Der Fall Joan Davenny  

Oktober 7, 2016 – 5 Tishri 5777
Partnerschaft mit Mord-Sympathisanten

Von Stephen Flatow / JNS.org

Außer jener Gemeinde in Connecticut, wo sie als Lehrerin gearbeitet hat, und ihrer Familie und ihren Freunden kennen nur wenige den Namen Joan Edelstein Davenny. Joan gehörte zu den Opfern eines Selbstmordbombenanschlags auf einen Bus in der Jerusalemer Innenstadt. Wie es das Schicksal wollte, befand sich Joan nicht in dem Bus, der in die Luft gesprengt wurde, dafür aber in einem Bus, der gerade vorbeifuhr und den Großteil der durch die Luft fliegenden Splitter abbekam. Joan und drei andere unschuldige Personen wurden bei dem Anschlag ermordet.

Ein paar Nachforschungen über Joan bringen an den Tag, dass sie in San Francisco, Kalifornien, aufwuchs. Darum bin ich schockiert davon, dass eine große Universität in San Francisco eine Partnerschaft mit einer „palästinensischen“ Universität eingeht, die den Mörder einer Frau aus San Francisco ehrt. Das ist ein empörender Missbrauch von kalifornischen Steuergeldern – und ein Schlag ins Gesicht jeder Person, der Frieden und Gerechtigkeit am Herzen liegen.

Wie „Campus Watch“, eine Abteilung des „Middle East Forum“, enthüllt hat, ist die San Francisco State University vor zwei Jahren stillschweigend eine Partnerschaft mit der An-Najah Universität im von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrollierten Nablus – dem biblischen Sichem – eingegangen. Seltsamerweise findet sich auf der Internetseite der Universität so gut wie nichts über diese Allianz. Anfragen von „Campus Watch“ zu den finanziellen und administrativen Einzelheiten der Partnerschaft und zu Plänen über ein Studentenaustauschprogramm zwischen den beiden Hochschulen ließ SFSU-Präsident Leslie Wong unbeantwortet.

Ich frage mich, ob Wong „Campus Watch“ die kalte Schulter zeigt, weil er tief im Innern weiß, dass das Befreunden mit An-Najah nicht zu rechtfertigen ist. Der dortige Campus ist eine berüchtigte Brutstätte für Hamas-Unterstützer. Vor nicht langer Zeit veranstalteten die Studenten auf dem Campus eine große Ausstellung mit einer selbstgebauten Nachbildung der ausgebombten Sbarro-Pizzeria in Jerusalem, samt blutverschmierter Trümmer. So feierten sie einen der abscheulichsten Selbstmordanschläge der Hamas.

Die Hamas preist An-Najah als ein „Gewächshaus für Märtyrer“. Wie die Anti-Defamation League (ADL) berichtet, „verherrlichen die Studenten Selbstmordanschläge und machen Propaganda für den Dschihad gegen Israel“; die Campusgruppe „Islamisches Palästina“ sei ein „Anwerber und Zuträger für die Hamas – viele ihrer Mitglieder haben Selbstmordbombenanschläge verübt“. Matthew Levitt vom „Washington Institute for Near East Policy“ merkt an, dass An-Najah bekannt sei für „terroristische Rekrutierung, Indoktrination und Radikalisierung von Studenten“.

Der Bombenanschlag der Hamas, an den sich Bürger San Franciscos am besten erinnern, ist einer, der eine der prominentesten jüdischen Familien der Stadt erschütterte. Am 21. August 1995 sprengte sich eine Hamas-Selbstmordbomberin namens Sufian Jabarin in einem Bus in Jerusalem in die Luft (sie benutzte dafür eine Vorrichtung, die der berüchtigte Bombenbauer Yahya Ayyash entwickelt hatte). Vier unschuldige Menschen wurden ermordet, darunter Joan Edelstein Davenny.

