Das Verhältnis konnte nach Ende der Sowjetunion nur besser werden  

August 7, 2015 – 22 Av 5775
Israel und Russland – nüchtern und nützlich

Von Dmitri Stratievski

Die politische Wende in Russland bot eine Chance auf Neuanfang in den komplizierten russisch-israelischen Beziehungen. Jelzin baute die letzen Barrieren für die Auswanderung nach Israel ab. Berel Lasar, der künftige Oberrabbiner Russlands, lernte Jelzin Anfang 1991 in seiner damaligen Funktion als Parlamentsvorsitzender Noch-Sowjetrusslands kennen und bezeichnete ihn als „Mann mit Zukunftsvision, ein echter Politiker.“

Während einer Regierungssitzung im März 1992 forderte der erste russische Präsident eine „Vertiefung unserer Kontakte mit dem Staat Israel“. Die Jelzin-Ära wird vom russischen Judentum generell positiv bewertet. Die jüdische Intelligenz war von Glasnost und Perestroika inspiriert. Mit dem neuen Mann an der Spitze des demokratischen Russlands verbanden sie ihre Hoffnungen auf eine Beendigung der Alltagsdiskriminierung. Die Schattenseiten der 90er Jahren aus jüdischer Perspektive sind aber nicht zu übersehen. Hoffnungen und Ängste hielten sich die Waage: 1990-1991 verließen etwa 360.000 Juden das Land.

Jelzin sagte dem Antisemitismus in Russland verbal den Kampf an („Pest des 20. Jahrhunderts wie der Faschismus“). Ungeachtet dessen machte er aus Sicht vieler Intellektuellen zu wenig, um den Antisemiten Paroli zu bieten. „Pamjat“, die wohl bekannteste nationalistische und anti-jüdische Grup- pierung der Gorbatschow-Zeit, wurde unter Jelzin strafrechtlich nicht verfolgt. Seit 1991 predigte der russische Rund- funksender „Heimat, Gedächtnis und du“ Judenhass. 1995 wurde sein Betrieb eingestellt, allerdings nicht angesichts des Tatbestands einer Volksverhetzung, sondern aus finanziellen Gründen. Parallel dazu wurde im Kreml das Verhältnis zu Israel als Teil der neuen west- freundlichen Außenpolitik verstanden. Hier machte Jelzin den gleichen Fehler wie seine sowjetischen Vorgänger, deren anti-israelische Haltung in erster Linie mit dem Kampf gegen die „kapitalistische Welt“, ein in den Augen von Sowjetdogmatikern fast homogenes Gebilde, begründet wurde. (...)

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