Als die Schweizer Politik und der internationale Terrorismus Freunde wurden  

Februar 8, 2016 – 29 Shevat 5776
Schweizer Terrorjahre – Pakt mit dem Teufel

Von Stefan Frank

Sprache sagt oft alles über eine Gesinnung: Diejenigen, die im September 1972 das Massaker in München verübten und im Oktober 1977 das Lufthansa-Flugzeug „Landshut“ entführten, werden in Deutschland bis heute als „palästinensische Terroristen“ bezeichnet. Damit sind sie die einzigen, die man in Deutschland so nennt. Werden Juden in Israel umgebracht, sind die Täter „Militante“ oder „Kämpfer“, aber niemals Terroristen. Damit wird klar gemacht, dass Juden nicht hier getötet werden sollen, sondern woanders. Aus dem Holocaust haben die Deutschen eine Lehre gezogen: „Nicht vor unserer Haustür!“ – Wenn Araber Juden ermorden wollen, dann bitteschön an dem Ort, wo es aus deutscher Sicht legitim und normal ist.

Das ist nicht nur in Deutschland so. In ihrem Buch „Europa und das kommende Kalifat“ beschrieb Bat Ye’or vor einigen Jahren, wie die italienische Regierung es in den Siebzigerjahren erlaubte, dass arabische Terroristen Waffen durch Italien transportierten und sogar Anschläge auf Juden verüben durften; das einzige, was Rom erbat, war, dass keine Nichtjuden getötet werden dürften – eine ungewollte Begleiterscheinung des Pakts war die versehentliche Sprengung des Bahnhofs von Bologna im August 1980.

Schweizer Pakt mit dem Teufel
Auch die Schweiz schloss heimlich einen Pakt mit dem Teufel. Mit diesem beschäftigt sich der „NZZ“-Journalist Marcel Gyr in seinem Buch „Schweizer Terrorjahre: Das geheime Abkommen mit der PLO.“

Der Hintergrund: 1969/70 verübten palästinensische Terroristen eine Anschlagsserie auf Schweizer Passagierflugzeuge. Im Februar 1969 wird auf dem Flughafen Zürich-Kloten eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al von einem Terrorkommando auf der Landebahn angegriffen. Mit Kalaschnikows feuern zwei Terroristen auf das Cockpit. Zwei weitere werfen Sprengkörper vor das Bugrad des Flugzeugs, das alsbald zum Stillstand kommt. Der Pilot wird tödlich verletzt. Einer der Täter wird von einem israelischen Wachmann, der an Bord der Maschine ist, erschossen. Drei andere werden von Feuerwehrleuten und der Polizei überwältigt und festgenommen und im Dezember 1969 zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Doch schon im Herbst 1970 sind sie wieder frei und dürfen nach Jordanien ausreisen. In der Zwischenzeit nämlich sind die Schweizer Politik und der internationale Terrorismus Freunde geworden. Was ist passiert? Im Februar 1970 stürzt nach einem Bombenanschlag eine Maschine der Swissair bei Würenlingen im Kanton Aargau ab. Alle 47 Insassen sterben. Wieder sind palästinensische Terroristen die Täter. Am 6. September 1970 werden gleichzeitig vier Passagiermaschinen auf dem Weg nach New York von der Terrororganisation PFLP entführt – darunter eine der Swissair – und zu einem Flugfeld bei Zerqa, Jordanien, gebracht.

Während rund dreier Wochen verhandelt die Schweizer Regierung mit den Entführern über die Freilassung der Geiseln. Verantwortlich ist der Bundesrat und Außenminister Pierre Graber. Marcel Gyr schreibt:

„[Graber] agierte im Alleingang, ohne jegliche Absprache mit den anderen Bundesräten oder den Verantwortlichen in den übrigen von der Flugzeugentführung betroffenen Ländern. Aus den geheimen Gesprächen, von denen bisher nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist, resultierte ein Stillhalteabkommen zwischen der Schweiz und der PLO: Während die palästinensische Seite in Aussicht stellte, die Schweiz vor weiteren Anschlägen zu verschonen, wurde der PLO zugesichert, sie auf dem diplomatischen Parkett zu unterstützen.“

Während Graber verhandelt, befreit ein jordanisches Kommando die Geiseln. Obwohl damit die Geiselverhandlungen hinfällig sind, lässt die Schweiz die Attentäter von Kloten frei. Sie dürfen ausreisen.

Der Zürcher Staatsanwalt Robert Akeret, der seinerzeit die Ermittlungen des El-Al-Überfalls in Kloten und des Bombenanschlags in Würenlingen führte, ist fassungslos. Von Marcel Gyr mit den Recherchen über den Nichtangriffspakt konfrontiert, sagt er: „Endlich habe ich eine Erklärung für das Unbehagen, das mich jahrelang beschlichen hat.“ In seiner Vermutung, so Gyr, „über den Fall sei ‚der Mantel des Schweigens’ ausgebreitet worden und alles sei einen Stock höher, auf der Ebene der Bundesanwaltschaft, entschieden worden, sieht sich Akeret bestätigt“.

Der Agent: Jean Ziegler
An dem dämonischen Pakt maßgeblich beteiligt ist der ganz linksaußen politisierende sozialdemokratische Nationalrat Jean Ziegler. Ziegler war – was Gyr in seinem Buch nicht erwähnt – jahrzehntelang ein enger Freund des libyschen Tyrannen Gaddafi und wurde von diesem sogar mit dem „Gaddafi-Menschenrechtspreis“ ausgezeichnet (darüber hat Ziegler jahrelang gelogen; sprachen Reporter ihn darauf an, behauptete er, es gäbe eine Verschwörung „rechter jüdischer Gruppen“, die Lügen gegen ihn erfinde). „Ich war einer von den Intellektuellen, die [Gaddafi] oft eingeladen hat“, sagt Ziegler stolz. Nach seiner Machtergreifung hatte Gaddafi Libyen judenrein gemacht und stieg sofort zum wichtigsten Mäzen des antijüdischen Terrorismus auf. Ziegler wiederum hatte, wie er im Gespräch mit Marcel Gyr gesteht, auch enge Kontakte zu den Terroristen selbst. Etwa zu Farouk Kaddoumi, dem „Chef des politischen Büros“ der PLO.

Farouk Kaddoumi ist ein Verwandter von Radi Kaddoumi, dem Attentäter von Würenlingen: zumindest sein Cousin, Gyr mutmaßt sogar, er könne sein Bruder sein. Im Jahr 1970 gehen der PLO-Terrorist Farouk und seine Komplizen in Zieglers Wohnung ein und aus, wofür Ziegler die für ihn typische lächerliche Erklärung hat: Die Terroristen „waren bei meiner damaligen Frau und mir oft zum Abendessen. Wedad kochte hervorragend, und die Gerichte aus ihrer ägyptischen Heimat boten arabischen Vertretern nicht nur aus der PLO ein wenig Heimat. So lernte ich mehrere Führungsfiguren kennen, und es entstanden Vertrauensverhältnisse.“ Insbesondere die „gefüllten Weinblätter“ seien bei den PLO-Kadern sehr gut angekommen, so Ziegler im Gespräch mit Marcel Gyr. (...)

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