September 5, 2015 – 21 Elul 5775
Israels treuester Freund

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Warum ist der kanadische Premierminister Stephen Harper so israel-freundlich?  

Von Jerome Lombard

Es war ein Besuch unter Partnern und Freunden: Als Stephen Harper Anfang des vergangenen Jahres zum ersten Mal in seiner bis dahin vierjährigen Amtszeit als Premierminister Kanadas zu Gast bei seinem israelischen Gegenstück Benjamin Netanjahu in Jerusalem war, ging es mitunter familiär zu.

Netanjahu sprach stets nur von „meinem guten Freund Stephen“. Der Kanadier tat es dem Israeli gleich. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt. Auch die beiden First Ladies können gut miteinander. Harper ist der einzige ausländische politische Würdenträger, der von Netanjahu den Schlüssel zur Knesset überreicht bekommen hat. Diese symbolische Geste spricht Bände.

Seit Jahren schon verbindet die Politiker eine enge persönliche Freundschaft. Seitdem Harper im Februar 2006 mit seiner Conservative Party eine Mehrheit der Mandate im Parlament in Ottawa erringen konnte und die Wahlen klar gewann, hat diese Freundschaft auch eine politische Dimension bekommen. „Die tiefe Freundschaft zwischen Kanada und Israel basiert auf vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungen. Fast 25.000 Kanadier nennen Israel ihr Zuhause. In Kanada ist die viertgrößte jüdische Gemeinschaft der Welt beheimatet. Unsere Freundschaft basiert aber auch auf den Werten, die wir teilen: Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit“, erklärte Harper während seines Staatsbesuchs.

Kurz zuvor hatten die Regierungschefs ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft unterschrieben, das die bilaterale Kooperation in den verschiedenen politischen Bereichen weiter vertiefen soll. Kanada, flächenmäßig das zweitgrößte Land der Welt, Mitglied in NATO und Commonwealth und Teil der G7, war vor Harpers Regierungsantritt eher ein neutraler Staat, wenn es um Israel ging, der zwar ein für eine westliche Demokratie standardmäßiges Maß an diplomatischer Kooperation und Handel pflegte, sich aber ansonsten nicht weiter hervortat und im Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn stets „um Ausgleich“ bemüht war. Unter dem konservativen Premier ist Kanada zu einem der treuesten und loyalsten Verbündeten des jüdischen Staates geworden. Kein anderes Land, auch nicht die Vereinigten Staaten, verfolgt seither eine so pro-israelische Außenpolitik wie der Staat mit dem roten Ahornblatt in der Nationalflagge.

Dieser Politikwechsel hin zu einer unerschütterlichen pro-israelischen Haltung kam nicht von ungefähr. Für den 56-jährigen, aus Toronto stammenden, studierten Ökonomen Harper, hat das Bündnis mit Israel eine zentrale Bedeutung. Die kanadisch-israelische Partnerschaft ist der Ausgangspunkt seiner geopolitischen Überlegungen und außenpolitischen Strategien.

Die „Harper Doktrin“
Stephen Harper ist ein Mann mit Prinzipien und festen Überzeugungen. Bereits im April 2003 skizzierte der damalig noch weitgehend unbekannte Politiker auf einem Parteitag der Konservativen in Toronto seine Vorstellungen zur Außenpolitik, deren Eckpfeiler er sechs Jahre später auch tatsächlich umsetzen sollte. Damals waren die Konservativen noch in der Opposition und es sah wenig danach aus, dass sie den langjährig regierenden Liberalen die Macht streitig machen könnten.

Harper appellierte an seine Parteikollegen, die klassischen Prinzipien einer konservativen Außenpolitikstrategie wieder zu entdecken: „Konservative müssen eine moralische Position beziehen, für unsere Verbündeten und für die fundamentalen Werte unserer Gesellschaft, einschließlich Demokratie, freier Marktwirtschaft und individueller Freiheit.“ Im Gegensatz zur „moralischen Neutralität“ und Indifferenz der Linken im Westen, müssten Konservative klar zwischen Gut und Böse unterscheiden können und insbesondere die internationalen Beziehungen als eine moralische Angelegenheit betrachten. Klare Positionen beziehen. Fest zu seinen moralischen und politischen Prinzipien stehen. Das Richtige vom Schlechten unterscheiden. Wissen, wer Freund und wer Feind ist. Für Freiheit und gegen Tyrannei eintreten. Diese politische Maxime hat Harper von seiner Partei gefordert, und verwirklicht sie seither als Regierungschef. (…)

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