Die einzigen Araber, die frei wählen können, sind die israelischen Araber  

Dezember 13, 2016 – 13 Kislev 5777
Israel-Apartheid-Vorwurf bagatellisiert das Leid afrikanischer Schwarzer

von Andrew Friedman/TPS/Redaktion Audiatur

Jeder schwarze Südafrikaner, der behauptet, es gebe Apartheid in Israel, ist entweder uninformiert oder offensichtlich unehrlich – mit dieser Aussage verkündete ein Mitglied des Parlaments in Pretoria, dass jeder Versuch, die Erfahrungen der „Palästinenser“ in Israel mit dem früheren rassistischen Regime Südafrikas zu vergleichen, eine Beleidigung derer darstelle, die unter dem System der Rassentrennung litten.

Kenneth Meshoe, Vorsitzender der Fraktion der African Christian Democratic Party, sagte, dass die Lebenswirklichkeit in Israel nicht mit den Erfahrungen vergleichbar sei, die er als Heranwachsender machte – ganz gleich, vor welchen Herausforderungen die arabische Minderheit in Israel stehe.

„In diesem Land herrscht eine Bewegungsfreiheit, die wir in Südafrika niemals hatten“, berichtete Meshoe während eines Besuches in Jerusalem vergangene Woche. „An Bänken und öffentlichen Toiletten stand ‚nur für Weiße‘. Wir konnten nie mit ‚weißen‘ Verkehrsmitteln fahren. Die meisten weißen Ärzte behandelten keine schwarzen Patienten, nur weiße. Und viele derer, die aus Mitgefühl doch schwarze Patienten behandeln wollten, baten ihre Patienten darum, ihre Praxis durch die Hintertür zu betreten, damit die weißen Patienten am Empfang sie nicht sehen würden. Ich weiß nicht, ob es illegal war, wenn weiße Ärzte schwarze Patienten behandelten. Aber in der Realität taten dies nur sehr wenige.“

„Einige Südafrikaner, die sagen, dass es Apartheid in Israel gebe, wiederholen nur das, was sie von anderen Leuten gehört haben – und nichts, was sie wirklich selbst gesehen haben. Sie geben nur Propaganda weiter. Andere – Politiker – denken nur an ihre eigenen Bedürfnisse und an die Aussagen, die ihren Bedürfnissen dienen. Sie fragen sich: ‚Was nützt es mir [zu behaupten, es gebe Apartheid in Israel oder nicht]?‘, und treffen dann eine Entscheidung. Sie verbreiten also etwas, von dem sie ganz genau wissen, dass es gelogen ist.“ so Meshoe.

Meshoe sagte, er habe Israel zum ersten Mal einige Jahre nach der Wahl Nelson Mandelas zum Präsidenten im Jahr 1994 besucht. Er schloss sich einer kirchlichen Delegation an, die ins Heilige Land reiste, und nutzte die Gelegenheit für eine religiöse Pilgerfahrt und gleichzeitig für politische Weiterbildung – doch letzteres überraschte ihn.

„Während dieser Reise hielt ich gezielt nach allem Ausschau, was nach Apartheid aussah. Ich nahm den Bus ins Stadtzentrum von Jerusalem, aber Schwarze, Juden, Araber und alle anderen saßen nebeneinander. Im Toten Meer schwammen alle gleichzeitig. Ich suchte Strände mit dem Hinweis ‚nur Schwarze‘, aber es gab keine. Arabische Lehrer unterrichteten in jüdischen Schulklassen! Das wäre zur Zeit der Apartheid niemals möglich gewesen“, sagte er.

„Nehmen wir eine Sache, die ich gerade auf dieser Reise gelesen habe“, sagte Meshoe. „Die Hamas will die sogenannten ‚Siedler‘ bekämpfen, indem sie Araber benutzt, die in Israel arbeiten. Das wird alles nur schlimmer machen. Wenn ich mich in Ihre Lage versetze, muss ich mich fragen: ‚Wird diese Person, die für mich arbeitet, mich bei nächster Gelegenheit umbringen?‘ Das könnte die Regierung also leider dazu veranlassen, bedauerliche Maßnahmen einzuleiten, um Unschuldige zu beschützen. Daher ist dies eine sehr heikle Angelegenheit. Man kann jedoch nur Vertrauen haben, wenn die Sicherheit und der Schutz nicht beeinträchtigt werden.“

Meshoe sagte, er habe im Parlament angeboten, parlamentarische Informationsreisen nach Israel und in die Palästinensischen Autonomiegebiete zu leiten, doch nur wenige seiner Kollegen seien bereit gewesen, mitzukommen. Er fügte hinzu, dass selbst die ANC-Regierung ihren Mitgliedern davon abrate, Israel zu besuchen, da zu viele von ihnen dorthin gereist waren und ihre Meinung daraufhin geändert hatten – und dies stellt ein politisches Problem in einem Land dar, in dem es sowohl eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung als auch eine wachsende, lautstarke muslimische Minderheit mit unerschütterlichen pro-„palästinensischen“ Ansichten gibt.

Wenn es eine Gruppe gibt, die Meshoe frustriert, dann sind es die arabischen Mitglieder der Knesset. Zwar traf er sich während dieser Reise nicht mit Fraktionsmitgliedern der Gemeinsamen Liste, doch er berichtete der Nachrichtenagentur TPS, dass ihn seine Interaktionen mit Abgeordneten wie Hanin Zoabi bei früheren Reisen frustrierten.

„[Sie] beschwerten sich darüber, unfair behandelt zu werden. Zu den Dingen, die wir ihnen verdeutlichen mussten, gehörte, dass die Tatsache, dass sie Mitglieder eines Parlaments sind, ihre Situation grundlegend von unserer während der Apartheid unterscheidet. Natürlich stehen sie vor Herausforderungen, doch die kann man nicht als Apartheid bezeichnen. Wenn es hier Apartheid geben würde, säßen sie nicht im Parlament. So einfach ist das. Ein arabischer Richter dürfte keine Verhandlung leiten, in die ein Jude involviert ist. Sie sollen sich also ein anderes Wort dafür überlegen, aber das ist keine Apartheid“, sagte Meshoe.

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