Sein Öl bekam Israel damals noch aus dem Iran (Teil 1)  

Juni 1, 2017 – 7 Sivan 5777

Israel und der Sechs-Tage-Krieg von 1967

Von Jérôme Lombard / Redaktion Audiatur

Der Sechstagekrieg von 1967 jährt sich in diesem Juni zum 50. Mal. Dieser kürzeste aller Kriege im Nahen Osten hat die regionalen Machtverhältnisse wie kein zweiter geprägt. Alle nachfolgenden militärischen Auseinandersetzungen und Krisen, vom Jom-Kippur-Krieg 1973 bis zur Intifada, sind eine unmittelbare Folge dieser sechs intensiven Kriegstage.

Bis heute hält nicht nur die Diskussion über die politischen Auswirkungen des Sechstagekriegs an. Es wird auch heftig über den Charakter des Kriegs gestritten. Für einige Historiker bedeutet der Krieg von 1967 ein Wendepunkt in der israelischen Militärgeschichte. In dieser dreiteiligen Reihe sollen die Ursachen, der Kriegsverlauf sowie die Folgen und politischen Auswirkungen bis heute geschildert werden.

„Ha-Hamtana“. „Das Warten“. So nennt die israelische Geschichtswissenschaft die kritischen Wochen von Mitte Mai bis zum Ausbruch des Kriegs am 5. Juni 1967. Am 17. Mai erreichten den israelischen Ministerpräsidenten Levi Eschkol die ersten Geheimdienstberichte über ägyptische Militärbewegungen auf der Sinai-Halbinsel. „Es ist noch völlig unklar, welche diplomatischen Überlegungen oder charakterlichen Schwächen ihn zu dieser verheerenden Entscheidung veranlasst haben“, heißt es in einem Schreiben des israelischen Außenministeriums vom 17. Mai. Gemeint war damit nicht etwa der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser, der seinen Truppen an diesem Tag den Marschbefehl in Richtung Israels Südgrenze befahl. Das Schreiben und das darin bekundete Unverständnis bezogen sich auf den damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, den aus Birma stammenden U Thant. Der hatte am 16. Mai 1967 dem wiederholten Drängen der arabischen Seite nachgegeben und erklärt, die zur Sicherung des Friedens zwischen Israel und Ägypten auf der Sinai-Halbinsel stationierten internationalen Truppen der UNEF (United Nations Emergency Force) abziehen zu lassen. Eine verheerende Entscheidung des Generalsekretärs: Israel verlor damit von dem einen auf den anderen Tag die wichtigste militärpolitische Errungenschaft seit 1956, waren doch die UNO-Truppen nach dem Suez-Krieg auf dem Sinai stationiert worden, um israelischen Schiffen die freie Passage durch die Meerenge von Tiran zu gewährleisten und die Südgrenze des jüdischen Staats dauerhaft zu sichern.

Ägypten wollte den Abzug der UNO-Soldaten, um angreifen zu können
Mit dem Ende der UNEF-Mission ging der friedenssichernde Puffer, der Israel und der Region eine fast zehn Jahre anhaltende Phase relativen Friedens beschert hatte, verloren. Nasser hatte von nun an freie Hand. Und dass der ägyptische Präsident mit seinem zuvor bei den Vereinten Nationen in New York eingereichten Antrag, die Friedensmission der UNO auf seinem Staatsgebiet so schnell wie möglich zu beenden, die Vorbereitung einer militärischen Aggression gegen Israel verband, war für die Zeitgenossen offensichtlich.

Der Ägypter hatte sich die Zerstörung des jüdischen Staats seit seinem Machtantritt 1954 auf die Fahnen geschrieben. Seine Rhetorik gegenüber Israel war von Antizionismus und Feindseligkeiten geprägt. Auf dem Gipfel der Arabischen Liga im Januar 1964 in Kairo hatten die arabischen Staaten unter Führung Ägyptens Israel bereits unumwunden den Krieg erklärt. In der Abschlusserklärung wurde an alle arabischen Nationen appelliert, die notwendigen militärischen Vorbereitungen für eine „endgültige Zerstörung Israels zu treffen“. Das war keineswegs bloße Rhetorik: Spätestens seit 1965 verübten von Ägypten und Syrien unterstützte „palästinensische“ Guerillagruppierungen in regelmäßigen Abständen terroristische Anschläge auf Grenzsoldaten und militärische und zivile Einrichtungen in Grenznähe. Das syrische Militär nahm immer wieder landwirtschaftliche Siedlungen in Galiläa unter Artilleriebeschuss.

Das stets präsente diplomatische Säbelrasseln hatte mit Beginn des Jahres 1967 zugenommen. Anfang Mai 1967 hatte Nasser in einer Rundfunkansprache bei Radio Kairo erklärt: „Unser grundlegendes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen.“ In dieser Situation der omnipräsenten Vernichtungsdrohungen war mit dem Abzug der UNO-Truppen für Israel klar: Die arabische Seite bereitet einen Krieg vor, der als Vernichtungskrieg geführt werden soll. Daran wollten die arabischen Vertreter selber keinen Zweifel lassen. „Ich, als Militärmann, glaube, dass die Zeit gekommen ist, um in einen Vernichtungskampf einzutreten“, brachte es Hafez Al-Assad, der damalige Verteidigungsminister Syriens, im Mai 1967 auf den Punkt.

„Die Frage Mitte Mai 1967 war nicht ob, sondern wann ein Angriff erfolgen würde.“
Umzingelt von Ägypten, Syrien und Jordanien, drei hochgerüsteten Feindesstaaten in unmittelbarer Nachbarschaft, sah sich das kleine Israel im Mai einer wahrhaftig existenzbedrohenden Lage gegenüber. Auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft konnte die israelische Führung nicht hoffen.

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke