Mein ganz persönlicher Rückblick auf den Mann, der mir die Freiheit brachte  

Februar 2, 2017 – 6 Shevat 5777
Ronald Reagan, einer der besten amerikanischen Präsidenten

Von Attila Teri

„Du ewiggestrige Kalter Krieger!“ – beschimpfen mich regelmäßig noch heute linke Freunde, Bekannte oder Wildfremde, wenn ich mal wieder verbal in den Ring steige gegen die Nachfolger der Kommunisten, „Die Linke“. Ich muss jedes Mal schmunzeln, denn für mich ist es eher ein Lob und beileibe keine Beleidigung. Womit ich sie dann erst recht auf die Palme treibe. Die meisten von ihnen, die der jüngeren Generation angehören, wissen gar nicht wovon sie eigentlich reden. Denn zum Glück mussten sie diese Zeit nicht miterleben. Mit Stacheldraht, Selbstschussanlagen und bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten gesicherte Grenzen kennen sie nur aus Erzählungen – wenn überhaupt. Genauso wie die ständige Bedrohung durch das „Reich des Bösen“.

So nannte damals der letzte aktive „Kalte Krieger“ die Sowjetunion. Es war Ronald Reagan, der 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – für mich die prägende Figur auf der letzten Etappe des damals noch endlos erscheinenden Kampfes zwischen bolschewistischer Diktatur und westlicher Demokratie.

Nicht nur aufgrund unserer orientierungslosen und gefährlichen Gegenwart lohnt es sich die Amtszeit von Reagan in Erinnerung zu rufen. Es gibt auch mehr als nur einige Parallelen zum neuen US-Präsidenten. Allerdings muss Donald Trump noch zeigen, was sein Vermächtnis wird.

Als 1981 Ronald Reagan ins Weiße Haus einzog, war ich gerade mal 21 Jahre alt. Seit drei Jahren wohnte ich in München, nachdem ich Ende 1977 vor der kommunistischen Diktatur in Ungarn mit meiner Mutter geflohen bin. Ich war immer noch dabei zu lernen, dass ich nun endlich sagen, aber vor allem auch tun und lassen konnte, was ich mochte – ohne Angst vor Repressalien der Staatsmacht. Allerdings plagten mich immer noch Albträume. Es war stets die selbe Szenerie: Aus unerklärlichen Gründen fand ich mich in Budapest wieder, wusste nicht, wie ich plötzlich hinkam, es war mir nur klar, ich bin wieder eingesperrt. In der Regel wachte ich an dem Punkt schweißgebadet auf und atmete tief durch, als ich realisiert habe, alles ist gut, ich bin in München. Ich bin in Freiheit! Und die war leider damals auch in der Bundesrepublik bedroht.

Die Sowjetunion ersetzte ab 1976 ihre auf Mitteleuropa gerichteten Mittelstreckenraketen durch die neuen SS-20-Raketen mit höherer Reichweite und größerer Sprengkraft. Damit hätten die Russen im Kriegsfall Westeuropa zerstören können, ohne dass man dort Zeit zum Reagieren gehabt hätte. Das Gleichgewicht des Schreckens zwischen den Supermächten war damit verschoben. Die einzig adäquate Antwort darauf war der NATO-Doppelbeschluss vom Dezember 1979. Demnach sollten in Westeuropa Pershing-II-Raketen und Marschflugkörper aufgestellt werden. Gleichzeitig dazu bot die NATO Moskau Verhandlungen über die Beschränkung der Raketen auf beiden Seiten an. Ironie des Schicksals: die Entscheidung fiel noch in die Amtszeit von Jimmy Carter, dem wohl schlechtesten und schwächsten Präsidenten der USA in der Nachkriegszeit – nicht nur meiner bescheidenen Meinung nach.

Dann kam Ronald Reagan mit einer Kampfansage an die Sowjetunion – wie es sich für einen ehemaligen Hollywood-Schauspieler, der in seinem „ersten Leben“ als Westernheld glänzte, eben gehört. Ich konnte dadurch erheblich ruhiger schlafen, aber die „Blumenkinder“ der naiven Friedensbewegung, die ihre Freiheit im Westen uneingeschränkt genießen durften, liefen Amok, auch in der Bundesrepublik. Ihre beliebteste Parole, „Frieden schaffen ohne Waffen“, trieb nicht nur mir den Angstschweiß auf die Stirn. So viel Dummheit ist lebensgefährlich! Sie kostete mehr oder weniger auch Helmut Schmidt die Kanzlerschaft, nachdem seine eigenen Genossen ihm in den Rücken fielen und ihn damit so geschwächt haben, dass die FDP die Koalition mit der SPD platzen ließ. Der Weg war frei für Helmut Kohl. Aber ich schweife etwas vom Thema ab. Anhand der Vergesslichkeit von manchen Sozialdemokraten im Lande sei es mir verziehen!