Joan war eine echte Tochter San Franciscos. Ihre Großeltern, George und Pauline Edelstein, gründeten dort im Jahr 1904 den Tempel Beth Shalom. Der derzeitige Standort der Synagoge ist weniger als acht Kilometer vom Campus der San Francisco State University entfernt. Ich frage mich, ob Wong dort jemals auf dem Weg zur Arbeit vorbeigekommen ist.
Joans Eltern, Burt Edelstein und Betty Kahn, waren in San Francisco geboren. Burt war der Inhaber und Betreiber des Kleidungsgeschäfts „Outside In“, das lange Zeit an der Ecke Mission Street / 22. Straße bestand, das es heute aber nicht mehr gibt. Wong wuchs just auf der anderen Seite der Bucht in Oakland auf, sein Vater war Leiter eines National Dollar Stores. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich Joans Vater und Wongs Vater hin und wieder über den Weg gelaufen wären.

Betty Kahn Edelstein betrieb den beliebten Buchladen „Minerva's Owl“ in der Union Street. Ein Intellektueller, wie Wong es ist, hat ihn in all den Jahren, in denen er in der Nähe lebte, vielleicht einmal besucht. Wer weiß, ob er nicht zufälligerweise einmal dort war, als Joan im Laden ihrer Mutter aushalf.

Während Wong die Bishop O'Dowd Catholic High School in Oakland besuchte, ging Joan zur George Washington High School in San Francisco. Vielleicht traten die beiden Schulen einmal im Football oder Lacrosse gegeneinander an. Wäre es nicht bemerkenswert, wenn die beiden Teenager einmal auf den Rängen nebeneinander gesessen hätten?

Joan und ihre Familie waren tief eingetaucht in die bunte Kulturszene des San Francisco der 1960er Jahre. Joans Eltern waren enge Freunde des legendären Rockmusikproduzenten Bill Graham. „Die Freundschaft erlaubte es ihr, eine Anstellung im Fillmore Auditorium zu bekommen und mit den Grateful Dead und Jefferson Airplane herumzuhängen“, heißt es im „Northern California Jewish Bulletin“. „Wir lebten das Haight-Ashbury-Gefühl aus“, erinnert sich die langjährige Freundin Elisabeth Semel. Sie schildert die Jahre, als sie und Joan „Hippies wurden“. Joan nutzte den jugendlichen idealistischen Geist für eine Karriere als Lehrerin, Drogenberaterin und AIDS-Aufklärerin.

Eine Reihe von Joans Familienangehörigen leben immer noch in der Bay-Area. Ihr Onkel Maurice etwa ist ein bekannter örtlicher Fotograf. Vor drei Jahren wurde seine von der Kritik gefeierte Ausstellung „Bilder von Chinatown: Vier Jahrzehnte der Fotografie“ in San Franciscos chinesischem Kulturzentrum gezeigt. Ich hoffe, Wong hatte Gelegenheit, sie zu besuchen.

Das Andenken an Joan, die Werte, für die sie stand, und der Beitrag, den sie und ihre Familie für ihre Stadt geleistet haben, sollten für jeden Bürger San Franciscos Grund des Stolzes sein. Wong sollte jedem seiner Studenten an der San Francisco State University das Beispiel von Joans Leben als Vorbild ans Herz legen.

Stattdessen trampelt er auf Joans Andenken herum, indem er sich mit einer Universität anfreundet, die die Hamas verherrlicht, die Terroristengruppe, die sie ermordet hat. Als Wong auserwählt wurde, Präsident der SFSU zu werden, da erklärte John Gumas, der Präsident der San Francisco State Foundation, dass er und die anderen Mitglieder des Wahlkomitees Wong auch wegen seines „Gespürs für soziale Gerechtigkeit“ ausgesucht hätten. Doch Wongs Partnerschaft mit den Cheerleadern der Hamas an der An-Najah-Universität ist etwas, das ich als eine soziale Ungerechtigkeit bezeichnen würde – und eine Schande für San Francisco.

Es ist eine Ungerechtigkeit, die zu korrigieren es noch nicht zu spät ist.

Stephen M. Flatow, ein Rechtsanwalt in New Jersey, ist der Vater von Alisa Flatow, die 1995 bei einem vom Iran unterstützten palästinensischen Terroranschlag ermordet wurde.

Übersetzung ins Deutsche: Stefan Frank

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