Es ist egal, was Trump tut – seine Gegner können von ihrem Hass nicht lassen
  

Juli 6, 2018 – 23 Tammuz 5778
Stell Dir vor, Obama hätte Kim getroffen

Von Roger Letsch

Ein Großteil der Medien hat es nach dem Treffen von Trump und Kim in Singapur kaum länger aushalten können, die Vereinbarungen mit Geringschätzung zu überziehen, als ich es schaffe, unter Wasser die Luft anzuhalten. Das war natürlich zu erwarten, denn im Grunde ist es längst gleichgültig, was Trump sagt oder tut – er liegt in der Beurteilung durch die deutschen Medien stets meilenweit daneben. Nachdem sich die Öffentlichkeit von dem kurzen Schock der Ankündigung des Treffens erholt hatte, hieß es, Trump werde sich wohl über den Tisch ziehen lassen. Als das Treffen abgesagt war, frotzelte man über die voreilig geprägten Gedenkmünzen und erklärte das Ganze zum typisch Trump‘schen Karnevals-Scherz. Zum Schluss fiel es jedoch immer schwerer, schnell genug „Ja, aber…“-Sätze zu formulieren – so deutlich und stark waren die Bilder.

Hillarys Arroganz kam zu früh
Hillary Clinton, die derzeit durch die USA tingelt, um scheinbar das nachzuholen, was sie im Wahlkampf versäumt hat, giggelte gerade noch, dass man für Probleme wie das nordkoreanische natürlich erfahrene Diplomaten brauche, und dass man da nicht mal eben per Tweet Ankündigungen der Art „Hey, lass uns mal treffen, Bro“ machen könne, da war es schon passiert: Selbst die Journalisten des „Spiegel“ schlossen für einen Moment die Klappe und hielten einfach nur die Kamera drauf. Rotweißblau neben rotweißblau, Fettfingerchen in kleiner Hand, „Cheese-Lächeln“. Na sowas. Sie haben es tatsächlich beide getan. In echt. Und Hillary Clinton musste schon wieder eine ihrer selbstverliebten Aussagen schlucken.

Doch das Bild vom historischen Händedruck konnte natürlich nicht als Erfolg stehenbleiben, und ich rätselte eine kleine Weile, worauf die Journaille in Mainz, Köln und Prantlhausen ihre Pfeile wohl richten werde. Gewettet hätte ich darauf, dass man Trump und Kim in toto zu „brothers in mind“ erklären würde. Schließlich gäbe das einen bunten Strauß an düsteren Zukunftsszenarien à la Nordkorea, die man den vermeintlich unter die Diktatur gefallenen Amerikanern genüsslich ins Horoskop schreiben könnte. Das ist ja kein Antiamerikanismus, das ist ja nur Trump-Kritik! Aber vielleicht kommt das ja noch, schließlich schrecken deutsche Propagandisten vor keinem noch so abartigen Vergleich zurück, wenn es um den amerikanischen Präsidenten geht. Also zumindest um den 45. Für das Treffen mit Raketen-Kim jedoch griff man auf eine Argumentationslinie zurück, die man in einem ähnlich gelagerten Fall glatt umgedreht hatte. Das Dumme daran ist leider, dass man den Fauxpas nicht einmal bemerkte.

Nordkorea-Abkommen vs. Iran-Abkommen
Der Vertrag sei doch überhaupt nichts wert, hieß es. Dieser verpflichte Kim doch zu überhaupt nichts. Es gäbe nicht mal konkrete zeitliche Absprachen! Und überhaupt, das genau sei es doch schon seit Jahrzehnten gewesen, was die irren Kims wollten: Internationale Anerkennung, Bilder von sich, mit US-Präsidenten drauf – und das gebe ihnen Trump einfach so, und die Welt bekäme nichts dafür! Außerdem gäbe es für Verhandlungen mit Nordkorea doch das Format mit Japan, Südkorea, China und Russland (und die EU wäre sicher auch gern am Tisch), die sollten verhandeln, nicht Trump! So sah das auch Clinton.

Doch dieses Format hat es über viele Jahre und in langen Verhandlungen nicht vermocht, auch nur die allerkleinsten Fortschritte zu erzielen. Die gab es immer nur dann, wenn bilateral mit China, Südkorea oder eben den USA gesprochen wurde. Ein Vergleich drängt sich auf, der uns zu einer weiteren unilateralen Verhandlungsrunde führt, die dem Iran 2015 eine Absichtserklärung abgerungen hatte, die man dem Wähler zuhause als „Magna Charta“ verkaufte. (…)

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