Deutschlands Beteiligung am Anti-IS-Kampf ist nicht zuletzt praktische Solidarität mit Israel  

Februar 8, 2016 – 29 Shevat 5776
Es muss uns das wert sein

Von Jerome Lombard

Terror. Überall. Jederzeit. Die neue Realität? Kein Ort, der nicht potentiell zum Anschlagsziel werden könnte. Im Januar hatte man den Eindruck: Es vergeht kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht über eine terroristische Attacke islamistischer Provenienz irgendwo auf der Welt berichtet wird. Die Bedrohung durch den international agierenden Dschihadismus ist real, omnipräsent und medial inszeniert. Am grünen Tisch kreierte Propagandavideos im Internet sind das eine. Detonationen an bekannten Plätzen einer Stadt, panisch auseinander rennende Menschen, vermummte Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag, zu Boden gestreckte Leichen. Diese ins Wohnzimmer gesendeten Bilder vom plötzlichen Chaos im Alltag das andere. Das Kalkül der Attentäter: Unsicherheit und Angst als ständige, unterschwellige Begleiter in den Köpfen festzusetzen. Tel Aviv, Istanbul, Jakarta, Ouagadougou sind die Namen der Orte, an denen sich die hässliche Fratze des radikalen politischen Islam auf seinem Feldzug gegen Freiheit und Moderne in diesem ersten Monat des neuen Jahres bereits gezeigt hat. Die Aussichten für 2016 sind ernst. Wo? Wie viele Opfer? Wer? Die Fragen, die nach jeder neuen Anschlagsmeldung fast schon routinemäßig gestellt werden. Die perfide Routine des Terrors.

In Deutschland sorgte insbesondere der Anschlag vom 12. Januar in Istanbul für Bestürzung und Diskussion. 11 Todesopfer waren zu beklagen, darunter 10 Deutsche, die sich als Teil einer Touristengruppe im historischen Zentrum der Bosporusmetropole auf dem Sultan-Ahmed-Platz zwischen Blauer Mosche und Hagia Sophia jahrhundertealte Kulturschätze anschauen wollten. Der Attentäter soll ein aus Saudi-Arabien stammendes Mitglied des „Islamischen Staats“ (IS) gewesen sein, der als Flüchtling getarnt von Syrien in die Türkei eingereist war. So teilt es die türkische Regierung mit und so wird es auch vom Bundeskriminalamt bestätigt, obwohl, äußerst ungewöhnlich, sich die Terrorbande des IS bislang nicht offiziell zu der Tat bekannt hat. Also erstmalig ein IS-Anschlag, zwar nicht auf deutschem Boden, aber doch gezielt auf deutsche Staatsbürger? In jedem Fall sollten die für Istanbul und die Türkei wirtschaftlich so wichtige Tourismusbranche getroffen werden. Dass die Attacke sich dabei auch gezielt gegen Deutsche richtete, ist zumindest möglich. Am Tag nach Istanbul waren die Zeitungen hierzulande jedenfalls voll mit Hintergrundberichten, Kommentaren und meinungsorientierten Leitartikeln, die um eben diese Frage kreisten. Die Bundesrepublik steht wie jedes andere Land westlich-demokratischer Kultur, ebenso wie jedes Land, das die Islamisten als „Verbündete der Kreuzritter“ identifizieren, im Fadenkreuz. Das dem so ist, ist eine Binsenweisheit und schon lange bekannt. Ist das Attentat von Istanbul aber nun ein düsterer Vorbote, ein Anzeichen dafür, dass es jetzt auch „bei uns“ losgeht?

Immerhin ist Deutschland seit Beginn des Jahres Teil der internationalen Militärkoalition gegen den IS. Deutsche Tornadojets fliegen Aufklärungsflüge über von den Dschihadisten kontrolliertes Gebiet in Syrien und dem Irak. Eine Marinefregatte sichert den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle ab. Wurden die Islamisten jetzt erzürnt?

Linke und ihre Forderung: Kein deutsches Blut für die Freiheit
„Ist es das wirklich wert?“, fragt Journalistenkollege Stefan Kegel in dem eigentlich für eine seriöse Berichterstattung bekannten Regionalblatt „Märkische Oderzeitung“. „Es dauerte keine drei Wochen von der Entscheidung der Bundesregierung, im Krieg gegen die Terrormiliz IS mitzumischen, bis dahin, dass deutsche Bürger zum Ziel feiger Terroristen wurden“, heißt es in Kegels Kommentar vom 13. Januar unter der Überschrift „In der Falle der Islamisten“ weiter. Von einem (falsch verstandenen) Solidaritätsgefühl für das wiederholt vom Terror heimgesuchte Frankreich getrieben, wären die Deutschen den Islamisten blindlings in die gestellte Falle getappt. Denn es sei doch deren Ziel, möglichst viele westliche Staaten in ihren apokalyptischen Kampf der Kulturen und Religionen zu verwickeln. Kegels Kernaussage: Das in der Vergangenheit stets so besonnen-antimilitaristisch agierende Deutschland, es werden als Beispiele Irak 2003 und Libyen 2011 genannt, habe auf äußeren Druck hin den goldenen Pfad des Pazifismus verlassen, ist in Syrien und im Irak zur Kriegspartei geworden und braucht sich daher auch nicht zu wundern, wenn die Islamisten jetzt zurück schlagen. (...)

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