Mit Assads Sieg im Bürgerkrieg rückt der Erzfeind Israels bis an dessen Grenzen vor  

Oktober 6, 2017 – 16 Tishri 5778
Der Iran vor den Toren

Von Avi Issacharoff (Redaktion Audiatur)

Mit einem Russland, das Assad bereitwillig unterstützt und den USA, die sich desinteressiert zeigen, steht es Teheran frei, ungestört Geld, Truppen und Raketen in die Grenzgebiete zu Israel zu pumpen – dies wird Jerusalem nicht dulden.

Das Verschwinden des Islamischen Staats aus weiten Teilen Syriens sowie das mangelnde Interesse (bzw. der mangelnde Wunsch) der Supermächte, dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die Macht zu entziehen, bereiten den Weg für eine iranische Übernahme der Gebiete, die bis vor Kurzem von der dschihadistischen Gruppierung gehalten wurden.

Parallel dazu haben sich nach Informationen israelischer Militärbeamter im Südlibanon zahlreiche Iran‑treue Hisbollah-Truppen verschanzt, entweder an offensichtlichen Beobachtungsposten oder in „Umweltschutz“-Gebieten.

Dies wird Israel nicht hinnehmen. Die Anwesenheit schiitischer Streitkräfte in Grenznähe – gleich ob es sich dabei um Truppen der Hisbollah oder um vom Iran unterstützte Milizen handelt – in Verbindung mit den Bemühungen des Iran, bahnbrechende Waffen herbeizuschaffen, signalisiert, dass die Ära der Ruhe, die Israel seit dem Sommer 2006 genießen konnte, zu Ende geht.

Jerusalem hatte vor iranischen Bestrebungen zum Bau von Einrichtungen zur Raketenproduktion im Libanon gewarnt. Verteidigungsminister Avigdor Libermann hatte vergangene Woche in einem Treffen in Israel dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, berichtet, dass der Iran „daran arbeitet, im Libanon selbst Fabriken zum Bau von präzisen Waffensystemen zu errichten.“

Libermann drohte zwar nicht explizit damit, die iranischen Raketenfabriken im Libanon anzugreifen, sagte jedoch, dass „die libanesische Regierung und die Menschen im Süden des Libanon wissen sollten“, dass Israel in zukünftigen Konflikten energisch durchgreifen wird.

Das Vorhandensein von mindestens zwei iranischen Raketenproduktionsanlagen wurde bereits Anfang des Sommers von Israel aufgedeckt. Am Montag informierte Premierminister Benjamin Netanyahu Guterres außerdem über die Beteiligung des Iran am Bau einer weiteren Raketenbasis in Syrien.

Dennoch besteht derzeit noch keine Notwendigkeit, sich in Luftschutzbunker zu begeben. Dem Vernehmen nach hat der Iran, trotz gegensätzlicher Medienberichte, noch nicht mit dem Bau von Raketenfabriken begonnen, welche angeblich Raketen mit einer größeren Genauigkeit produzieren sollen als die aus dem aktuellen Arsenal der Hisbollah.

Es wird jedoch nicht mehr lange dauern. Verträge zwischen Syrien und dem Libanon sowie zwischen Syrien und dem Iran bestätigen, dass die Produktionsanlagen nahezu fertiggestellt sind, ebenso wie ein Vertrag, der dem Iran den Bau eines Seehafens in Syrien erlaubt, der ihm Zugang zum Mittelmeer verschafft.

Laut offiziellen israelischen Vertretern versucht der Iran das Modell Russlands zu kopieren, das die Erlaubnis zum Bau eines Seehafens in Tartus erhielt. Diese Erlaubnis wurde dank der Genehmigung durch die Parlamente beider Länder erreicht und ist daher vor jedem internationalen Gericht gültig.

Diese Verträge können nur in beiderseitigem Einvernehmen, jedoch nicht im Alleingang einer Seite aufgekündigt werden. Die Iraner wollen sicherstellen, dass auch sie über einen eigenen Seehafen verfügen. Dies ist auch der Grund, warum sie eine derart akribische Sorgfalt auf die Einhaltung der rechtlichen Bedingungen verwenden.

Vorerst beschränkt sich die Gegenwart des Iran in Syrien offiziell auf Berater aus den Reihen der Revolutionsgarden. Aber das Ganze hat weitaus größere Ausmaße, berücksichtigt man die Tausenden von Schiiten, die auf der Gehaltsliste des Iran stehen und die in ganz Syrien formiert sind.

Die Hisbollah, die dem Iran am treusten ergebene Miliz, hat bereits ein Drittel ihrer verfügbaren Kampftruppen permanent in Syrien stationiert und trotz der schweren Verluste, die sie dort erlitten hat, scheint sie nicht vorzuhaben, das Land in naher Zukunft verlassen zu wollen.

Im Libanon, wo sich das Geld in Händen großer und bekannter sunnitischer und christlicher Geschäftsleute und Familien befindet, sind die Iraner weniger daran interessiert, in eine eigene Infrastruktur zu investieren. Hier wollen sie lediglich eine Anlage für die Produktion von Präzisionsraketen errichten.

Der libanesische Premierminister Saad Hariri, dessen Regierung die Hisbollah miteinbezieht – trotz der Tatsache, dass er Syrien die Schuld für den Mord an seinem Vater Rafik Hariri am 14. Februar 2005 gibt –, ist zu schwach, um sich der Hisbollah und deren Unterstützern entgegenzustellen.

Teheran investiert enorme Summen, um aus Syrien eine iranische Provinz zu machen, während die Vereinigten Staaten und Russland sich entschieden haben, dieses Drama, das die ganze Region verändern wird, zu ignorieren.

Die Russen sind in der Tat diejenigen, die eine entscheidende Rolle spielen könnten. Allerdings haben sie nicht die geringste Absicht dies zu tun. Im Gegenteil: Für sie wird die Präsenz Tausender Schiiten Assads Regime weiter stärken.

Das letzten Monat in Sotschi stattgefundene Treffen zwischen Premierminister Benjamin Netanjahu und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wird an diesem Kalkül nichts ändern. Russland ist daran interessiert, dass Assad Unterstützung erhält, selbst wenn es bedeutet, dass es Teheran gestattet, diese Unterstützung zu leisten. (…)

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