6 % der Deutschen Bank und 13 % von Volkswagen gehören dem Emirat Katar  

September 8, 2017 – 17 Elul 5777
Die erfolgreichen Geschäfte der Finanziers des Terrors

Von Thomas Eppinger

Die „Katar-Krise“, ausgelöst durch die Isolation des Emirats durch Saudi-Arabien und andere Golfstaaten, hat den Zwergstaat in den letzten Wochen einmal mehr ins öffentliche Interesse gerückt.

Zuvor war Katar vor allem im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Fußball-WM 2022 im Blickpunkt. Um die Abstimmung über die Vergabe durch die Fifa im Jahr 2010 ranken sich bis heute Korruptionsvorwürfe. Denn zweifellos ist der Wüstenstaat für die Ausrichtung einer WM gänzlich ungeeignet. Zwar stört die Fifa nicht, dass Menschrechte mit Füßen getreten werden, und es wundert kaum, dass sie sich ebenso wenig für die unmenschlichen Arbeitsbedingungen interessiert, die bereits tausende Arbeiter das Leben kosteten und mit Sklavenhaltung mehr gemeinsam haben als mit unseren Vorstellungen von einem Arbeitsverhältnis. Dass aber weder die Gluthitze noch das Fehlen jeglicher Fußballtradition eine Rolle spielten, hätte Anlass zur Verwunderung geben können.

Hätte Katar nicht seit Jahren etwas anderes, das nicht nur in der Welt der FIFA mehr zählt als jede Tradition: Unsummen von Geld, das eng mit der europäischen Wirtschaft und auch mit dem europäischen Fußball verflochten ist.

Die „Qatar Investment Authority“ (QIA), der Staatsfonds Katars, und die Herrscherfamilie al-Thani selbst investieren seit Jahren höchst erfolgreich in globale Leitunternehmen. Allein die Investments der QIA werden auf rund 335 Milliarden Dollar geschätzt.

Katar ist mit Informationen über seine Investitionen zurückhaltend, weshalb die Beteiligungen hier naturgemäß nur auszugsweise angeführt werden können und die Prozentangaben unter Vorbehalt stehen.

Volkswagen AG: 17% der stimmberechtigten Stammaktien, drittgrößter Einzelaktionär nach den Familien Porsche und Piëch (55,2%) und dem Land Niedersachsen (20%)

Deutsche Bank: 6,1-9 %, je nach Quelle, + 2 % Optionen, Sitz im Aufsichtsrat

Hapag Lloyd (Hamburger Reederei): 14,4%

Siemens: 3,3 %

London Stock Exchange: 10-20 %, je nach Quelle

Barclays (britische Großbank): 6 %

Credit Suisse (Schweizer Großbank): 5,01 % + Pflichtwandelanleihen in Höhe von 13 %, so dass Katar de facto mehr als 18 % kontrolliert

Agricultural Bank of China (chinesische Großbank): 12,99 %

Lagardère (französischer Medienkonzern): 12,8 %

Vivendi (größter französischer Medienkonzern): 1,54 %

Glencore (Schweizer Rohstoffkonzern): 8,17 %

Royal Dutch Shell (Mineralölkonzern): 13 %

Rosneft (russischer Mineralölkonzern): 9,75 %

Printemps (französische Warenhauskette): 100 %

Harrods (britisches Kaufhaus): 100 %

Sainsbury (britische Supermarktkette): 25 %

Tiffany & Co. (Juwelier): 12,7 %

Veolia Environment (französischer Energieversorger): 4,64 %

VINCI (weltweit größtes Bauunternehmen aus Frankreich): 3,94 %

Paris St. Germain (Fußballclub): 100 %

Binnen weniger Jahre sind Katar und die al-Thanis zu den weltweit bedeutendsten und begehrtesten Investoren aufgestiegen. Neben Firmenbeteiligungen investieren sie global in Ländereien und Immobilien. Katar gehören mit The Shard (vormals London Bridge Tower) das höchste Gebäude der EU und einige der wertvollsten Immobilien Londons.

