Das ägyptisch-israelische Friedensabkommen – Ein Vorzeigemodell im Nahen Osten  

Oktober 6, 2018 – 27 Tishri 5779
Keine Liebe, aber 40 Jahre Frieden

Von Amotz Asa-El (Redaktion Audiatur)

„Wir hätten nie gedacht, dass die Ägypter Frieden schließen würden“, sagte Außenminister Mosche Dajan auf die Frage, warum Israel mit dem Bau einer 250.000-Einwohner-Stadt in der Sinai-Wüste begonnen hatte.

Diese Aussage fiel im September 1978 während der 13-tägigen Friedensgespräche in Camp David, die zehn Monate nach der historischen Reise des ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat nach Jerusalem stattfanden. 40 Jahre später erscheint der ägyptisch-israelische Frieden als Lichtstrahl in einem ansonsten unruhigen Nahen Osten.

Der Mechanismus des Abkommens war simpel, in politischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Hinsicht jedoch war er fragil, kostenintensiv und risikobehaftet.

Die zugrundeliegende Gleichung war, dass Ägypten Israel anerkennen und Israel sich im Gegenzug aus dem Sinai zurückziehen würde, den es 1967 erobert hatte, als sich dort eine riesige ägyptische Armee versammelt hatte, um den jüdischen Staat zu überrennen.

Das Abkommen rief in beiden Ländern Unruhe hervor.

Umstritten in Ägypten und Israel
In Ägypten trat Außenminister Ismail Fahmi von seinem Amt zurück, weil er gegen Sadats Reise nach Israel war, und Verteidigungsminister Mohamed Gamasy wurde abgesetzt, weil er das Abkommen von Camp David ablehnte. Zusätzlich zu diesem Widerstand aus dem eigenen Lager war da die islamistische Opposition außerhalb der etablierten Elite, die später auch die Ermordung Sadats herbeiführen würde.

Außerhalb von Ägypten wurde Sadat von der gesamten arabischen Welt – an ihrer Spitze die Arabische Liga, die Ägypten ausschloss und ihre Zentrale von Kairo nach Tunis verlegte – als Verräter verurteilt.

Unterdessen wurde in Israel das allererste Friedensabkommen des Landes von wichtigen Mitgliedern aus Premierminister Menachem Begins Likud-Partei abgelehnt, darunter der Knesset-Sprecher und zukünftige Premierminister Jitzhak Schamir, der sich bei der Abstimmung zur Ratifizierung des Abkommens enthalten hatte, und der künftige Verteidigungsminister Mosche Arens, der dagegen gestimmt hatte.

In diplomatischer Hinsicht stellte Sadats Forderung, wonach die ägyptisch-israelische Friedensvereinbarung eine israelische Verpflichtung gegenüber den „Palästinensern“ beinhalten sollte, das Abkommen vor eine Herausforderung.

Der Sinai als entmilitarisierte Zone
Israel seinerseits verlangte, dass der Sinai, auf dem Israel und Ägypten vier Kriege ausgetragen hatten, entmilitarisiert werden sollte, sprich, dass ein dortiger Einsatz der ägyptischen Armee ohne Israels Zustimmung untersagt sein würde.

In logistischer Hinsicht erforderte das Abkommen den Abzug der umfangreichen israelischen Militärkräfte sowie 18 ziviler Städte.

In finanzieller Hinsicht machte sich Israel auf die Suche nach Ersatz für die vier Militärflughäfen, die es auf der Sinai-Halbinsel errichtet hatte und für das dort geförderte Öl.

Das Abkommen ließ keines dieser Themen unberücksichtigt.

Israel erkannte die nationale Einheit der „Palästinenser“ an und zog sein Militär und die zivile Bevölkerung von der Sinai-Halbinsel ab; Ägypten entmilitarisierte den Sinai und sagte zu, das Öl von dort für die Dauer von weiteren 15 Jahren an Israel zu verkaufen. Die USA bauten neue Flughäfen in der israelischen Negev-Wüste und errichteten strategische Frühwarnstationen im Westen der Sinai-Halbinsel und 1980 wurden Botschaften in Kairo und Tel Aviv eröffnet.

Das Abkommen hält bis heute
Kurz gesagt, das Camp-David-Abkommen war ein Meisterstück von diplomatischer Ausgewogenheit, von Weitsicht und Verzicht. Was noch besser war, das Abkommen funktionierte tatsächlich und tut es immer noch – bis zum heutigen Tag.

Die Früchte dieses Abkommens sind unmöglich zu übersehen.

Israelische Schiffe befahren den Suezkanal und Geheimdienstoffiziere beider Seiten betreiben regelmäßigen Informationsaustausch. So traf sich beispielsweise diesen August Abbas Kamel, der Leiter des Allgemeinen Nachrichtendienstes Ägyptens (General Intelligence Service) mit Premierminister Benjamin Netanjahu und führenden Beamten der israelischen Geheimdienste, um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas auszuarbeiten. (…)

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