Reagan führte zwei Jahre lang mit Leonid Breschnew, dem größten Betonkopf der Russen, Abrüstungsverhandlungen in Genf – erfolglos. Ich erinnere mich noch gut an die Fernsehbilder. Sie wirkten genauso hohl und sinnlos wie die Berichte von den endlosen Friedenskonferenzen wegen der Kriege in der Ukraine oder in Syrien. Es gibt allerdings einen gewaltigen Unterschied. Im Gegensatz zu Obama beließ es Reagan nicht nur beim Reden, irgendwann reichte es ihm! Er überzeugte seine deutschen Verbündeten und so beschloss der Bundestag im November 1983 die Stationierung der neuen US-Mittelstreckenraketen in Westdeutschland. Einen Tag später brach die Sowjetunion die Genfer Gespräche ab. Reagan blieb dennoch hart und unnachgiebig. Breschnew sagte dazu: er könne sich nicht erinnern, dass irgendjemand im letzten Drittel dieses Jahrhunderts mit so einer Inbrunst die Sowjetunion zu seinem militärischen Gegner erklärt und sein Rüstungsprogramm mit Blick auf den Zusammenstoß mit uns aufgebaut hätte. Niemand hätte Reagan mehr adeln können!

Ohne finanzielle Rücksicht auf Verluste machte er das Leben der Russen zur Hölle. Ob mit der massiven militärischen Unterstützung der Mudschahedin in Afghanistan im Krieg gegen die sowjetische Aggression, oder in Afrika und Mittelamerika, wo er den Einfluss Moskaus bekämpfte. Als ob er sich im stillen Kämmerlein gesagt hätte, „ich rüste sie einfach kaputt und sorge dafür, dass ihnen das Geld ausgeht!“

Er beeinflusste auch mein eigenes Leben nachhaltig. Ab 1984 arbeitete ich als Redakteur in der ungarischen Abteilung von Radio Freies Europa in München. Der amerikanische Sender lieferte von 1950 bis Anfang der 1990er Jahre in den jeweiligen Landessprachen freie Informationen in alle Ostblockländer. Ich lauschte schon als Kind immer den Sendungen, obwohl es verboten war und man allein schon für das Zuhören eine Gefängnisstrafe bekommen konnte. Als Mitarbeiter des Senders war es mir klar, ich werde vermutlich nie wieder meine alte Heimat wiedersehen, denn als Propagandisten der amerikanischen Imperialisten galten wir als Landesverräter. Eine Rückkehr hätte langjährige Haftstrafen nach sich gezogen. Wenn nicht gar mehr.

Dann betrat 1985 Michail Gorbatschow die internationale Bühne. Und langsam zeigte die rigorose Politik Reagans Wirkung. Den Russen ging tatsächlich nach und nach das Geld aus. Diesem Umstand musste auch Gorbatschow Tribut zollen. Es tut mir leid, wenn ich seinen Fans alle Illusionen raube, wenn ich behaupte, dass das der Grundstein dafür war, dass schließlich die Mauer zum Einsturz brachte. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass erst die Not „Gorbi“ auf den Pfad der Tugend führte und nicht seine plötzlich entdeckte Liebe zur Demokratie.

„Reißen Sie diese Mauer nieder!“ rief ihm Reagan bei seiner berühmtesten Rede am 12. Juni 1987 im Schatten des Brandenburger Tores zu. Damals schien es nur eine freundliche Aufforderung zu sein. Zwei Jahre später war es so weit. Sie fiel tatsächlich. Die Sowjetunion war schlicht und ergreifend pleite und nicht mehr im Stande ihr Schreckensregiment aufrechtzuerhalten. Die unerbittliche, standhafte und konsequente Politik Reagans besiegte am Ende die Diktatur.

Mir persönlich brachte er die Freiheit. Denn nun durfte ich nach 13 Jahren meine alte Heimat wieder besuchen. Ohne Angst! Europa war endlich vereint und frei! In meinen Augen war Ronald Reagan ein Held. Damit stand ich im Gegensatz zu vielen anderen, die in ihm nur eine Hassfigur sahen. Wie heute in Trump. Ihr Wahlspruch 1980 bzw. 2016 war übrigens der gleiche: „Make America great again!“

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