August 7, 2015 – 22 Av 5775
Für Kaiser und König an die Kotel

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Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns war für die Juden ein großer Verlust  

Von Monty Maximilian Ott

Vor 100 Jahren befand sich Europa in einem der blutigsten Kriege, die dieser Kontinent bisher gesehen hatte. Retrospektiv sollte dieser Krieg als ein Weltkrieg bezeichnet werden, was sich unter anderem darin begründete, dass die Kriegsschauplätze nicht nur auf dem alten Kontinent lagen. So kam es 1915 zu einem erstaunlichen Foto: Junge Männer mit gezwirbelten Schnauzbärten und k.u.k.-Uniformen stehen, gemeinsam mit Frauen und Männern in traditionell-orientalischer Kleidung an der Westmauer in Jerusalem.

Die Habsburger-Monarchie Österreich-Ungarn versuchte in den Jahren 1914 und 1915 mit dem Deutschen Reich gleichzuziehen, was die wirtschaftspolitischen Verbindungen zum Osmanischen Reich anbelangte. Nachdem man die wirtschaftliche Ebene, durch den Beitritt zu den deutsch-türkischen Geheimverträgen, erklommen hatte, sollte auch militärischer Einfluss ausgeübt werden. Es wurden kleinere Militärkontingente entsandt und das Habsburger Heer eröffnete beispielsweise eine Klinik, in der ärmere Schichten kostenfrei medizinisch versorgt wurden. Darüber hinaus waren die k.u.k.-Offiziere sehr um ein positives Verhältnis zur osmanischen Gesellschaft bemüht. Dies schlug sich auch in der Unterstützung mit Kriegsmaterial nieder. So konnten die örtlichen Offiziere die Verlegung etlicher Divisionen erwirken, die später bei den Kämpfen am östlichen Mittelmeer lange Zeit den Kräften der Entente-Truppen standhielten.

Die Verbindung der Habsburger-Monarchie zum Heiligen Land begann allerdings bereits vor dem Ersten Weltkrieg. So hatte Kaiser Franz Joseph (der u.a. die offiziellen Titel „König von Jerusalem“ und „Herzog von Auschwitz“ führte!) als erster europäischer Kaiser den Weg nach Jerusalem angetreten. 600 Jahre nach den Kreuzzügen kam er als Pilger in die „Stadt aus Gold“ und wurde von seinen jüdischen Untertanen würdevoll empfangen. Dies war möglich, da sich allein in Jerusalem 50.000, zumeist jüdische, Staatsbürger der k.u.k.-Monarchie aufhielten. Viele von ihnen hatten Aliyah aus Galizien gemacht, der andere Teil erhoffte sich ein besseres Leben als das in den ärmlichen Schtetln des östlichen Österreich-Ungarns. Für die Tausenden, die diese beschwerliche Reise auf sich genommen hatten, galt der Kaiser immer noch als Schutzpatron und dessen Armee mit ihren jüdischen Soldaten fühlte sich ihrer Verteidigung verpflichtet.

Franz Joseph untermauerte seine Stellung auch dadurch, dass er unter anderem für die Kuppel einer Jerusalemer Synagoge eine großzügige Summe spendete. Doch das Haupt des Habsburgerstaates fiel nicht nur durch sein spendables Verhalten im Bezug auf die jüdische Gemeinde in Eretz Israel auf, auch sein eigenes Land stach durch eine progressive Politik gegenüber der jüdischen Minderheit heraus. (...)

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