Juli 29, 2016 – 23 Tammuz 5776
Kolumne des Herausgebers

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

die Zeit der Sommerferien steht vor der Tür. Dies ist üblicherweise eine Zeit, in der auch die Politik etwas pausiert und nur wenig an bedeutsamen Nachrichten produziert wird.

Es blieb zu hoffen, dass uns das Weltgeschehen nach all den häufig negativen Schlagzeilen der ersten Hälfte dieses Jahres die verdiente Sommer-Verschnaufpause gönnen würde.

Doch liegen in diesem Jahr die Dinge grundlegend anders.

In den USA tritt die für Israel überaus schwierige Doppelamtszeit des gegenwärtigen, alles in allem eher wenig bedeutsamen und im Sinne der westlichen Sicherheit und Minimierung von globalen Krisenherden recht ineffektiven, wenn nicht sogar kontraproduktiven Präsidenten und überzeugten Islam-Appeasers Barack Hussein Obama nunmehr endgültig in die allerletzte Halbjahres-Phase. Der ohnehin schon turbulente amerikanische Präsidentschafts-Wahlkampf wird in diesem Sommer bis zur endgültigen Entscheidung im Herbst zu Hochtouren auflaufen und uns sicher noch mit einigen überraschenden Wendungen konfrontieren.

Wie wichtig diese Wahl für Israel, Europa und den Erhalt des Friedens in der Welt ist, kann nicht genug betont werden.

Ist doch der noch im Januar 2009, beim Antritt seiner ersten Amtszeit weltweit dominierende, in der irrationalen Verleihung eines Vorschuss-Friedensnobelpreises kulminierende Freudentaumel über die Wahl Barack H. Obamas längst verrauscht und einer veritablen Katerstimmung gewichen. Die von dem Kandidaten Obama versprochene Eindämmung des sich täglich ausweitenden islamischen Terrors und eine Verkleinerung des islamischen Flächenbrandes im Nahen Osten ist in der sehr langen Amtszeit des gegenwärtigen Präsidenten weder gelungen noch wurde sie ernsthaft betrieben. Stattdessen steht Obamas Amtszeit für die Entstehung vermeidbarer neuer Krisenherde wie dem in Osteuropa. Vor allem steht sie aber für sympathisierendes Islam-Appeasement und für eine übereilte und unausgegorene Öffnung gegenüber dem widerwärtigen und verlogenen islamistischen Mullah-System im Iran, die dem Regime der Holocaust-Leugner und ungenierten Bereiter eines neuen atomaren Genozids am jüdischen Volk ungehindert und ohne jede Erschwernis in allernächster Zukunft den für Israel und uns alle todgefährlichen Besitz von atomaren Vernichtungswaffen bringen wird.

Die gegenwärtig für Europa wichtigste, nicht nur in diesen Sommer hineinwirkende Nachricht ist der als Brexit benannte, per Volksentscheid entschiedene, bisher beispiellose Ausstieg des EU-Mitglieds Großbritannien aus der Europäischen Union.

Auch wenn Großbritannien das ohne Parlamentszustimmung nicht bindende Volksreferendum noch nicht umgesetzt hat, so ist doch bereits durch den Entscheid der Briten nicht nur an den Börsen und Währungsmärkten ein mittleres Erdbeben ausgelöst worden.

Gewohnt selbstherrlich, unbelehrbar und unfähig zur Eigenkritik vermögen Schulz, Juncker und deren selbstverliebte EU-Kollegen keinerlei Verschulden Brüssels an dem Brexit-Desaster zu erkennen. Als Replik auf das eigene Versagen fordern die Brüsseler Statthalter – man vermag als staunender Bürger so viel unverfrorene Perversion kaum zu glauben – eine noch größere Ausweitung ihrer Machtkompetenzen und werden in diesem – anlässlich ihres manifesten Versagens mehr als dreisten – Begehren von unserer hiesigen Politik, allen voran von Sigmar Gabriel und seinem kaum noch wählerbeachteten SPD-Gefolge unterstützt.

Sie sinnen – von bescheidener Zurückhaltung, besonnener und erforderlicher Schadensminderung keine Spur – zornbebend auf Rache und möchten nunmehr die bösen EU-kritischen Briten dumm-trotzig, und von der deutschen Kanzlerin gestützt, so schnell wie möglich aus der EU relegieren. Sie unterstützen darüber hinaus durch fragwürdige Aufnahmeversprechen schadenfroh und ungeachtet der Eigengefährdung die Separationsbewegungen Schottlands und Nordirlands und schüren somit in überaus gefährlicher Weise, dümmlich und vorsätzlich die bestandsgefährdende Aufsplitterung der westlichen Atom-Macht und des NATO-Mitglieds Großbritannien.

