Von Roger Letsch

Im deutschen Handball tummeln sich „weiße Recken“, beklagt die „taz“ und diagnostiziert dem Sportverband mangelnde Diversität. Der Fußball habe Özil, Boateng und Khedira, doch im Handball suche man die wunderbare Buntheit vergeblich, an der sich heute die Wertung „fortschrittlich-gut“ oder „nationalistisch-böse“ entscheidet. Der Vorwurf lautet, dass im Handball ein sogenannter Migrationshintergrund hinderlich sein könnte, dass die Handball-Vereine Mesuts, Ahmeds oder Alis „draußenhalten“ wollten. Ein „konservatives Provinzvergnügen“ ohne Street-Credibility sei Handball eben.

Natürlich könnte die „taz“ auch fragen, warum es in Deutschland so wenige Kadidjas, Fatimas oder Saidas im Hochleistungssegment beim Frauenschwimmen gibt. Auch könnte man erforschen, warum Eltern mit Migrationshintergrund ihre Söhne in Deutschland zwar beim Fußball anmelden, nicht jedoch beim Handball oder beim Eiskunstlauf – von den Töchtern ganz zu schweigen. Auch hätte die „taz“ fragen können, warum es zum Beispiel in Ägypten Handball auf Weltniveau gibt, dort aber auch nur autochthone Spieler in der Auswahl sind. Dort heißen die Spieler natürlich nicht Andreas, Silvio oder Uwe, sondern Mohamed, Karim oder Islam. Für den ägyptischen Handball ist das offensichtlich kein Problem – warum sollte es das für den deutschen Handball sein? Ich möchte das komplexe Zusammenspiel aus Prestige, Verdienstmöglichkeiten oder kultureller Präferenzen hier auch gar nicht weiter ausführen, weil dies nur Probleme konstruiert, die es so gar nicht gibt. Aber das tat die „taz“ ja auch nicht, sondern wittert eine kulturelle Ungerechtigkeit, die man diesen deutschen Provinzsportlern endlich austreiben müsse.

Mein belustigter Blick geht deshalb auf den Absender der Vorwürfe „mangelnder Diversität“: Die Macher der „taz“. Denn es zeigt sich wieder einmal, dass sich gerade diejenigen, die von den höchsten moralischen Gipfeln predigen, sich selbst nur als Wegweiser sehen. Sie zeigen laut und mit Verve, wohin es gehen soll, bewegen sich selbst aber keinen Millimeter vom Fleck.

Das aufschlussreiche Impressum

Ein Blick ins Impressum der „taz“ und auf die dort gelisteten Namen erinnert eher an den „Diversitätsmangel“ in der deutsche Handball-Nationalmannschaft, als an die „vorbildlich“ „diverse“ Jogi-Truppe. Also, liebes „taz“-Team aus Georg, Katrin, Barbara, Ute, Malte, Nicola, Aline, Barbara, Dominic, Anna, Antje, Petra, Saskia, Anna, Tobias, Edith, Katrin-Bettina, Nina, Jan, Lena, Kai, Beate, Daniel, Sabine, Jan, Bert, Klaus, Gereon, Felix, Annabelle, Paul und Luise: genießt das Spiel und beurteilt die Handballer nicht nach ihren Namen, sondern nach ihrer Leistung! „Diversität“ ist kein Wert an sich und wirft auch keine Tore. Und Zeitungen macht „Diversität“ offensichtlich auch keine. Selbst die autochthone „taz“ nicht.

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