Juli 7, 2016 – 1 Tammuz 5776
Wo London auch deutsch spricht

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Ein Reisetipp für Stamford Hill (London)  

Von Björn Akstinat

Die Außenbezirke der britischen Hauptstadt sind größtenteils von afrikanischen und asiatischen Einwanderern geprägt. Doch ein Stadtteil am nördlichen Rand macht eine Ausnahme: Stamford Hill. Er ist das größte Ballungszentrum orthodoxer Juden Europas. Rund 30.000 von ihnen sollen dort leben. Ihre Zahl nimmt aufgrund der hohen Geburtenrate stark zu. Mehr Orthodoxe auf einem Fleck gibt es nur in Israel und den USA.

Der Stadtteil hat alles, was das orthodoxe Herz begehrt: über 50 Synagogen, mehr als 30 jüdische Schulen, einen eigenen Erste-Hilfe-Dienst namens „Hatzola“, die Nachbarschaftswache „Schomrim“, eigene Zeitungen und spezielle Läden mit koscheren Lebensmitteln wie beispielsweise die Bäckerei „Grodzinski“, die schon seit 1888 existiert. Dieser und viele andere Geschäftsnamen deuten auf die osteuropäischen Wurzeln der Einwohner hin. Hauptumgangssprache in Stamford Hill ist Jiddisch. Touristen aus Deutschland können mit vielen der frommen bzw. chassidischen Juden auch problemlos auf Hochdeutsch parlieren.

Auf den Straßen von Stamford Hill sind othodoxe Männer mit schwarzen Hüten und Anzügen sowie Frauen mit Perücken und Röcken allgegenwärtig. Die Kinder sind oft sehr bunt gekleidet und fahren auf kleinen Rollern umher. Das ist anscheinend eine neue Mode unter den Kleinen. Was einer hat, wollen in der geschlossenen Gemeinschaft alle haben. Bei den Erwachsenen war bis vor kurzem der Volvo die beliebteste Automarke.

Es gibt alles von koscheren Lebensmittelgeschäften, speziellen jüdischen Fischhändlern über Läden mit Kinderbekleidung, Bäckereien bis hin zu großen jüdischen Supermärkten.

Die Wochenzeitung „Jewish Tribune“ hat ihren Sitz in Stamford Hill und bezeichnet sich als „Stimme der englisch-jüdischen Orthodoxie“. Jede Nummer enthält eine Beilage in jiddischer Sprache. Jiddisch wird von vielen beherrscht und gesprochen. In der abgebildeten Ausgabe befinden sich Artikel zur BREXIT-Diskussion. Sie lassen erkennen, dass die orthodoxe Gemeinschaft Großbritanniens weder eindeutig für noch eindeutig gegen eine EU-Mitgliedschaft ist. Aus der Sicht von Rabbis ist die politische bzw. finanzielle Unterstützung der „Palästinenser“ durch die EU eher ein Contra-Argument. Dass der Import koscherer Lebensmittel durch eine Mitgliedschaft recht günstig und einfach ist, spricht ihrer Meinung nach eher für die EU.

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