Dabei verkennt die Brüsseler Führung, dass es sich hier keinesfalls um ein ausschließlich britisches „Nein“ zu Europa handelt und trotz aller unzweifelhaft vorhandenen britischen Kapriolen und Besonderheiten das Problem der EU keinesfalls und schon gar nicht an erster Stelle die Briten sind.
Das wirkliche Problem sind die selbstherrlichen Alles-Regulierungs- und verfehlte Islamisierungs-Abwehr-Politik der Autokraten aus Brüssel, die es mit ihrer Politik geschafft haben, Europa auch ohne Brexit zu entzweien, in eine gefährliche Wiederbelebung nationalstaatlichen Partikularismus zu treiben und eine Vielzahl auch von der Richtigkeit eines geeinten Europa durchaus überzeugter Europäer gegen sich aufzubringen.

Nicht der den Engländern keinesfalls leicht gefallene und eigentlich auch dort eher als „Bregret“ vielfach bedauerte Brexit und schon gar nicht wir, die Menschen in Europa, lehnen in ihrer Mehrheit die europäische Idee ab . Nein, es ist diese unsägliche, unser aller Sicherheit gegen Terror und Islamisierung hintanstellende Politik der Merkel-Steinmeier-Hollande-Schulz-Juncker-Mogherini-EU, die es in ihrer sich selbst überschätzenden Überheblichkeit fertiggebracht hat, zur größten Gefahr für eine europäische Integration, ja man kann sagen, schlichtweg zum Totengräber für die wahre europäische Idee zu werden.

In den gegenseitigen Schuldzuweisungen der Brexit-Anhänger und Brexit-Gegner wenig beachtet geblieben ist bisher die Bedeutung der in Gang gesetzten europäischen Desintegration für Israel und die Juden.

Selbstverständlich geben wir uns keinerlei Illusionen darüber hin, dass die EU ganz im Sinne der UNO und anderer supranationaler Organisationen keinesfalls ein Freund Israels und der Juden war und ist.
Nicht anders als die UNO betreiben die dortigen Junckers, Schulzes und Mogherinis eine aktive Israel-Diskriminierungs- und Delegitimierungspolitik.

Sympathisierendes Dulden und Übersehen sämtlicher Menschenrechtsverletzungen islamischer Staaten und doppelter Standard bei der ausschließlichen Verurteilung des Existensicherungsanliegens Israels bestimmten und bestimmen das politische Handeln der EU.

Ungenierte Unterstützung des Terrors gegen Israel durch u.a. Finanzierung der Hamas und die Befürwortung der antisemitischen „Kauf-nicht-bei-Juden“-BDS-Bewegung stehen vorne an auf der Agenda der EU, die sehr gern auch Terror-Komplizen wie Abbas ein Forum für das vom EU-Plenum beklatschte Vortragen mittelalterlich antisemitischer Judenhass-Monstrositäten liefert, wie kürzlich bei der ungeheuerlichen Abbas-Behauptung Juden seien Brunnenvergifter geschehen.

Dennoch könnte ein durch den Brexit etwaig induzierter weiterer Zerfall der EU und ein dann möglicher Rückfall in die durch die Politikfehler der heutigen westeuropäischen Regierungen ohnehin schon deutlich gestärkten, weitgehend rechtsgerichteten nationalstaatlichen Bestrebungen eine weitere Zunahme des in Europa und England ohnehin schon omnipräsenten virulenten islamischen und rechten Antisemitismus bedeuten.

Auch in Großbritannien würde der sich anbahnende Verfall der Tories wohl zu einem Wahlsieg der massiv anti-israelischen Labour Party führen, deren führende Vertreter Hamas und Hisbollah offen ihre Freunde nennen, was auch dort die bilateralen Beziehungen zu Israel und das Verhältnis zu den Juden empfindlich beeinträchtigen würde.

Trotz aller durch Kanzlerin Merkel, die übrigen gegenwärtigen vor allem vormalig westlichen Regierungen und die gänzlich untragbare EU-Führung verschuldeten Unzulänglichkeiten ist der Erhalt der europäischen Idee , besonders nach dem in fast allen Mitgliedsstaaten nunmehr lauter werdenden Verlangen einer strukturellen und politischen Umbesinnung der EU, nicht nur im Interesse Israels und der Juden, sondern aller Europäer , einem nationalen Partikularismus vorzuziehen.

