi Saleh und der Gemeinde von Halamish weder das Recht besitzt bestimmte Positionen einzunehmen noch notwendiges Hintergrundwissen aufweist – erlaubt sie sich das dennoch. Und setzt „Halamish“ in Anführungszeichen.

Denn was kann es anderes sein, als ein nur in Anführungszeichen existierender Ort, de facto gar nicht existent, weil für illegal erklärt, wie jeder Schritt und Tritt eines Juden in Judäa oder Samaria. Die Menschen von Halamish (oder auch Neve Tzuf genannt) leben über 30 Jahre an diesem Ort, mehrere Generationen sind dort aufgewachsen. Halamish ist auf Straßenschildern und auf Google Maps verzeichnet.

Aber Susanne Glass vom ARD-Blog in Tel Aviv macht es nichts aus, diese Menschen in Anführungszeichen zu setzen und ihre Existenz bewusst in Frage zu stellen – gegenüber dem ganz regulär erwähnten Ort Nabi Saleh. Wen interessiert es auch, seit wann Nabi Saleh dort steht, wo es steht, wem das Land gehört, worauf es steht, wer dort gewohnt hat und wer dort wohnen wird. Nabi Saleh als Siedlung zu bezeichnen (eigentlich ein ganz normaler Begriff für einen Wohnort) würde Blasphemie gleichkommen! Genau so, wenn man Halamish als das bezeichnen würde, was es ist – ein Dorf.

Aber Halamish ist eben nicht Nabi Saleh. Und die ARD ist eben kein sich um ausgewogene Berichterstattung bemühtes Fernsehen, sondern ist sich mit seiner Agenda ganz im Klaren und fragt auch nicht zweimal nach.

PS: Susanne Glass ist nun in guter Gesellschaft der UNESCO, die kürzlich beschlossen hat von Anführungszeichen Gebrauch zu machen und gleich den Platz vor der West-/Klagemauer in Jerusalem in solche gesetzt hat: „Western Wall Plaza“. Der eigentliche Name laut UNESCO 2016 ist also „Al-Buraq Plaza“.

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