Der Verfall des einstmals großen historischen Ägyptens zu einem Aufmarschplatz von Islamisten  

September 8, 2017 – 17 Elul 5777
Die zerstörerische Islamisierung Ägyptens

Von Ulrich Jakov Becker

Barack Hussein Obama – ich weiß, schon fast vergessen, dieser ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten – hielt im Juni 2009 in Kairo seine bekannte „Ein neuer Anfang“-Rede, in der er neben scharfer Israelkritik vor allem auf Schmusekurs mit der islamischen Welt und indirekt der Muslimbruderschaft ging.

Auf seine islamlobpreisenden Worte und seine weiche, ausgestreckte Friedenshand folgte ein halbes Jahr später der arabische Frühling/Sommer/Herbst/Winter – vor allem Winter – und hunderttausende Tote, Umstürze, Chaos, Kriege und Bürgerkriege, die bis heute anhalten.

Dasselbe Kairo, in dem er damals seine Rede hielt, sollte zu einem der Brennpunkte muslimischer Volksaufstände werden.
Aus zwei Aussagen Obamas zu den Unruhen in Ägypten und zum späteren Militärputsch kann man seine vollkommen verklärte Sicht auf Ägypten und dessen Bevölkerung gut herauslesen:

„...das ägyptische Volk will eine Zukunft, wie sie den Erben einer großen, antiken Zivilisation zusteht.“ (Januar 2011)

„Es ist begründet in unserer Ehrerbietung für Ägypten, als Volk, als antikes Zentrum der Zivilisation und Grundstein für Frieden…“ (August 2013)

Obama verkennt, dass vom alten Ägypten nichts geblieben ist
Obama zog einen klaren Faden vom antiken bis zum arabischen Ägypten von heute. Wie kommt er zu der Behauptung, das heutige Ägypten sei in die Fußstapfen der alten ägyptischen Hochkultur getreten?

Die Hochkultur des alten Ägyptens, seine Religion, seine Sprache, seine Bräuche etc. sind allesamt unwiederbringlich untergegangen und haben nichts zu tun mit der heutigen muslimisch-arabischen Gesellschaft Ägyptens. Kein sich durchziehender und entwickelnder Faden verbindet sie, sondern eine allgemeine Konversion zum Christentum und gleich darauf eine plötzliche, muslimische Eroberung, welche die altägyptische Linie endgültig zerstörte.

Viertausend Jahre Hochkultur, das war das alte Ägypten. Eine Kulturzeitdimension, die sonst nur das Judentum und vielleicht China kennen. Die alten Ägypter waren nicht nur hochentwickelt in Astronomie, Architektur, Medizin, Landwirtschaft, Philosophie, sondern waren auch Meisterverwalter und -bürokraten und professionelle Seefahrer.

Der „Vater der Geschichte“, der Grieche Herodot, schrieb (er wird von Eurozentristen nicht gern zitiert), dass fast alle griechischen Götter und religiösen Feste, sowie auch viele Bräuche und Gesetze ursprünglich aus Ägypten stammen, während Plato, Pythagoras, Solon, Thales und andere antike Griechen selbst angaben, viele ihrer Weisheiten, die wir heute als „abendländische Wissenschaftsschätze“ verehren, in Ägypten erlangt zu haben.

Am Ende der Antike war Ägypten ein blühendes Land von 4-7 Millionen Einwohnern, das nicht nur für sich selbst genug Getreide produzierte, sondern als Kornkammer des Römischen Reiches diente.

Das Getreide wuchs dort fast wie von selbst: Die jährliche Nilflut brachte nicht nur eine praktische Hilfe in Sachen Felderbewässerung, sondern auch den fruchtbaren Nilschlamm – Düngung frei Haus und gratis. Man brauchte nur säen und ernten und die Böden verödeten nicht.

Aus aller Herren Ländern kamen die Menschen nach Ägypten, um zu studieren und zu lernen. Das New York City der Antike war das ägyptische Alexandria mit seinem 150 Meter hohen Leuchtturm am Hafen und der berühmten größten Bibliothek der antiken Welt. Hier trafen sich sie Intellektuelle, die Forscher, die Künstler und Schriftsteller. Hier wurde die Bibel von den 70 jüdischen Weisen erstmals ins Griechische übersetzt.

Das Christentum nahm seinen Anfang in Judäa, hatte aber bald sein Zentrum in Ägypten, und nahm hier viele mythologische und theologische altägyptische Themen auf. Bald wurde der uralte ägyptische Polytheismus durch das Christentum abgelöst. Die vorherrschende Sprache aber blieb eine Form der altägyptischen Sprache mit griechischem Einfluss – koptisch.

Im 7. Jahrhundert kam schließlich ein Erpresserbrief von einem gewissen Mohammed aus Arabien (sinngemäßer Inhalt: „Konvertiert zum Islam oder tragt die Konsequenzen!“). Es folgten 4.000 muslimische Krieger aus Arabien (und später nochmal 5.000) und zwangen das christliche Millionen-Land in die Knie.

Von da an lebten Christen zunehmend unter erniedrigenden steuerlichen, juristischen und anderen Einschränkungen. Unter diesen diskriminierenden Lasten konvertieren mit der Zeit viele zum Islam. Die Araber nannten die Ägypter „Kopten“ (von griechisch „Aiguptios“). Die von den Moslems zur Abgrenzung als Ägypter/Kopten bezeichneten eigentlichen Einwohner des Landes, finden ihre Nachfahren heute in den (christlichen) Kopten.