Die politischen Entwicklungen dieses Sommers werden uns wegen ihrer großen Bedeutung mehr als in dieser Zeit üblich in Spannung halten.

Mit großer Sorge erfüllt uns das fortgesetzte Appeasement und das Versäumnis unserer westlichen Politik, klar und deutlich die Weltbeherrschungsideologie des Islams sowie seine hiesigen und weltweiten Protagonisten entschlossen und kompromisslos in die Verantwortung für die zwischenzeitlich nahezu täglichen Gewaltgräuel zu nehmen und den daraus resultierenden zunehmend von der Angst vor islamischem Terror dominierten Alltag unserer hiesigen westlichen Gesellschaften.

Große Trauer und Fassungslosigkeit erfassen uns angesichts des jüngsten islamischen Terrormordes an einem schlafenden israelischen Mädchen, die noch vergrößert werden durch die Glorifizierung dieser unbegreiflichen Schandtat durch die islamische Welt und die Täter-rechtfertigende Ungleichbehandlung islamischen Terrors gegen Israel durch große Teile unserer hiesigen Politik und öffentlich-rechtlichen Medien.

Eine nicht aufzufüllende Lücke hat der Tod des Auschwitz-Überlebenden und Friedens-Nobelpreisträgers Eli Wiesel, s.L. für Israel, die Juden und alle Menschen mit einem humanistischen Ideal gerissen, für die Eli Wiesel bis zu seinem Tod eine unüberhörbare, laute Stimme der Moral gewesen ist.

Dazu schrieb der Publizist Wolfgang Hebold:
„Eli Wiesel war nicht nur ein Überlebender des Holocaust. Wiesel trat, immer unmissverständlich für Israel ein. Er stellte sich gegen die nukleare Aufrüstung des Iran und fand dabei deutlich Worte:

„Kann die zivilisierte Welt einem Regime trauen, deren Anführer einmal mehr sagten, dass Israel zur Vernichtung verdammt sei und die meine jüdischen, zionistischen Freunde als ‚tollwütige Hunde' bezeichnen?"

Die Hamas blieb für ihn eine verbrecherische Organisation, die arabische Kinder als menschliche Schilde nutzte, um ihr Ziel, die Vernichtung Israels, zu erreichen. Und auch zu Jerusalem, d.h. zum Status der Hauptstadt Israels, hatte er eine klare Meinung:

„Jerusalem steht über aller Politik. Es wird über 600 Mal in Schriften erwähnt und nicht einmal im Koran. Es gehört dem jüdischen Volk und ist sehr viel mehr als eine Stadt.“

Nicht abschließen möchte ich, ohne an den sich in diesem Juli zum 40. Mal jährenden israelischen Einsatz von Entebbe, genau am 200. amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli 1976, zu erinnern. In wagemutigem und heldenhaftem Handstreich haben israelische Soldaten im über 4.000 Kilometer entfernten feindlichen Uganda Idi Amins die Befreiung jüdischer Geiseln vorgenommen. Diese waren zuvor in einer maßgeblich von deutschen Terroristen durchgeführten Flugzeugentführung und Nazi-artigen Selektion nach Entebbe verschleppt, dort festgehalten und mit dem Tode bedroht worden. Während alle anderen Geiseln lebend und sicher nach Israel ausgeflogen werden konnten, gilt unser besonderes Gedenken der ermordeten jüdischen Geisel Dora Bloch s.L. und dem beim bravourös durchgeführten, gefährlichen Einsatz für das Leben und die Würde der jüdischen Geiseln zu Tode gekommenen unvergesslichen Kommandeur der israelischen Befreiungstruppe Jonathan Netanjahu s.L., dem älteren Bruder des jetzigen Ministerpräsidenten Israels.

Das Fanal von Entebbe gibt uns Zuversicht und Vertrauen, dass Israel und seine junge demokratische Gesellschaft trotz aller Anfeindungen in Frieden und Wohlstand prosperieren werden.

In diesem Sinne wünschen wir dem Staat Israel und dem gesamten jüdischen Volk, Ihnen und uns allen

Alles erdenklich Gute.

Am Israel Chai!

Ihr Dr. Rafael Korenzecher

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