Warum viele Frauen auf dem Women’s March für eine frauenfeindliche Agenda instrumentalisiert wurden  

Februar 2, 2017 – 6 Shevat 5777
Wenn der Feminismus Hijabs verteilt

Von Melissa Kaiser

Am 21. Januar fand als Reaktion auf Trumps Vereidigung zum Präsidenten der USA weltweit der sogenannte Women’s March statt. Initiiert wurde das Ereignis zunächst von der Hawaiianerin Teresa Shook. Zentrale Kritik wurde bereits im Vorfeld der Veranstaltung auf zahlreichen Plattformen der sozialen Medien artikuliert und hitzig aufgerollt. Diese richtete sich vor allem gegen zahlreiche misogyne Äußerungen Trumps während seines Wahlkampfs.

Innerhalb kürzester Zeit gab es so viele Anmeldungen, dass ein Team aus fünf Frauen die Organisation übernehmen musste. Darunter unter anderem Tamika Mallory, Bürgerrechtlerin und ehemalige Direktorin des National Action Network, sowie Linda Sarsour, die mit ihrer ganz speziellen Agenda für unerwartete Bilder auf dem „Women’s March on Washington“ sorgte, der von einer halben Million Menschen getragen wurde.

Sarsour, „palästinensisch“-amerikanische Direktorin der Arab American Asscociation of New York und ehemalige Unterstützerin Bernie Sanders‘, twitterte am 12. Mai 2015 verstörende Nachrichten über ihre Haltung zum islamischen Regelwerk der Scharia, welche sie unkritisch glorifizierte. Sie vermittelte den Eindruck, dass sie einer Einführung derselben in den USA wohlgesonnen war und ist.
Stimmen innerhalb der westlichen Medienlandschaft wollen diese bedenkliche Ansicht Sarsours bereits relativiert wissen. Grund hierfür sind Twitter-Aussagen der Aktivistin, wonach sich die Regeln der Scharia lediglich auf Speisegesetze reduzieren ließen. Der angeführte Zusatz, es handle sich schlicht um einen islamischen Lebensweg, wird von genannten Stimmen weder expliziter hinterfragt oder ganz unter den Tisch fallengelassen. Dass Linda Sarsour zudem die antizionistische BDS-Bewegung unterstützt und Sätze formuliert, wonach nichts unheimlicher als der Zionismus wäre, sollte jede Frau ins Grübeln bringen, die ernsthaft an ihren Rechten interessiert ist.

Zum einen deshalb, da Israel als Bewahrer von Frauen- und Menschenrechten im Allgemeinen kaum ein geeignetes Ziel für eine solche Kritik darstellt, zum anderen weil es wichtig ist, seine Kritikfähigkeit gegenüber jenen zu bewahren, welchen man sich mit seiner Kritik anvertraut und gemein macht. Mit denen man gemeinsam auf der Straße für legitime Forderungen kämpft. Denn dieser Kampf kann sich nach außen durchaus als unglaubwürdig darstellen, wenn auf einem Women’s March auf zahlreiche Köpfe Hijabs gebunden werden. Dieser ist nicht nur ein Stück Stoff, er ist eine politische Aussage – gerade im Kontext einer Frauenrechtsveranstaltung. Auch dann, wenn das Stoffmuster aus Stars and Stripes besteht.

Diese Aussage könnte gewaltiger nicht sein. Der patriarchalisch-oppressive Charakter und Ursprung, welcher dem Hijab zugrunde liegt, soll in sein Gegenteil verklärt werden. Er soll auf diesem schleichenden Wege das Symbol des modernen und westlichen Feminismus werden. Ein Symbol, das gleichzeitig antirassistische Momente aufweist, welches Kritik jedweder Art abwehren soll. Immerhin werde der Hijab von einigen, ja sogar vielen Frauen freiwillig getragen, so das Argument. Unterschlagen wird bei dieser Aussage jedoch, dass diese Freiwilligkeit, die Möglichkeit des „pro-choice“ vor allem in Ländern wie den USA ausgelebt werden kann. Unbestritten, dass diese Freiwilligkeit auch in Ländern wie dem Iran einmal existiert hat. (…)

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