September 8, 2017 – 17 Elul 5777
Der „Israelsonntag“ in der evangelischen Kirche

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Wie in EKD-Gemeinden gegen Israel agitiert wird  

Von Anne-Marie Cejp

Der Israelsonntag (früher Judensonntag) ist ein Sonntag im Kirchenjahr der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der das Verhältnis von Christen und Juden zum Thema hat. Er wird am zehnten Sonntag nach Trinitatis – das ist in der Regel im August – begangen.
Schon seit dem Mittelalter wird in der Kirche der so genannte Judensonntag begangen, der die Intention hatte, störrische Juden zum Christentum bekehren zu wollen. Im Verlauf des Luther-Jubiläums wurde dieses Thema ausgiebig behandelt, und es gab Stimmen, die besagten, dass Martin Luthers Traktat „Von den Juden und ihren Lügen“ keine Glanzleistung von ihm war, ja es wurde sogar verurteilt.

Diesen Judensonntag gab es bis in die 1960er Jahre, bis es auffiel, dass der Begriff „Jude“ einen unangenehmen Beigeschmack hatte – immerhin waren 6 Millionen Juden unter bestialischen Umständen weniger als eine Generation zuvor von Deutschen umgebracht worden. So gab es den löblichen Vorsatz, diesen Sonntag umzubenennen und inhaltlich weiterzuentwickeln. Der Judensonntag wurde in „Israelsonntag“ umbenannt und hatte nun die Absicht „ein theologisches Verständnis des Judentums zu gewinnen, das frei von Antijudaismus und Antisemitismus ist“.

Von Antiisraelismus war dabei nicht die Rede, und so ist es verständlich, dass dieser Tag auch ausgiebig dazu genutzt wird „Kritik an Israel“ zu betreiben, denn es ist ja schließlich der Israelsonntag. Ja, ein ökumenischer Gesprächskreis rief im Jahr 2015 sogar dazu auf, über theologische Fragen hinaus auch dem Verhältnis zwischen Israel und den „Palästinensern“ Beachtung zu schenken und „der arabischen Schicksale in Palästina zu gedenken“.

In welchem Ausmaß die Empfehlung des Friedenskreises in deutschen Kirchen angenommen wurde, weiß ich nicht (und möchte es lieber nicht wissen). Im Gottesdienst unserer Kirchengemeinde am 20. August 2017 wurde jedenfalls ausgiebig davon Gebrauch gemacht. Schnell kam der Prediger auf „...Israeli und Palästinenser…einer so schlimm wie der andere... die Mauer... israelische Menschenrechtsverletzungen …israelische Soldaten töten unschuldige Menschen… Terrorattentate sind auch schlimm…“ und so weiter – eigentlich alles, was man so oft hört und liest. Und da man es oft hört, muss ja etwas daran sein, wie mir manchmal im DDR-Staatsbürgerunterricht gesagt wurde, wenn ich als Einzelne eine andere Meinung als die vorgegebene kundtat.

So rieselte die Predigt an mir vorüber, bis der Pfarrer verkündete, dass israelische Siedler den wasserarmen Boden Palästinas aufbohren und Wasser, das für die „palästinensische“ Landwirtschaft bitter nötig wäre, in jüdische Siedlungen pumpen, um dort Blumenrabatte und Swimmingpools für sich zu bewässern. Nun gäbe es zum Thema Wasser in Israel viel zu sagen. Es ist bekannt, dass Israel mit seiner hervorragenden Wasserwirtschaft die komplette „palästinensische“ Wasserversorgung gewährleistet, und es ist auch bekannt, dass Israel eines der führenden Länder auf der Welt auf dem Gebiet von Wasserrecycling, Meerwasserentsalzung und sparsamer Verwendung von Wasser ist und dieses Wissen an seine Nachbarländer weitergibt. Auf diesem Gebiet arbeiten sogar feindlich gesinnte arabischen Nachbarn mit Israel zusammen.

Die Erwähnung des „Wasserraubs“ schreckte mich auf. Zu oft ist er mir in den letzten paar Jahren begegnet. Vor genau einem Jahr (sollte es vielleicht ein staatlicher Beitrag zum Israelsonntag sein?) wurde in der „Tagesschau“ ohne jeglichen Anlass ein Beitrag gesendet, in dem berichtet wurde, wie Israelis „Palästinensern“ Wasser vorenthalten. Der blinde Eifer der ARD ließ dabei in freudscher Weise den „beweisführenden“ Hydrogeologen Clemens Messerschmid zu Clemens „Wasserschmid“ mutieren. Der Wassermangel stellte sich als kurzfristige Folge eines Wasserrohrbruchs heraus, was die ARD halbherzig zugab. Entschuldigt hat sie sich nicht.

In der israelischen Knesset ermahnte der jetzige SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz seine Gastgeber, die den „Palästinensern“ angeblich nur 17 Liter Wasser täglich zur Verfügung stellten. Gleichzeitig räumte er jedoch ein, dass er die genauen Zahlen in Wirklichkeit nicht kenne.

Ein Jahr später bestätigte er diese seine Haltung, nachdem der (schon lange nicht mehr legitimierte) Präsident der „Palästinenser“ Machmud Abbas vor dem Europäischen Parlament gesprochen hatte. Diese Rede enthielt die Originallegende vom Juden als Brunnenvergifter. Abbas behauptete, dass Rabbiner vom israelischen Premierminister forderten, „palästinensische“ Brunnen zu vergiften, um „Palästinenser“ zu töten. Das Europaparlament samt seinem Vorsteher Martin Schulz war von der Rede so hingerissen, dass Ovationen kein Ende nahmen und Martin Schulz sich laut eigener Bekundung „inspiriert“ fühlte. Abbas hat diese Behauptung später zurückgenommen, aber in die Köpfe der Menschen war sie gelangt – ebenso wie die Predigt des evangelischen Pastors in die Köpfe der andächtig lauschenden Gottesdienstbesucher gelangt ist.

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