In der Folge der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert und der fortschreitenden Islamisierung ging die Bevölkerung des Landes stark zurück und fiel im Mittelalter auf einen Tiefpunkt von etwa 1,5 Millionen – so wenig wie seit 4.000 Jahren nicht mehr. Auch Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft brachen zusammen – u.a. wurde die große Bibliothek von Alexandria von Moslems vollständig niedergebrannt.

Was aber wenig bekannt ist: Es dauerte noch Jahrhunderte bis die einheimischen ägyptischen Christen, die Kopten, zur Minderheit gegenüber den muslimischen Eroberern wurden:
Erst im 12. Jahrhundert – zur Zeit der Kreuzzüge also – gab es mehr Moslems als Christen in Ägypten. Heute gibt es in Ägypten nur noch etwa 20 % Christen und deren Prozentsatz sinkt weiter in Folge von islamischem Terror und Unterdrückung. Einige Quellen reden nur noch von etwa 10 %. Und selbst die koptischen Christen sprechen seit Jahrhunderten kein koptisch mehr, sondern arabisch.

Gleich zwei Brüche gab es in der ägyptischen Geschichte
D.h. die heutige muslimisch-arabische Mehrheitsgesellschaft in Ägypten ist gleich zweimal vom historischen ägyptischen Kulturerbe abgeschnitten. Einmal vom antiken, paganischen, pharaonischen Ägypten und zum zweiten von der alten ägyptisch-christlichen Kultur und der koptischen Sprache.

Die hauptsächlich von Europa beeinflusste Neuzeit und europäische Kolonialzeit will ich gar nicht erst weiter erwähnen, welche Ägypten erheblich voranbrachte in Sachen Bevölkerungswachstum, Bildung, Suezkanal, Eisenbahnsystem, Assuan-Damm etc..

Heute ist Ägypten ein 90-Millionen-Einwohner-Staat mit einer stotternden Wirtschaft und einer Landwirtschaft, die das eigene Volk nicht ernähren kann. Ein muslimisch-arabischer Mehrheitsstaat von großer Armut, wenig eigener Produktion, einer korrupten Verwaltung und verwickelt in einen Krieg gegen Terror und den IS im Sinai.

Im benachbarten Israel kann man historisch einige Parallelen sehen:
Auch hier gab es eine jahrtausendealte, antike Hochkultur: Das alte Israel. Auch hier breitete sich das frühe Christentum schnell aus und viele konvertierten. Auch hier regierte der Hellenismus, dann Rom und anschließend das byzantinische Reich. Aber im Falle von Israel und Judäa – bzw. „Palästina“, wie es der Judenhasser und Caesar Hadrian zur Strafe nach den ehemals europäischen Philistern umbenannte – gab es weiterhin eine große Volksgruppe, die das einheimische Judentum weiterlebte und Hebräisch sprach, auch wenn Griechisch und Aramäisch verbreitet waren.

Und auch in Israel/„Palästina“ kam ein großer islamischer Einfall aus Arabien, der viele Teile des Landes und viele Ortschaften bis auf die Grundmauern zerstörte – viele blieben bis in die moderne Zeit unbewohnt – und einen allgemeinen kulturellen, wirtschaftlichen und demografischen Verfall bewirkten, so dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts Israel ein fast unbesiedelter, toter Wüstenlandstrich war.

In Israel feiert die antike Kultur ein sagenhaftes Comeback
Aber hier passierte nun etwas anderes: Das jüdische Volk in Israel und die hebräische Sprache – die mittlerweile (ähnlich wie Latein) eine mehr tote und liturgische Sprache geworden war – feierten beide ein sagenhaftes Comeback, und so haben wir heute ein florierendes jüdisches, hebräisches Israel an historischem Ort, das den ebenso zurückgekehrten islamischen Kriegen heroisch standhält. Würden wir nicht in dieser Zeit leben, würde es einem fast zu phantastisch erscheinen, um wahr zu sein.

Und Ägypten? In der Antike war Ägyptens paganische Religion, Ikonographie und Mythologie so anziehend, dass es Ägypten mehrmals gelang, seine fremden Eroberer zu neuen Ägyptern zu machen, sie zu integrieren. Von Nubiern über Griechen bis hin zu den Römern fielen viele in den ägyptischen Bann und die ägyptische Göttin Isis hatte im Römischen Reich überall Tempel – bis nach Nordeuropa. Aber dies nahm sein Ende mit der christlichen und muslimischen Expansion.

Ägypten kann nicht wie Israel aufsteigen
Der historische Widersacher Israels stieg nicht wieder auf aus der historischen Asche. Aber man kann hier und da kleine Wiederbelebungsversuche beobachten:
Es gibt heute Versuche, die koptische Sprache wiederzubeleben und ca. 300 Menschen weltweit versuchen sie zu sprechen. Und es gibt heute auch eine angeblich wiederbelebte ägyptische New-Age-Religion (Kemetismus).

Aber es sollte klar sein, dass alle diese Versuche nicht wirklich ein wiederbelebtes altes Ägypten darstellen, wie Israel ein wiederbelebtes altes Israel darstellt.

Und so bleibt der Satz, den Moses prophetisch in Pharaos Gesicht sagte – kurz vor der letzten Plage – auch im modernen Licht korrekt:

„Du [Pharao] hast recht gesprochen: Ich werde dein Angesicht nie wieder sehen“ (Exodus, 10, 29)

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