Geldgeber des Terrors, Doha als Unterschlupf für die Hamas
Als Unterstützer islamistischer Terrororganisationen ist Katar nicht minder erfolgreich. In Syrien fördert Katar islamistische Milizen, immer wieder kommen auch Vorwürfe auf, das Golfemirat würde auch die al-Nusra-Front, den dortigen Al-Kaida-Ableger, unterstützen und habe im Irak den Aufstieg des IS befördert. In Ägypten unterstützen die al-Thanis die Muslimbruderschaft, in Libyen finanzierten sie Ansar al-Scharia.

Vor allem gehört Katar zu den wichtigsten Geldgebern der Hamas. In fast jedem nennenswerten Projekt im Gaza-Streifen dürfte Geld aus Katar stecken. Viele namhafte Hamas-Funktionäre leben in Doha, und Experten gehen davon aus, dass Katar auch anderen islamischen Terroristen einen sicheren Unterschlupf bietet. Neben dem Iran gehört Katar zweifellos zu den Großsponsoren des militanten Islamismus.

Dass Katar gerade jetzt von den anderen Golfstaaten zunehmend isoliert wird, mag eine Folgewirkung des Besuchs von Donald Trump in Saudi-Arabien sein, der dem Königreich den Rücken als Ordnungsmacht im Nahen Osten stärkte. Jedenfalls haben Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jemen, Libyen und Ägypten die Beziehungen zum Emirat abgebrochen. Eine wesentliche Rolle dürfte dabei spielen, dass Katar auch enge Beziehungen zum schiitischen Iran nachgesagt werden.

Iran ist nicht nur der Erzfeind Saudi-Arabiens und die massivste Bedrohung Israels, sondern wahrscheinlich auch der größte Terrorfinanzier der Welt:

„Seit vielen Jahren stellt Teheran Geld und Ausrüstung zur Verfügung und trainiert militante Gruppen. Hilfe erhalten Berichten zufolge die Hamas, andere israelfeindliche palästinensische Extremisten sowie zahlreiche schiitische Milizen in Syrien, dem Irak, Afghanistan und im Jemen. Eine besondere Rolle spielt die libanesische Hisbollah. Sie wird vom Iran finanziert und bewaffnet – und weltweit für Anschläge verantwortlich gemacht. Die ‚Partei Gottes‘ ist über den Libanon hinaus ein Machtfaktor in der Region. Im Auftrag Teherans kämpft die Hisbollah seit Jahren aufseiten von Baschar al Assad.
Sie ist die wichtigste militärische Stütze des Herrschers in Damaskus. Mithilfe der verschiedenen Milizen versucht der Iran, seinen Einfluss auszudehnen. Ziel ist ein ‚schiitischer Halbmond‘, der sich vom Mittelmeer bis zum Golf von Aden erstreckt und Teherans Vormachtstellung sichern soll. Genau das wertet Saudi-Arabien als Bedrohung. Die Folge: Stellvertreterkriege. Einer der schlimmsten tobt derzeit im Jemen, dem Armenhaus der Arabischen Halbinsel. Dort kämpfen aufständische Huthi-Rebellen mit tatkräftiger Unterstützung des Iran gegen die offizielle Regierung, die umfangreichen militärischen Beistand aus Saudi-Arabien erhält.“

Auch wenn Saudi-Arabien jetzt anscheinend von seiner harten Linie abrückt und sich eine Lösung des Konflikts abzeichnet, könnte der internationale Druck auf das Emirat steigen.

Dass einer der Kernaktionäre vieler europäischer Schlüsselunternehmen mit den Beteiligungserträgen Terroristen finanziert, war in der europäischen Politik bislang kein Thema. Mit jedem neuen Anschlag auf europäischem Boden kann sich das ändern.

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